Stiftung Menschen für Menschen weist darauf hin: Keine Entwicklung ohne Bildung
München, 24. August 2017. Noch immer können über 2 Millionen Kinder in Äthiopien nicht altersgerecht die Grundschule besuchen und 4,6 Millionen Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahre besuchen überhaupt keine Schule. „Dies sind nach wie vor erschreckende Zahlen. Vor allem wenn man weiß, wie wichtig Bildung für die Menschen, und wie wichtig Bildung für die Entwicklung eines Landes ist“, betont Dr. Sebastian Brandis, Vorstand der Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe.
Besonders in den ländlichen Bereichen von Äthiopien ist vielen jungen Menschen der Zugang zu guter Schulbildung verwehrt. Die Kinder – vor allem Mädchen – tragen bereits früh Verantwortung im Arbeitsalltag. Sie sind oft täglich Stunden unterwegs, um Wasser zu holen oder Feuerholz zu sammeln. Die nächste Schule ist meist weit von ihrem Zuhause entfernt, der Schulweg ein kilometerlanger Marsch.
Schulgebäude in Äthiopien sind häufig verfallene, dunkle Hütten aus Stroh, Holz und Lehm. Weiterführende Schulen gibt es kaum. Um die Bildung in der Breite zu fördern, baut Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe (www.menschenfuermenschen.de) moderne Schulen auf dem Land und stattet sie mit Lehr- und Lernmaterial aus. Zudem bietet die Stiftung funktionale Alphabetisierungskurse für Erwachsene an. In Äthiopien können 43 Prozent der Männer und 59 Prozent der Frauen nicht lesen oder schreiben.
Fuad Mohamed und die Bido Boreka Schule
Die Lernbedingungen in Fuads Schule sind erbärmlich: „Die Bänke, auf denen wir sitzen, sind morsch. Da nicht genügend Tische da sind, haben wir unsere Hefte auf dem Schoß liegen. Das ist anstrengend und macht uns müde“, klagt der 16-Jährige. Etwa 70 Schülerinnen und Schüler drängen sich in einem Klassenzimmer. Die Holzverschläge sind dunkel und stickig.
Auf dem Boden der Klassenräume wimmelt es von Sandflöhen und anderem Ungeziefer, die Fuad und seine Schulkameraden stechen und beißen. „Das Dach unserer Schule ist von Termiten befallen und einsturzgefährdet“, berichtet Fuad. „Das Schlimmste aber“, sagt der Siebtklässler, „sind der starke Husten und das Brennen in den Augen durch den staubigen Boden.“
Regelmäßig schleppen die Schülerinnen und Schüler Kuhdung und Wasser von weit entfernt heran, um damit die Böden abzudecken, und so die Sandflöhe wenigstens zeitweise abzuhalten. Zudem gibt es an der Bido Boreka Schule in der Region Borecha keine funktionierenden sanitären Einrichtungen. Der Schulalltag ist für die Kinder mehr als beschwerlich.
Die Mädchen und Jungen wünschen sich nichts sehnlicher, als eine neue Schule. Menschen für Menschen will ihnen diesen Wunsch erfüllen und einen Schulkomplex inklusive Bibliothek und sanitären Einrichtungen für mehr als 800 Schülerinnen und Schüler bauen: die Bido Boreka Higher Primary School. Die dunklen Lehmhütten werden hellen, modernen Gebäuden aus Stein weichen.
Bildungsbilanz Menschen für Menschen
Täglich besuchen rund 500.000 Kinder und Jugendliche die 428 von Menschen für Menschen neu gebauten oder renovierten Schulen. 1.369 Klassenzimmer und 133 Bibliotheken stehen dabei für den Unterricht zur Verfügung. Menschen für Menschen-Vorstand Sebastian Brandis: „Der Ausbau des Bildungswesens in Äthiopien gehört zu unseren wesentlichen Aufgaben. Denn eine gute Schulbildung ist eine wichtige Voraussetzung auf die Chance für ein besseres Leben der Kinder und auf eine erfolgreiche Entwicklung Äthiopiens. Nur mit einer soliden Grundbildung können Menschen aktiv am wirtschaftlichen und politischen Leben teilnehmen und sich selbst Perspektiven für die Zukunft schaffen.“
Information zum Bildungssystem in Äthiopien
Die allgemeinbildende Schulausbildung beträgt insgesamt 10 Jahre. Nach dem zehnten Schuljahr und dem Bestehen einer Prüfung können die Schüler entweder zwei weitere Schuljahre bis zur Hochschulreife absolvieren oder sich für eine Berufsausbildung entscheiden.
Informationen über Menschen für Menschen finden Sie hier: www.menschenfuermenschen.de
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Über Menschen für Menschen
Die Stiftung Menschen für Menschen leistet seit über 35 Jahren nachhaltige Hilfe zur Selbstentwicklung in Äthiopien. Im Rahmen integrierter ländlicher Entwicklungsprojekte verzahnt Menschen für Menschen gemeinsam mit der Bevölkerung Maßnahmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen. Den Grundstein für Menschen für Menschen legte am 16. Mai 1981 der damalige Schauspieler Karlheinz Böhm (gest. 2014) mit seiner legendären Wette in der Sendung „Wetten, dass…?“. Die Stiftung trägt durchgängig seit 1993 das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Menschen für Menschen setzt die Maßnahmen derzeit in zwölf Projektgebieten mit über 740 festangestellten und fast ausschließlich äthiopischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um.
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