Schwerpunkt klinische Infektiologie auf der Jahrestagung
Einer der Schwerpunkte der 48. Jahrestagung der DGIIN und der ÖGIAIN 2016 in Berlin istdie klinische Infektiologie. Im Rahmen dieses Kongresses wird schon im Bereich des ICU Beginner Kurses auf die Notwendigkeit antibiotischer Strategien auf der Intensivstation hingewiesen. Dieses ist deshalb besonders wichtig, da Fehler, die bei der kalkulierten Initialtherapie vorkommen, im Laufe der weiteren Behandlung eines infektiologisch, kritisch kranken Patienten nur unzureichend korrigiert werden können. Die adäquate kalkulierte Initialtherapie entscheidet uber das Überleben von kritisch kranken Patienten mit schweren sowohl ambulant wie auch nosokomial erworbenen Infektionen, wie Pneumonie und Sepsis. Entscheidend bei dieser kalkulierten Initialtherapie ist nicht nur die Auswahl der Antibiotika, sondern vor allen Dingen die fruhzeitige Gabe einer intravenösen, hochdosierten und wirksamen Therapie. Beim septischen Schock bedeutet jede Stunde Verzögerung des Beginns einer adäquaten Initialtherapie eine Erhöhung der Letalität von uber 7 %.
Auch im ICU Refresher Kurs werden nosokomiale Infektionen thematisiert. Hier wird vor allen Dingen auf die zunehmende Häufigkeit multiresistenter Erreger und deren Therapie bei schweren nosokomialen Infektionen fokussiert.
Ein ganzes Symposium widmet sich der evidenzbasierten Diagnostik von Infektionen in der Intensivmedizin. Speziell wird in einzelnen Vorträgen auf die Infektionsentitäten Pneumonie, intraabdominelle Infektionen, ZVK-assoziierte Infektionen und auf die durch Clostridium difficile hervorgehobene postantibiotische pseudomembranöse Enterokolitis hingewiesen.
Ein weiteres Symposium berichtet uber die neuen Empfehlungen fur die kalkulierte Initialtherapie bakterieller Infektionen bei Erwachsenen der Paul Ehrlich Gesellschaft. Diese wurden erst auf einer Konsensuskonferenz am 27. und 28. Mai 2016 in Berlin finalisiert. Die Empfehlungen der Paul Ehrlich Gesellschaft stellen weltweit die einzige Therapieempfehlung dar, die sich mit allen klinisch relevanten Infektionen in Diagnostik und Therapie befasst. Wir werden hier mikrobiologische Grundlagen, pharmakokinetische und pharmakodynamische Aspekte, die Sicherheit und Verträglichkeit von Antiinfektiva sowie neue Antibiotika dargestellt. Als Infektionsentitäten umfassen die Empfehlungen der Paul Ehrlich Gesellschaft Atemwegsinfektionen, Infektionen im HNO/ZMK-Bereich, intraabdominelle Infektionen, Harnwegsinfektionen, Knochen- und Gelenksinfektionen, Hautweichgewebsinfektionen, die bakterielle Endokarditis, die bakterielle Meningitis, bakterielle gastrointestinale Infektionen, die Antibiotikatherapie des alten Menschen und die Therapie der lebensbedrohlichsten Infektion der Sepsis.
Weiterhin gibt es spezielle Kapitel, die sich mit der Therapie von Infektionen durch multiresistente gramnegative Erreger, ökonomische Aspekte der Antibiotikatherapie und der Antibiotikatherapie des alten Menschen befassen.
Auch uber die Probleme des infektiösen Patienten in der Notfallaufnahme wird berichtet. Hier wird genau analysiert, wann ein Screening notwendig ist, welche Patienten gescreent und welche Patienten isoliert werden mussen. Die Infektliga, eine weitere wichtige Fachgesellschaft, die sich in Deutschland mit der Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten befasst, veranstaltet ein weiteres Symposium. Hier geht es um die Optimierung der antiinfektiven Therapie durch therapeutisches Drug-Monitoring, also durch die Konzentrationsbestimmung der verwendeten Antibiotika im Blut. Hier wird ausfuhrlich uber die pharmakologischen Grundlagen und die klinische Umsetzung berichtet.
Ein weiteres Symposium befasst sich mit dem Antibiotic Stewardship in Deutschland. Das Antibiotic Stewardship (ABS) beschäftigt sich mit der Etablierung von Strategien zur Sicherung einer rationalen Antibiotikatherapie. Hier spielt die leitliniengerechte Wahl der Initialtherapie eine entscheidende Rolle. Sie ist eine sogenannte Kernstrategie des ABS und Bestandteil der Qualitätssicherung von ABS-Maßnahmen. Eine falsche Initialtherapie hat negative klinische und ökonomische Auswirkungen. Diese Probleme werden in drei Vorträgen analysiert.
In einem Satellitensymposium wird noch einmal speziell auf das Management der nosokomialen Pneumonie fokussiert. Hier geht es einmal um Probleme in der Diagnostik dieser Erkrankung und der Anwendung neuer Antiinfektiva. Weitere Satellitensymposien befassen sich mit aktuellen Aspekten der antibiotischen Therapie bei der Pneumonie und der Sepsis, neuen Therapiestrategien bei steigenden Resistenzen und der Therapie von katheterassoziierten Infektionen.
Eine weitere Sitzung befasst sich mit dem Management von Infektionen bei immunkompromittierten Patienten. Dies umfasst das Infektionsmanagement in der kardiochirurgischen Nachsorge, die Probleme in der Hämato-Onkologie, in der Pulmologie und in der Nephrologie.
Die Auflistung der Vielzahl von Symposien und Vorträgen zeigt, dass die Deutsche Gesellschaft fur Internistische Intensiv- und Notfallmedizin die herausfordernden Fragestellungen von schweren Infektionen in der Intensivmedizin klar erkannt hat und Experten aus den Bereichen Mikrobiologie, Pharmakokinetik, Pharmakodynamik, Intensivmedizin und Pharmaökonomie die Gelegenheit gibt, alle sich darstellenden Probleme zu analysieren und zu diskutieren sowie Lösungswege aufzuzeigen.
Kontaktadresse:
Dr. Klaus-Friedrich Bodmann
Klinikum Barnim GmbH
Werner-Forßmann-Krankenhaus
Klinik fur Internistische Intensiv- und
Notfallmedizin und Klinische Infektiologie
Rudolf-Breitscheid-Str. 100
16225 Eberswalde
Tel. 03334-69-18 02
kf.bodmann@klinikum-barnim.de
Die Deutsche Gesellschaft fur Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin mit Sitz in Berlin ist eine gemeinnutzige wissenschaftlich
medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 1.900 Mitgliedern. Der Zweck des Vereins ist die finanzielle und ideelle
Förderung der wissenschaftlichen Forschung und Lehre sowie der Praxis auf dem Gebiet der Internistischen Intensivmedizin und
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