Statement von Prof. Dr. Dieter Hundt zur deutsch-chinesischen Zusammenarbeit
Stuttgart, 19. Juni 2018 – Prof. Dr. Dieter Hundt, Ehrenpräsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und Aufsichtsratsvorsitzender der Zhongde Metal Group GmbH, nahm in der vergangenen Woche an der 4. Deutsch-Chinesischen Mittelstandskonferenz in der südchinesischen Metropole Jieyang teil. 200 Teilnehmer aus Deutschland und anderen Ländern Europas kamen mit chinesischen Vertretern aus Wirtschaft und Politik zu Kooperationsgesprächen zusammen. Die Bedeutung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen, die Herausforderungen und Chancen, die deutschen Mittelständlern in China begegnen, rückt er in einem Statement in den Fokus.
“USA kündigt Iran-Atomabkommen auf”, “Der Westen startet Militärschläge gegen Syrien – Moskau droht mit Konsequenzen” “Spannungen im Gaza-Streifen” – zunehmende Handelserschwernisse, Bomben, steigende nationale Eigeninteressen beherrschen die Schlagzeilen und beweisen, dass sich die Welt in einer angespannten und kritischen Schieflage befindet. In einer Welt der komplizierter werdenden internationalen Beziehungen, erhalten Veranstaltungen wie diese in Jieyang besondere Bedeutung – eine Konferenz, die europäische Vertreter aus Wirtschaft und Politik mit chinesischen Regierungsvertretern und Unternehmern zusammenbringt, um gemeinsam erfolgreiche Wirtschaftsbeziehungen aufzubauen, zu intensivieren und – auch neu zu definieren.
Deutschland mit China verbindet nach wie vor ein “besonderes Verhältnis”. Dies wurde auch beim 11. Besuch der Kanzlerin Dr. Angela Merkel bei Staatspräsident Xi Jinping vor wenigen Tagen in Peking wieder deutlich. China ist das einzige Land in Ostasien, mit dem Deutschland so genannte Regierungskonsultationen pflegt: Die Staatschefs und Minister beider Seiten besuchen sich gegenseitig in den Hauptstädten. So umfangreiche Gipfeltreffen veranstaltet China umgekehrt mit keinem anderen Land. Auch wirtschaftlich sind die Beziehungen gut wie nie.
Handelspartner Deutschland – China
Mit rund 187 Milliarden Euro blieb China auch 2017 wichtigster Handelspartner Deutschlands. Dabei importieren deutsche Firmen bereits mehr Waren aus dem Reich der Mitte als sie dorthin ausführen. 2017 lagen die Importe chinesischer Waren in Deutschland bei 100,5 Milliarden Euro. Die Exporte deutscher Firmen nach China betrugen 86,2 Milliarden Euro. Laut einer aktu-ellen Buchveröffentlichung sind mehr als 8.000 deutsche Unternehmen mit über 30.000 deutschen Experten in China aktiv, rund 2.500 chinesische Unternehmen in Deutschland – beeindruckende Zahlen. Nicht nur die großen deutschen Konzerne sind in China aktiv, sondern zunehmend mehr auch Mit-telständler. Dieses Engagement wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Ich bin überzeugt, dass die Zusammenarbeit für mittelständische Unternehmen beider Länder in Zukunft weiterhin große Erfolgschancen hat.
Situation deutscher Unternehmen in China
Die deutschen Unternehmen in China bewerten die aktuelle wirtschaftliche Situation und ihre Geschäftstätigkeit größtenteils positiv und blicken optimistisch in die Zukunft. 75 Prozent der Unternehmen rechnen 2018 mit weiteren Umsatzsteigerungen. Das ist das Ergebnis der Geschäftsklima-Umfrage der Deutschen Handelskammer in China 2017/18 und dies trotz der Herausforderungen, die das China-Geschäft für deutsche Firmen weiterhin mit sich bringt: beschränktes Internet, Rechtssicherheit für geistiges Eigentum, fehlende Fachkräfte und steigender Wettbewerb. Die deutsche Industrie wird in diesem Jahr nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) so viel im Ausland investieren wie nie zuvor. Auch in China will die deutsche Industrie 2018 ihre Direktinvestitionen steigern: Nach 37 Prozent im vergangenen Jahr planen dies 39 Prozent der befragten Unternehmen, die international aktiv sind.
Chinesische Investoren haben im vergangenen Jahr mit 13,7 Milliarden Dollar (fast 25 % mehr als 2016: 11,1 Milliarden Euro) so viel Geld wie nie in deutsche Firmen investiert. Die Zahl der Firmenübernahmen ging gleichzeitig zu-rück: Wechselten 2016 insgesamt 68 deutsche Unternehmen in chinesischen Besitz, waren es 2017 nur 54. All diese Zahlen und Fakten sind einschlagen-der Beweis für eine funktionierende und erfolgreiche Partnerschaft.
Ausverkauf der deutschen Wirtschaft?
