„Wir werden nicht umhinkommen, unser Verständnis von der medizinischen Versorgung zu erweitern!“
Angesichts des Demografischen Wandels werden in den nächsten Jahren nicht nur viele Menschen in ein höheres Alter kommen und deshalb häufiger medizinische Behandlung bedürfen. Auch viele Ärzte gehen in den Ruhestand und verschärfen die angespannte Lage in der Gesundheitsversorgung weiter. Gerade Menschen mit chronischer Erkrankung und Behinderung seien aber auf eine zuverlässige und wohnortnahe Betreuung angewiesen, sagt der Leiter der bundesweiten Anlaufstelle „Beratung mit Handicap“, Dennis Riehle (Konstanz). Wie der Sozialberater in seiner Aussendung mitteilt, müsse das Verständnis der bisherigen medizinischen Unterstützung erweitert und an die Gegebenheiten angepasst werden: „Schlussendlich werden wir nicht umhinkommen, weiter Akteure in die ersten Säulen des Gesundheitssystems fest aufzunehmen. Denn es wird wohl künftig nicht mehr selbstverständlich sein, dass in einem Umkreis von nur wenigen Kilometern ein niedergelassener Arzt aufzufinden ist. Wir müssen uns dann die Frage stellen, ob es nicht auch andere Gruppen von Berufen gibt, die zumindest bei Patienten mit chronischen Leiden Ansprechpartner sein können. Ich denke an Gemeindeschwestern, medizinische Fachangestellte, Apotheker, Pharmazeutische Fachkräfte, Notfallhelfer und Sanitäter. Denn nicht jede Verlaufskontrolle einer seit langem bestehenden, gut eingestellten Krankheit bedarf unbedingt einer ärztlichen Inaugenscheinnahme“, sagt Dennis Riehle.
Auch speziell geschulte und zertifizierte Gesundheitsberater und -pfleger könnten das bisherige Versorgungswesen hilfreich ergänzen. Daneben sei der weitere Ausbau der Telemedizin anzustreben und möglichst niedrigschwellige Kommunikationsformen dafür zu nutzen: „Gerade auch Personen jenseits der 60 und 70 können heute mit einem Laptop oder Mobiltelefon so versiert umgehen und es bedienen, dass viele persönliche Sprechstundentermine in der Praxis überflüssig werden und durch Telefon- oder Videogespräche ersetzbar sind. Letztendlich ist das auch im Sinne vieler Patienten, beispielsweise bei eingeschränkter Mobilität. Sie müssen dann nicht mehr wegen jeder Konsultation den Fahrtweg auf sich nehmen. Und durch weitere Digitalisierung sollte es dann auch irgendwann möglich werden, nicht mehr quartalsweise wegen des Einlesens der Versichertenkarte vorstellig zu werden oder Überweisungen und Rezepte abzuholen“. Der Journalist betont, dass es dafür eines Mentalitätswechsels bedarf: „Wir sind gewohnt, dass es für jedes Symptome den Arzt braucht, wenn wir krank sind. Und gerade für diagnostische Zwecke wird der Besuch in der Praxis weiterhin nötig sein. Aber gerade Beratung und die psychosoziale Grundversorgung muss nicht mehr zwingend durch den Arztkontakt erfolgen, sofern andere Möglichkeiten bestehen. Die Wertschätzung für andere Gesundheitsberufe muss dafür steigen und Offenheit zu Veränderung bestehen“, so Riehle abschließend.
Die Beratung mit Handicap ist bundesweit kostenlos für jeden unter www.beratung-riehle.de erreichbar.