Bald bekommen wir unser Geld zurück … laut Politik

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Welches Geld? Von wem? Wie viel und vor allen Dingen, wann? – Die Rede ist von Griechenland, das am 20.8.2018 den EU-Rettungsschirm ESM verlassen hat.

Bald bekommen wir unser Geld zurück ... laut Politik
(Bildquelle: pixabay.com)

Am 6.8.2018 wurde die letzte Tranche der Hilfszahlungen in Höhe von “nur noch” 15 Milliarden Euro ausgezahlt. Davon sollen 9,5 Milliarden Euro zum Aufbau eines Kapitalpuffers für die Zeit nach Ende des internationalen Hilfsprogramms dienen. Der Rest soll zur Schuldentilgung verwendet werden.
Verhinderung der Staatspleite dauerte (vorerst) 8 Jahre

Griechenland und die Eurostaaten verbreiten angestrengt die Meldung, sie hätten das Klassenziel nun endlich erreicht. Aber ist dem wirklich so?
Griechenland wurde bekanntlich seit 2010 mit hohen internationalen Krediten, Schuldenschnitt im Frühjahr 2012 und Streckung der Kreditlaufzeiten vor der Pleite bewahrt.
Im Gegenzug musste Athen ein striktes und umfassendes Spar- und Reformprogramm umsetzen. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass diese Reformen und Sparanstrengungen unter der Regierung der einstigen Populisten von Alexis Tsipras, der immerhin jetzt schon seit einer Legislaturperiode Premierminister ist, durchgesetzt werden mussten. Im laufenden dritten Hilfsprogramm standen theoretisch bis zu 86 Milliarden Euro zur Verfügung, rund 62 Milliarden Euro wurden davon dem ESM zufolge ausgezahlt.
Die restlichen 24 Milliarden werden wohl jetzt der Reserve für kommende Finanzkrisen zugeschlagen. Vielleicht bekommen wir es aber auch schon bald wieder, denn mit der letzten Auszahlung verfügt Griechenland laut ESM über einen Kapitalpuffer in Höhe von rund 24 Milliarden Euro. Damit könnte das Land sich im Worst-Case-Szenario etwa 22 Monate über Wasser halten, wenn es doch nicht so klappt mit dem Anleihegeschäft …
Ehrlich gesagt haben wir vom NDAC auch erhebliche Zweifel, dass sich Griechenland zu moderaten Zinsen am internationalen Markt Geld wird leihen können. Denn die erwartete Staatsverschuldung beträgt für 2018 immerhin 349,87 Milliarden Euro. Das bedeutet, in Athen befindet sich mit rund 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ein erheblicher Schuldenberg in den Büchern – und das bei nur 11,1 Millionen Einwohnern, die ein Bruttoinlandsprodukt von 200,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 erwirtschafteten.
Aber immerhin ist das Bruttoinlandsprodukt seit 2017 nach Jahren der Flaute wieder gestiegen. Den veröffentlichten Zahlen des staatlichen Statistikamtes Elstat zufolge legte das BIP im ersten Viertel des Jahres 2018 gegenüber dem Vorquartal um 0,8 Prozent zu. Im Vergleich zum vierten Quartal 2017, als das Wachstum nur 0,2 Prozent betrug, hat die griechische Wirtschaft damit deutlich an Dynamik gewonnen. Das Plus fiel in den ersten drei Monaten doppelt so hoch aus wie im Schnitt der Eurozone – ohne Zweifel, ein toller Erfolg für die Menschen in Griechenland.

Wäre eine Rückkehr zur Drachme besser gewesen?

Viele Fachleute waren bei Ausbruch der Griechenland-Krise der Meinung, dass das Land mit einer Rückkehr zur Drachme besser gefahren wäre, zumal die damals Regierenden sich den Beitritt zum Euro unter tatkräftiger Hilfe amerikanischer Investmentbanker mit geschönten Statistiken erschlichen haben.
Doch was wäre dadurch gewonnen worden?
Bei Wiedereinführung der alten Währung wäre die Drachme bei Bedarf abgewertet worden, und der Export wäre gestiegen. Nur fällt uns im Moment nicht so sehr viel ein, was Griechenland exportiert. Aber wir haben nachgeschlagen und fanden dabei neben Ouzo landestypische Lebensmittel wie Oliven, Feta, Öl, Trauben, Tomaten und Obst in Dosen etc. Zweitwichtigster Exportfaktor sind pharmazeutische Erzeugnisse. Jedes sechste Produkt aus Hellas sind Pillen und Salben. Die deutsche Industrie lässt sich von griechischen Unternehmen mit Halbwaren und Vorerzeugnissen beliefern, vor allem Blech, Ferrolegierungen oder Vorprodukte aus Alu und Kupfer. Anteil am Gesamtimport: rund 13 Prozent.
Und natürlich hätten ausländische Touristen einen günstigen Urlaub in Griechenland verbringen können. Aber das tun sie ja jetzt auch. Denn der Tourismus ist der größte Wirtschaftsfaktor für die Hellenen.
Die Auslandsschulden (Tilgung und Zinsen) aber wären in Euro in den Büchern geblieben und gestiegen, weil die Drachme an Wert verloren hätte. Und damit wäre niemandem geholfen gewesen. Außerdem wäre das Land als Mitglied der Europäischen Union auf noch stärkere Alimentierung durch die anderen EU-Staaten angewiesen gewesen.

Sollte man in Griechenland investieren?

Durch die von den Gläubigern durchgesetzten Privatisierungen tummeln sich bereits einige ausländische Investoren in Griechenland. Wen wundert’s da, dass die Chinesen hier besonders am Hafen von Piräus interessiert waren, stellt er doch einen wichtigen Bestandteil des Projektes 2025 (moderne Seidenstraße) dar.
Aber sonst gingen die Investitionen im ersten Vierteljahr gegenüber dem Vorquartal um 10,4 Prozent und im Jahresvergleich sogar um 28,1 Prozent zurück. Diese enttäuschende Entwicklung der Investitionen zeigt: Griechenlands Aufschwung fehlt es noch an Tiefe und Nachhaltigkeit. Und genau das, was mit zum Ausbruch der griechischen Finanzkrise geführt hat, gilt auch heute noch als größtes Investitionshemmnis: Hohe Besteuerung, mangelnde Rechtssicherheit und Korruption.

Fazit

Um die Eingangsfragen noch zu beantworten, ob, wann und wie viel Steuergeld wir wiedersehen werden, steht leider in den berühmten Sternen …
Wir raten jedenfalls, sein Geld anzulegen, aber nicht in Griechenland. Trotzdem wünschen den Menschen dort sehr bald ein auf stetigem Wirtschaftswachstum beruhendes besseres Leben.

Bildquelle: https://pixabay.com/de/grichenland-fahne-flagge-spritze-1500275/

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