(Mynewsdesk) Berlin, 4. Oktober 2017. Die 27. Konferenz von Alzheimer Europe (AE) fand unter dem Titel „Care today, cure tomorrow” vom 2. bis 3. Oktober in Berlin statt. Das umfangreiche Programm mit mehr als 180 Vorträgen fand in sieben verschiedenen Strängen statt, darunter ein deutschsprachiger. Eine Posterausstellung mit 216 wissenschaftlichen Postern zu Forschungsprojekten im Bereich Demenz ergänzte die Vorträge. Die Konferenz wurde von Alzheimer Europe in Kooperation mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft organisiert.
Zentrale Themen der Konferenz waren der aktuelle Stand der medizinischen Forschung sowie neue Ansätze in der Pflege, Betreuung und Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren Familien. Gemäß dem Motto „Care today, cure tomorrow“ sollte die Konferenz die Möglichkeiten aufzeigen, wie das Leben von demenzkranken Menschen schon heute verbessert werden kann, während weiter nach einem Wirkstoff gegen die Erkrankung gesucht wird.
Ein wichtiges Thema war daher das Leben mit Demenz und der Effekt der Erkrankung auf die Betroffen und ihre Familien. Jayne Goodrick und ihr Mann Chris Roberts aus England schilderten, welche Veränderungen sie für ihr Leben bedeutet. Sie machten Mut, mit der Krankheit offen umzugehen und das Leben damit zu gestalten. „Ich habe Demenz, aber die Demenz hat nicht mich!“ betonte Roberts.
In einem Symposium der „European Working Group of People with Dementia“ kamen vier Betroffene zu Wort, die ihre Erfahrungen mit der Erkrankung teilten. Ihr Fazit war, dass sie trotz aller Einschränkungen immer noch Menschen mit vielfältigen Kompetenzen sind, die etwas zur Gesellschaft beitragen können und wollen. Trotz Demenz sei es ihnen möglich am alltäglichen Leben teilzunehmen, wenn sie die nötige Unterstützung erhielten und ihnen die Gesellschaft mit mehr Offenheit begegne.
Demenz sei eine Krankheit, die die gesamte Familie betreffe, sagte Jean Mossman (Schweden) bei der Präsentation von Ergebnissen einer Umfrage unter pflegenden Angehörigen in fünf europäischen Ländern. Mehr als bei jeder anderen Krankheit seien die Angehörigen in hohem Maße belastet. Diese Belastung trifft vor allem Frauen, die mit rund 70 % am häufigsten die Rolle der pflegenden Angehörigen übernehmen und in der Folge oft selbst erkranken. Häufiger als Männer treten Frauen für die Pflege beruflich zurück und nehmen so zusätzliche finanzielle Nachteile in Kauf.
Damit Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ein besseres Leben führen können, haben viele europäische Länder in den vergangenen Jahren nationale Demenzstrategien entwickelt. Im Rahmen dieser Strategien werden vor allem Verbesserungen bei Diagnose, medizinischer Behandlung, Unterstützung und Pflege geplant. Knut Engedal von der Universität Oslo hat sich mit den konkreten Effekten nationaler Demenzstrategien beschäftigt. In seinem Vortrag am Vormittag teilte er seine Erkenntnis, dass Demenzstrategien nur dann erfolgreich waren, wenn lokale Akteure im Gesundheits- und Pflegebereich dafür mit finanziellen Mitteln ausgestattet wurden. Gleiches gilt für Richtlinien, die die Qualität von Pflege verbessern sollen.
Dass Demenz mit einem hohen Kostenaufwand verbunden ist, machte Anders Wimo aus Schweden deutlich. Im Jahr 2015 seien dafür weltweit fast 818 Milliarden US-Dollar angefallen, 2030 werden es laut Wimo rund 2 Billionen sein. Einen großen Teil davon erbringen pflegende Angehörige, doch auch für die professionelle Pflege steigen die Kosten. Allerdings gebe es in der Gesellschaft in der Regel durchaus eine Bereitschaft, höhere Beiträge für die Pflege aufzuwenden, sofern die Qualität dann auch entsprechend gut sei.
In einem deutschsprachigen Symposium am Nachmittag ging es um seltene Demenzformen, die auch Menschen im Alter von unter 65 Jahren treffen können. Ihre Auswirkungen sind häufig besonders gravierend. Eine sorgfältige Diagnose ist nicht nur für den Umgang mit der Krankheit wichtig, sondern kann auch Hinweise auf behandelbare Ursachen ergeben, wie Alexander Kurz (München) erklärte.
HintergrundAlzheimer Europe ist die Dachorganisation von 39 Alzheimer-Gesellschaften aus 34 europäischen Ländern und wird von der Europäischen Union unterstützt. In Europa sind etwa neun Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen.
In Deutschland leben heute etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Ungefähr 60% davon leiden an einer Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzkranken wird bis 2050 auf 3 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz ist ein gemeinnütziger Verein. Als Bundesverband von derzeit 135 Alzheimer-Gesellschaften, Angehörigengruppen und Landesverbänden vertritt sie die Interessen von Demenzkranken und ihren Familien. Sie nimmt zentrale Aufgaben wahr, gibt zahlreiche Broschüren heraus, organisiert Tagungen und Kongresse und unterhält das bundesweite Alzheimer-Telefon mit der Service-Nummer 01803 – 17 10 17 (9 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz) oder 030 – 259 37 95 14 (Festnetztarif).
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