Sie pirschen wieder durch heimische Wälder: Luchse. Die Wiederansiedlung der Raubkatze in Deutschland beginnt im Jahr 2000 mit dem Luchsprojekt Harz. Und schreibt seitdem Erfolgsgeschichte -jedoch meistens im Verborgenen. Deshalb hat man sich mit dem Luchs-Fotofallenmonitoring 2016/2017 im Nationalpark Harz wieder auf die Lauer gelegt und alte Bekannte sowie elf neue Jungtiere entdeckt. Von Angesicht zu Angesicht können Naturliebhaber den scheuen Pinselohren aber im Luchsschaugehege bei Bad Harzburg begegnen.
Luchsprojekt Harz
Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) war einstmals in ganz Europa beheimatet. Die Bedrohung von Weidetieren und die Jagdkonkurrenz mit dem Menschen führten vor knapp 200 Jahren jedoch zur weitgehenden Ausrottung. Mit Hilfe diverser Wiederansiedlungsprojekte wurde das drittgrößte europäische Raubtier – nach Bär und Wolf – inzwischen wieder in Deutschland heimisch. Besonders erfolgreich ist das Luchsprojekt Harz: Bis 2006 wurden hier insgesamt 24 Luchse ausgewildert. Inzwischen heißt es: Ein alter Harzer ist zurück. “Und die Population wächst und breitet sich von Jahr zu Jahr weiter aus”, freut sich Ole Anders, Koordinator Luchsprojekt Harz. 2016/2017 hat sich die positive Entwicklung mit mindestens elf Jungtieren von vier Luchsinnen fortgesetzt, wie das sogenannte Fotofallenmonitoring belegt. Insgesamt konnten in einem 779 km² großen Untersuchungsgebiet 30 Luchse eindeutig identifiziert werden.
Einige Pinselohren haben sogar jenseits des Harzes neue Reviere erobert. “Im vergangenen Monitoringjahr konnten zum ersten Mal auch im Solling Jungtiere nachgewiesen werden. Eine Luchsin führte dort sogar vier kleine Luchse”, berichtet Anders. Auch bei Göttingen wurde eine Familiengruppe mit zwei Jungtieren gesichtet.
Öffentlichkeitsarbeit für Luchse: Schaugehege an den Rabenklippen
In freier Wildbahn wird man den scheuen, nachtaktiven Jägern dennoch kaum begegnen. “Luchse sind Einzelgänger und ständig auf Wanderschaft. Dabei durchziehen sie Streifgebiete, die bis zu 450 Quadratkilometer groß sein können”, erläutert der Leiter des Luchsprojekts. Um die Großkatzen auch für ein breites Publikum sichtbar zu machen, hat die Nationalparkverwaltung deshalb ein Schaugehege an den Rabenklippen nahe Bad Harzburg eingerichtet. In zwei Teilen mit gut 10.000 Quadratmetern Fläche leben hier derzeit fünf Luchse: Das größere Gehege wird von Paul, Alice und Allen bewohnt. Während der 2013 geborene Paul recht zurückhaltend ist und sich eher selten blicken lässt, sind vor allem die Luchsin Pamina und der Kuder Tamino, beide Jahrgang 2005, echte Showstars. Bei den öffentlichen Luchsfütterungen – immer mittwochs und samstags – beobachten oft mehr als 200 Schaulustige gebannt, wie die Raubkatzen genüsslich große Brocken Reh- oder Hirschfleisch zerlegen. Ranger des Nationalparks Harz versorgen die wissbegierigen Besucher dabei mit Informationen zum Luchsprojekt und dem Leben der Pinselohren in freier Wildbahn.
Auf der Pirsch: Luchstour
Auf dem 16,4 Kilometer langen Premiumwanderweg Luchstour durch den Nationalpark Harz können Katzenliebhaber in den natürlichen Lebensraum der schwarzgefleckten Jäger eintauchen. In knapp fünf Stunden führt der Weg von Bad Harzburg aus durch urige Wälder, über blühende Waldwiesen und entlang naturbelassener Bachläufe zu den großen Katzen. “Auf keinen Fall die Kamera vergessen”, rät Ole Anders. Auch wenn man auf der Pirsch keinem Luchs begegnet – die Besucherplattform bietet einen “zaunfreien” Blick auf die Tiere in ihrer zerklüfteten Gehegelandschaft an den Rabenklippen. Einmalige Eindrücke und Bilder sind hier garantiert. Nach einer Einkehr in die nahegelegene Waldgaststätte geht es über das Eckertal, die Molkenhauswiese und die Ettersklippen wieder zurück nach Bad Harzburg.
Steckbrief: Der Luchs
Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist die größte europäische Katzenart. Sie ist vom Aussterben bedroht. Die Raubkatze wiegt ausgewachsen rund 20 bis 25 kg und ist ungefähr so groß wie ein Schäferhund. Erkennungsmerkmale der Luchse sind Pinselohren, Backenbart und ein kurzer Stummelschwanz. Ihr schwarzgeflecktes Fell weist ein individuelles Muster auf, durch das einzelne Exemplare genau identifiziert werden können. In freier Wildbahn werden Luchse etwa 15 Jahre alt, in Gefangenschaft bis zu 25. Der Luchs ist ein Pirsch- und Lauerjäger, der seine Beute aus kurzer Distanz attackiert. Er beschleunigt dabei auf 70 km/h und tötet mit einem gezielten Kehlbiss. Hauptnahrungsquelle ist in Deutschland das Reh.
Weitere Informationen gibt es auch unter www.luchsprojekt-harz.de
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