Die internationalen Aktienmärkte haben ,paradiesische’ Zeiten hinter sich: Inflation und Zinsen waren sinkend oder tief.
Das Wachstum war ordentlich und die Zentralbanken polsterten die Märkte mit reichlich Liquidität! Außerdem reagierten die Regierungen schnell und entschlossen auf die Gefahren der Pandemie. So korrigierten die Märkte im 1. Quartal 2021 in einer sogenannten V-Erholung, anstatt einem mühsamen U- oder in einem zähen L- Verlauf. Die Buchstaben symbolisieren dabei die Bewegung der Marktentwicklung!
Seit seinem Tiefstwert in der Finanzkrise 2008 stieg der DAX von 4’127 Punkte auf 15’114 Punkte Anfang Oktober 2021. Das ist ein Plus von knapp 270% oder eine jährliche Rendite von 21%! Wir erkennen aus der Datenanalyse 2 Dinge: 1. sowohl Deflation, Depression und hohe Inflation sind schlecht für Aktienmärkte und 2. ein signifikanter Teil der Kursgewinne wurde durch eine Ausweitung der Bewertungen (KGV) erreicht!
Dies ist ein wichtiger Punkt, waren die Aktienmärkte der Industrieländer doch nur in 1% (!) der beobachteten Monate teurer als jetzt (Quelle: Neue Zürcher Zeitung, NZZ)! Der beobachtete Zeitraum umfasst damit 466 Monate und die Börsenblasen und Finanzkrisen vom Oktober 1987, die EWS-Krise von 1992, die Asienkrise von 1997, die Russlandkrise von 1998, die Dot.com-Blase von 2000 bis 2002 und die Lehman Kollaps von 2008!’, erklärt Finanzprofi Stefan Kühn, Vorstand der Autark AG, Duisburg.
,Gemessen wurde die Markt-Bewertung in diesem Zeitraum anhand 4 der gebräuchlichsten Bewertungsmaßstäbe: dem sog. Shiller-KGV (das ist das über den Konjunkturzyklus geglättete Kurs-Gewinn-Verhältnis), dem vorwärts gerichteten KGV, dem Kurs-Umsatzverhältnis, dem Kurs-Buchwert sowie der Dividendenrendite. Die NZZ nutzte dazu die folgende Methodik: ,Da ein direkter Vergleich der Länder wegen der teilweise beträchtlichen Unterschiede in der Sektor Zusammensetzung in der Regel wenig sinnvoll ist, wurde die aktuelle Bewertung für jeden Markt mit seiner eigenen Historie verglichen und der sogenannte Perzentil rang ermittelt!
Auf solch hohe Bewertungen folgt also typischerweise eine Marktkorrektur, die auch die Bewertungen beeinflusste! Wir werden noch sehen, dass (und warum) ein nachhaltiger Anstieg der Zinsen eine Bewertungskorrektur nach sich zieht!’, warnt Finanzexperte Stefan Kühn von der Musical and More AG, Duisburg.
Seit anfangs 2021 Stagflation!
Seit anfangs 2021 ist Sand im Getriebe: die Inflation steigt und das Wachstum flacht sich ab (wir haben berichtet!)! Das Gespenst der Stagflation geht um: hohe/steigende Inflation bei sinkendem/tiefem Wirtschaftswachstum! Wie ,funktioniert’ der Aktienmarkt in der Stagflation?’, fragt Finanzprofi Stefan Kühn, Vorstand der Autark AG, Duisburg.
Die ,Mechanik’ der Aktienmärkte – Zinsen als zentraler Faktor!
,Zur Darstellung der ,Aktienmarktmechanik’ bauen wir ein einfaches Modell. Komponenten sind die erwarteten Unternehmensgewinne, die erwarteten Zinsen, die Risikoprämie und – als Erweiterung des klassischen Modells – die erwartete Liquiditätsversorgung der Notenbanken. Erschwerend ist, dass wir mit prognostizierten Werten arbeiten müssen!
Unser Modell zeigt, dass – entgegen der Intuition – nicht die Gewinne die großen Treiber der Aktienmärkte sind, sondern die Zinsen! Zwar orientieren sich Bewertungskennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) an den erwarteten Gewinnen. Aber je höher Zinsen, Inflation und Risikoprämie (diese ergeben zusammen den Abzinsungsfaktor) sind oder steigen, desto stärker wird der Wert der zukünftigen Gewinne abgezinst. Wenn die Unsicherheit zunimmt, verlangen die Investoren dann auch noch eine höhere Risikoprämie! Zukünftige Gewinne (die aufgrund der Margenerosion auch noch kleiner werden können) verlieren also bei steigender Inflation, Zinsen und/oder Risikoprämie überproportional an Wert.
Die zentrale Erkenntnis ist: steigende Zinsen resp. ein steigender Diskontierungsfaktor führen via einer Bewertungskontraktion zu einem tieferen KGV! Gleichzeitig müssen wir im Hinterkopf behalten, dass eine großzügige Liquiditätsversorgung der Notenbanken – als Gegenmaßnahme – die Märkte stützt resp. die Bewertungskorrektur verzögern kann.
Ebenfalls wichtig ist das Tempo des Anstiegs: Wenn Preise sehr schnell steigen, verunsichert das die Aktieninvestoren besonders. Eine langsame Aufwärtsbewegung ist leichter zu verdauen. Denn Aktienmärkte können mit schlechten Nachrichten besser umgehen als mit Unsicherheit!
Unser Modell lässt sich einfach auf dem Computer abbilden. Dann können unterschiedliche Szenarien durchgerechnet werden! Diese werden wir Ihnen im 2. Teil dieses Beitrages vorstellen! Schon an unserem einfachen Modell lässt sich erkennen: die Notenbanker sind in einer schwierigen Position! Je stärker die Inflation anzieht, desto gefährlicher ist es, die heutige lockere Geldpolitik fortzusetzen: die Inflationserwartungen steigen! Zinserhöhungen sind dann angesagt, um die Glaubwürdigkeit zu verteidigen. Zinserhöhungen aber waren in der Vergangenheit fast immer Vorläufer einer Rezession und von Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten. Heute ist die Gefahr besonders hoch, da die Märkte verwöhnt sind und allergisch auf den Liquiditätsentzug reagieren könnten (wir haben berichtet!) sagt, Finanzexperte Stefan Kühn von der Musical and More AG, Duisburg.
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Stefan Kühn ist Ökonom; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. Er vertritt die These, dass es sich bei makroökonomischen keynesianischen und neu-keynesianischen Modellen meistens um vollständig interdependente ökonomische Systeme handelt, die nicht rekursiv, sondern nur simultan gelöst werden können. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen wie der Autark Entertainment Beteiligungsholding AG, Musical & More AG, Autark Entertainment Group AG, u.a
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