Gesundheit ist mehr als nur „nicht krank“ sein: Unternehmen sollten präventiv die physische und psychische Gesundheit ihrer MitarbeiterInnen stärken
Autorinnen Prof. Jutta Heller + Nina Gallenmüller: Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit als „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“ und konzentriert sich mit der Ottawa-Charta vor allem auf die Gesundheitsvorsorge. Nach diesem Verständnis ist entscheidend, Lebens- und Arbeitsbedingungen zu schaffen, in denen Menschen einen positiven funktionalen Gesamtzustand im Sinne eines dynamischen biopsychologischen Gleichgewichtszustandes aufrechterhalten oder immer wieder herstellen können (vgl. Brinkmann, R. (2014). Angewandte Gesundheitspsychologie. Hallbergmoos: Pearson). Diese Definition basiert auf dem Verständnis von Gesundheit als einem sehr dynamischen Prozess, der viele Facetten zwischen „gesund“ und „krank“ ermöglicht. Gesundheit hat eine starke subjektive Komponente: Ob wir uns jetzt gut fühlen, hängt auch von unserem gegenwärtigen emotionalen Zustand ab, ob wir ausgeruht und unbeschwert sind usw.
So beeinflussen nicht nur biologische Faktoren den Gesundheitsprozess, sondern auch psychologische und soziologische Komponenten. Viren und Bakterien greifen in den Zustand der menschlichen Gesundheit ein, aber auch persönliche Einstellungen, Überzeugungen und Emotionen. Eine klare Trennung zwischen physischer und psychischer Gesundheit kann man nicht vornehmen: Zahlreiche psychische Erkrankungen sind genetisch bedingt, werden aber erst durch das individuelle emotionale Erleben ausgelöst. Ein Beispiel dafür ist die Depression, die genetische Komponenten aufweist, jedoch in vielen Fällen erst durch ein Trauma ausgelöst wird, z. B. durch eine Trennung. Moderierend wirkt sich dann das soziale Netzwerk des/der Betroffenen aus, indem es die Gefühle der Einsamkeit, Wertlosigkeit usw. entweder auffängt oder aber sogar noch verstärkt. Folglich spricht man von einem „biopsychosozialen“ Gesundheitsmodell (nach Engel, G. (1976). Psychisches Verhalten in Gesundheit und Krankheit. Bern: Huber).
Gesundheit ist für Unternehmen relevant
Ob wir uns gesund und leistungsfähig fühlen, hat einen entscheidenden Einfluss auf unser Wohlbefinden. Gleichermaßen ist jedoch auch die Gesundheit und die damit verbundene Leistung für Unternehmen von hoher Relevanz. Der wirtschaftliche Schaden, den Unternehmen durch krankheitsbedingte Ausfälle ihrer Mitarbeiter erleiden, ist immens. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) konzentrierte sich anfangs in erster Linie auf die körperliche Sicherheit der Beschäftigten, um Fehlzeiten zu vermeiden. Inzwischen ist auch die Bewertung der psychischen Belastung am Arbeitsplatz seit 2013 gesetzlich vorgeschrieben (ArbSchG § 5) – unter anderem, weil immer deutlicher wurde, dass psychische Erkrankungen die Arbeitsfähigkeit in der Regel noch stärker einschränken als körperliche. Beispielsweise ist die Dauer der Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen etwa doppelt so lang wie der Gesamtdurchschnitt aller krankheitsbedingten Fehlzeiten (Badura et al. (2017). Fehlzeiten-Report 2017. Berlin: Springer, S. 281).
Gesundheit fördern mit den Resilienzschlüsseln
Unternehmen konzentrieren sich daher zunehmend auf die psychologischen Aspekte der Mitarbeitergesundheit. Im Mittelpunkt stehen die Erhaltung und Stärkung der Gesundheit und damit der Arbeitsfähigkeit. Ein präventiver Ansatz ist auf lange Sicht sowohl effektiver als auch kostengünstiger als ein Eingreifen erst dann, wenn die Gesundheit bereits beeinträchtigt ist. Aus diesem Grund ist ein Resilienztraining darauf ausgerichtet, die Mitarbeiter so früh wie möglich zu stärken, auch wenn sie ihre Belastungsgrenzen noch nicht überschritten haben.
Die Resilienzschlüssel zeigen individuelle Ressourcen auf, bevor Krisen und gesundheitliche Einschränkungen auftreten: Wenn Menschen ihre Ressourcen kennen und lernen, für sich selbst zu sorgen, können sie unerwarteten Stress in Krisensituationen viel besser abfedern. Und vielen Menschen im Unternehmen ist das auch selbst bewusst. Auf die Frage, warum sie an Resilienztrainings teilnehmen, antworten die TeilnehmerInnen: „Um Belastungen im aktuellen Change-Prozess besser meistern zu können“, „Stressgefühle bewältigen“, „Um meine Gesundheit zu stärken“. Um das erlernte resiliente Verhalten zu verankern, werden Resilienz-Trainings idealerweise mit einem mehrmonatigen Online-Support unterstützt. Genau so konzipiert sind die Trainings der Akademie Prof. Dr. Jutta Heller: Das nächste Training individueller Resilienz findet am 12.-13. März in Stein (Nürnberg) statt.
Verhaltens- und Verhältnisprävention zur Gesundheitsförderung
Die Förderung der individuellen Resilienz konzentriert sich auf die Verhaltensprävention. Es hängt jedoch nicht nur von der Einzelperson ab, wie sie mit Stress umgeht. Unternehmen können viel dazu beitragen, dass eine Gesundheitsförderung durch ein geeignetes Umfeld – das heißt durch Verhältnisprävention – erreicht werden kann. Insbesondere das Unternehmens-„Klima“ oder die Kultur in einem Unternehmen sind dafür entscheidend. Führungskultur, Fehlerkultur, Verantwortungskultur usw. – dies sind Aspekte, die im Rahmen von Organisationaler Resilienz angesprochen werden können. Die Akademie Prof. Dr. Jutta Heller hat ein Training zur Förderung organisationaler Resilienz konzipiert, in dem Führungskräfte die Stellschlüssel zur organisationalen Resilienzentwicklung in ihren Unternehmen kennenlernen. Der nächste Termin für das Training organisationaler Resilienz ist der 03.-04. Juni 2019.
Jutta Heller steht für „Resilienz“, dem Fachbegriff für innere Stärke. Die Dinge akzeptieren, wie sie sind, Eigenverantwortung übernehmen, seelische Widerstandskraft entwickeln: Das sind die Kernelemente ihres überzeugenden Konzepts. Die selbständige Beraterin führt seit über 25 Jahren Menschen aus unterschiedlichsten Kontexten erfolgreich zu den eigenen mentalen Ressourcen. Neben ihrer selbständigen Beratungstätigkeit leitet sie seit 2015 die Zertifikats-Ausbildung zum/zur ResilienzberaterIn. Nächster Start ist im Januar 2019.
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Resilienz für Unternehmen
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