Die Sorge der Öffentlichkeit und auch Teilen der Politik um den Ausverkaufs der deutschen Wirtschaft hat im vergangenen Jahr weiter zugenommen – ich persönlich sehe dies entspannter: Die chinesischen Investoren sind bei weitem nicht der größte Einkäufer in Deutschland. An der Spitze standen vielmehr erneut US-Firmen, die insgesamt 155 deutsche Unternehmen übernahmen, gefolgt von Schweizer und britischen Investoren, die jeweils mehr als 80 deutsche Firmen kauften. Kritisch beäugt wird auch das Kaufverhalten der chinesischen Investoren: Das Hauptziel der Übernahmen der Chinesen blei-ben Industrie-Unternehmen – 30 der 54 übernommenen deutschen Firmen gehörten zum produzierenden Gewerbe. Daneben standen der Einzelhandel sowie Lebensmittel und Pharma zunehmend im Fokus. Die Sorge, dass zu viele wichtige Firmen in chinesischer Hand liegen, treibt Politiker wie Unternehmer in Deutschland um. Die Angst, dass sich “die Chinesen” das Know-how aneignen und die Unternehmen dann aussaugen, lässt sich nicht wegdiskutieren. Die Bedenken existieren.
Die Realität bestätigt diesen Schluss aber bislang nicht: Ich habe mit Verant-wortlichen vieler Firmen in Deutschland – wie etwa deutsche Automobil- und Zuliefererunternehmen -, die mit chinesischen Partner zusammenarbeiten, persönlich gesprochen. Sie bewerten die Zusammenarbeit ausdrücklich posi-tiv. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt das gleiche Ergebnis: Die Unternehmen bestätigen mehrheitlich, sie seien mit ihren neuen Arbeitgebern sehr zufrieden. Die Investoren übten auf das Tagesgeschäft wenig Einfluss aus, sie hielten an den Standorten fest, investierten in Anlagen und schaffen neue Arbeitsplätze.
Reziprozität muss in beide Richtungen gelten
Die deutsche Wirtschaft begrüßt die aktuellen Ankündigungen Xi Jinpings, China für ausländische Investoren weiter öffnen zu wollen ausdrücklich. Das Prinzip der uneingeschränkten Reziprozität muss in beide Richtungen gesi-chert sein. Deutsche Firmen müssen in China mit gleichen Rechten arbeiten können wie chinesische Unternehmen in Deutschland bzw. der EU. Immer noch fällt es allerdings Chinas Investoren leichter, sich an deutschen Unter-nehmen zu beteiligen als deutschen Investoren an Firmen in China. Nach einer Studie des Forschungsinstituts “Merics” wären von den großen Über-nahmen chinesischer Firmen in Europa seit 2000 drei Viertel nicht zustande gekommen, wenn chinesische Regeln gegolten hätten. Dieses Ungleichge-wicht muss ausgeglichen werden. Rechte, Pflichten, Behandlung bei Aus-schreibungen, Firmengründungen – Firmen beider Länder müssen uneinge-schränkt gleichberechtigt agieren können.
Ich stelle mit Freude und Zufriedenheit fest, dass hier in letzter Zeit vieles in Bewegung gekommen ist: “Dialog statt Konfrontation” – Staatspräsident Xi Jinping hob beim Bo”ao Forum im April explizit Chinas Entgegenkommen in globalen Handelsfragen hervor. In seiner Rede auf der Insel Hainan wiederholte er frühere Ankündigungen einer weiteren Öffnung der chinesischen Wirtschaft für ausländische Investoren und einen verbesserten Schutz geistiger Eigentumsrechte. Die deutsche Wirtschaft – mit maßgeblichem Gewicht in Europa – begrüßt diese Öffnungspolitik sehr. Wir setzen uns ebenfalls dafür ein, dass die Voraussetzungen für einen un-eingeschränkten Wettbewerb geschaffen werden.
“Chinas Tore der Öffnungspolitik werden nicht geschlossen, sondern noch weiter aufgestoßen. Wir werden den Marktzugang bedeutend ausweiten”, sagte Xi Jinping. Die Reform und Öffnung steht für China im Mittelpunkt – und damit eine Globalisierung zum Wohle aller.
Nachdem Premier Li Keqiang bereits eine Senkung der Zölle im März angekündigt hatte, werden die Abgaben für Autoimporte bereits ab Mitte 2018 von 25 Prozent auf 15 Prozent gesenkt. Xi Jinping wiederholte auch frühere An-kündigungen, den Anteil ausländischer Investitionen in Banken, Wertpapier-firmen und Versicherungen in diesem Jahr auszuweiten. Beschränkungen sollen gelockert und Geschäftsfelder ausgeweitet werden.
Schranken für ausländische Beteiligungen in der Auto-, Schiffs- und Flugzeugindustrie sollen ebenfalls “so schnell wie möglich” gelockert werden. Der bisher bestehende Joint-Venture-Zwang für ausländische Autobauer soll aufgehoben werden. All dies sind sehr positive Signale für die zukünftigen Wirtschaftskooperationen zwischen Deutschland – Europa – und China. Und die deutsche Wirtschaft unterstützt diese Vorhaben. Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Abschottung wichtiger Länder und des Aufbaus von Handelsbarrieren ist die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Deutschland von größter Bedeutung. 50.000 Chinesen studieren aktuell in Deutschland und 8000 junge Menschen aus Deutschland halten sich zum Studium in China auf – diese Zahlen zeigen wohin die Entwicklung geht. Sie sind Beleg für die weitere enge Zusammenarbeit.
