Die Nachwirkungen sind bereits sichtbar, zum Teil werden sie sich in den nächsten Monaten zeigen! Stefan Kühn sieht dabei vier Bereiche: Lieferketten, Inflation, Digitalisierung und
Strukturwandel.
1. Die globalen Lieferketten: die Pandemie hat die große Verletzlichkeit der nationalen Industrien auf Unterbrechungen ihrer Lieferketten dramatisch dargestellt! “Immer mehr Produkte werden dort hergestellt, wo es am günstigsten ist, ohne darauf zu achten, dass dann keine nationale Grundversorgung mehr besteht!” so Kühn. Das wurde uns mit der Maskenknappheit in Europa im Frühjahr 2020 deutlich vor Augen geführt! Es entspann sich ein Wettkampf um diese Masken, wobei sich Einkäufer aus verschiedenen Nationen die Masken noch auf dem chinesischen Flugfeld- kurz vor dem Abflug der Frachtflugzeuge -mit Koffern voller Geld abjagten!
2. Inflation: “Die Globalisierung (d.h. die weltweite Auslagerung der Produktion an die kostengünstigsten Produzenten und der Rücktransport der erstellten Produkte via den globalen Lieferketten) hat zu einer 40-jährigen Phase des Inflationsrückgangs und in den letzten Jahren sogar zu Zinsen unter null geführt!” hält Stefan Kühn fest. Diese Phase könnte nun allerdings zu Ende gehen! Mit Beginn der Pandemie fuhren die meisten Unternehmen ihr Produktions- und Investitionsprogramme zurück, nur um von den gigantischen fiskalischen Stimulierungspaketen und den Arbeitsmarktmaßnahmen der westlichen Staaten überrascht zu werden. “Aufgrund dieser Stimuli und der arbeitsmarktlichen Unterstützung (Kurzarbeiterregelung) und den Direktzahlungen kamen die meisten Industriezweige relativ gut durch die Krise!” so Kühn. Allerdings entstand durch diese überraschenden staatlichen Interventionen (die Regierungen hatten aus der Finanzkrise von 2008 ihre Schlüsse gezogen) ein deutlicher Nachfrageüberhang, der nun zu Lieferengpässen – und damit zu Preissteigerungen- in einer Vielzahl von Bereichen und Industrien führt! “Und da Stimulierungsmaßnahmen erst mit Verzögerung wirken, dürften sich die Lieferengpässe noch weiter verschärfen!” erklärt Kühn. Außerdem dürfte eine weitere Lehre aus der Krise sein, dass man gewisse Produkte lieber im Inland fertigen möchte, um die Abhängigkeit vom Ausland zu minimieren. “Das wird aber weiteren Preisdruck im Inland erzeugen!”
3. Digitalisierung: “Die Pandemie hat – wenn auch unter einem gewissen Druck – der Digitalisierung zum Durchbruch verholfen!” zählt Stefan Kühn als weiteren Bereich auf. “Heimarbeit (Homeoffice), Ausgangssperren und Quarantäne haben die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der digitalen Technologie plastisch dargestellt! … und dieser Trend wird weitergehen und sich zum Teil noch verstärken!” Nicht nur im Berufsalltag, sondern auch im Alltagsleben! “Viele Internetmuffel haben die Bequemlichkeit des Online-Einkaufs erst in der Krise festgestellt! … und werden das auch weiter beibehalten! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier!” ist Kühn überzeugt. Auch im Bereich des Gesundheitswesens ist die Digitalisierung nicht mehr wegzudenken! Der digitale Impfpass, die Kontakt-Apps und andere digitale Ausweise werden uns je länger, je mehr begleiten!
4. Strukturwandel: “Aus dem obengenannten lassen sich nun einfach die Gewinner und Verlierer dieses Strukturwandels ableiten. Gewinner sind alle Produkte und Dienstleistungen, die digital benutzt werden oder auf diesen beruhen, wie Mobiltelefone oder Einkaufsplattformen. Verlierer diejenigen, deren Dienstleistungen durch diese Effekte verdrängt werden, also einem Verdrängungswettbewerb (disruptiver Wettbewerb) ausgesetzt sind!” erklärt Kühn. “So glaube ich z.B. nicht, dass sich das Geschäft mit Geschäftsreisen – wie vielerorts erhofft – so nachhaltig erholen wird. Viele Unternehmen haben realisiert, dass sich eine Geschäftsreise vielfach durch eine Videoschaltung ersetzen lässt. Das senkt Reisezeit und -kosten!” stellt Kühn fest.
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Stefan Kühn ist Ökonom; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. Er vertritt die These, dass es sich bei makroökonomischen keynesianischen und neu-keynesianischen Modellen meistens um vollständig interdependente ökonomische Systeme handelt, die nicht rekursiv, sondern nur simultan gelöst werden können. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen.
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