Chancen für Mittelständler beider Länder
Deutschen Mittelständlern bieten die Kooperationen mit China in den kommenden Jahren große Chancen – und auch chinesische Mittelständler profitieren von der Zusammenarbeit. Mit den Strategien “Made in China 2025” und “Industrie 4.0” haben die Regierungen beider Länder den gemeinsamen Weg in die Zukunft geebnet. Mehr Umweltschutz, Energieeffizienz, Qualitätsprodukte, verbessertes Gesundheitswesen, Ausbildung von Fachkräften, Automatisierung – der Modernisierungsprozess zieht sich durch alle Lebensbereiche.
Im aktuellen Fünf-Jahresplan von China spielt Produktionstechnologie eine große Rolle. Die Volksrepublik setzt verstärkt auf qualitatives Wachstum. Die deutsche Wirtschaft spürt, dass die Nachfrage aus China im Bereich Automatisierung und Robotik stetig wächst. Interessant ist auch, dass aktuell in China trotz der beschlossenen Quote für Elektromobilität deutsche Werkzeugmaschinen sehr gefragt sind, um Produktionslinien auch für Autos mit deutlich umweltfreundlicheren Verbrennungsmotoren zu modernisieren und weiter auszubauen.
“Made in Germany” – weltweit sind Produkte aus Deutschland gefragter denn je: Maschinenhersteller, Autobauer, Ingenieurdienstleistungen, Umwelttechnologie. Umgekehrt benötigen deutsche Mittelständler dringend neue Märkte, um international erfolgreich bleiben zu können. International tätige Mittelständler sind doppelt so erfolgreich wie ausschließlich auf den Inlandsmarkt fokussierte Unternehmen.
Eine tragende Rolle spielt bei der Zusammenarbeit auch die vieldiskutierte Seidenstraßen-Initiative – die Dimensionen sind gewaltig: Mit einem Volumen von rund einer Billion Dollar will Xi Jinping Asien und Europa zusammenbrin-gen – über Straßen, Zugverbindungen, Häfen und Flughäfen. Inzwischen wurden schon mit 80 Ländern Kooperationsverträge unterzeichnet. Die beteiligten Länder repräsentieren zwei Drittel der Weltbevölkerung, rund 4,4 Milliarden Menschen. Die Seidenstraßen-Initiative könnte den Welthandel revolutionieren. Das finanzpolitische Engagement der Bundesregierung trägt der Bedeutung Rechnung. Die EU-Staaten kritisieren teilweise die chinesischen Vor-gaben für Beteiligungen an der Neuen Seidenstraße. Die Botschafter der EU-Staaten in Peking befürchten in einem gemeinsamen Bericht, die chinesische Regierung wolle mit dem Plan die internationalen Beziehungen und die Glo-balisierung nach ihren Vorstellungen gestalten – und viele der beteiligten Länder durch Finanzierungen von China abhängig machen. Die Angst ist, europäische Firmen könnten bei vielen interessanten Aufträgen leer ausge-hen, wenn es nicht gelinge, China auf international anerkannte Standards zu verpflichten.
Chinas Staatspräsident Xi Jinping beteuert aber: “China will weder eigennützig geopolitische Spiele spielen, noch will es einen exklusiven Klub gründen oder andere Geschäfte aufzwingen.” China sieht in der Initiative eine umfassende Öffnung nach außen und seine konsequente Einbindung in die Global Governance. Dies ist nach meiner Überzeugung der richtige Weg. Allerdings müssen den Zusagen in Zukunft auch Taten folgen. Ich bin der Meinung, das Fundament einer jeden erfolgreichen Partnerschaft sind Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung – dies gilt auch für Deutschland und China. Ich sehe in der Öffnung Chinas nach außen und der Suche nach dem Dialog ein sehr positives Signal, auch mit Blick auf die Seidenstraße-Initiative – dies schließt aber auch ein, dass die “Chancengleichheit für alle Investoren in der Transportinfrastruktur” gewährleistet ist.
Die Zhongde Metal Group GmbH
Die Zhongde Metal Group GmbH (ZMG) wurde Anfang 2015 als deutsche Tochtergesellschaft eines chinesischen Unternehmerverbandes gegründet. Das Team begleitet deutsche Mittelständler bei einer Ansiedlung in China – in der “Metal Eco City” in Jieyang sowie in weiteren Wirtschaftszonen in China. Chinesischen Unternehmen eröffnet die Zhongde Metal Group GmbH den Zugang zum deutschen Markt. Firmensitz ist Stuttgart – weitere Standorte sind Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München und Dresden. Aufsichtsratsvorsitzender ist Prof. Dr. Dieter Hundt, Ehrenpräsident Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Weitere Informationen unter www.metal-eco-city.com und www.zhongdemetal.de
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