Territories of Commitment (Dt.:Territorien des Engagements) bei Berlinartprojects ist die erste einer Ausstellungsreihe zur aktuellen Fotografie, Greetings From Now On (Dt. Grüße von hier aus).
Ausstelungsdauer: 22.10.2016 – 23.12.2016
Künstler: Ali Taptik, Bugra Erol, Joana Kohen, Seza Bali, Yusuf Sevincli, Zeynep Beler
Diese Edition vereinigt die kritischen Arbeiten sechs in Istanbul lebenden Künstlern. Sie zeigt wie diese mit dem Raum umgehen, in dem sie leben und interagieren. Die sich rasch ausbreitende und aufgewühlte türkische Metropole ist durch den aktuellen komplexen, urbanen und sozialen Kontext geteilt und steht durch die bedeutenden Änderungen, die die Stadt momentan untergeht, am Scheideweg – zwischen globalen Konflikten und der Migrantenkrise. Eine Vielfalt an Stimmen beinhaltet eine Vielfalt an Intensitäten. Während einige der Künstler ein Archivierungssystem, auf die Geolokalisation basierend, als Andenken an die Familie bilden, kommen bei anderen Arbeiten verlassene Häuser und die hinterlassenen Spuren der Anwesenheit, Ansichten des gegenwärtigen Flaneurs im urbanen Raum, die Abbildung der Krise, Zeichen einer Künstlerin, die für die Individualität im lokalen und globalen Kunstmarkt kämpft oder die Wiederverwendung von archivierten Dias einer Umwelt-NRO vor. Die Bandbreite der künstlerischen Positionen ist enorm, jedoch sind sie durch ein bestimmtes Engagement und die eigene persönliche Verantwortlichkeit verbunden. Die Positionen sind alle verankert und von einer physischen Realität und dessen Komponenten geführt – vom Territorium als Ort der Untersuchung, Produktion und Aktion1. Die sechs Künstler reagieren auf ihre Umgebung und kommentieren sie zumal mit kritischen Haltungen und immer mit einer individuellen und engagierten Stimme. Sie nähern sich an eine Art existentieller Geographie, indem sie an der Gestaltung des eigenen Territoriums teilnehmen. Sie sind dabei, ihre Positionen als freie Denker zu verteidigen, in einer “Poetik, die permanent erneuert wird durch die psychischen und imaginären Territorien der Intimität”2.
Ali Taptiks Serie The Drift zeigt urbane Landschaften, Bilder der sich permanent ändernden Stadt. Taptiks Arbeiten sind mit einem Gefühl der Instabilität durchdrungen. Sie benutzen Architektur sowie das Territorium des Körpers, um dem Konzept der Krise abstrakte Form zu verleihen. Die Krise nennt der Künstler “die kommunizierbare Krankheit unserer Zeit”. Taptik reagiert insbesondere auf die Migrantenkrise und stellt durch seine Bilder von verfallenen Gebäuden und halbverdeckten Figuren Strategien des Widerstands im urbanen Zusammenhang. Somit schafft er seine eigene Form der Straßenfotografie. Yusuf Sevincli ist für seine nachdenklichen monochromen Arbeiten bekannt. Mit Taptik konzeptuell verbunden, erfasst er die Stadt in stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Bildern. Aber während Taptik die Idee einer Krise vermitteln will, reagiert Sevincli direkt auf seine Umgebung und drückt intime Gedanken und Gefühle aus. Er läuft langsam durch die Metropole als ob er das schnelle Tempo der Stadt entgegenwirken will. Er taucht im urbanen Raum ein, fängt die Bewegung von Vögeln oder einer Seifenblase vor einem Gebäude ein und formuliert dadurch seine eigene Beziehung zum Territorium in dem er lebt. Die leerstehenden Häuser der Fotografin und post-internet Künstlerin Zeynep Beler zeigen deutlich ihre Position gegenüber der Immobilienpolitik der Türkei. Im hellen Tageslicht erscheinen die noch nicht realisierten Gebäuden düster und zugleich eindrucksvoll. Die Serie The Estate zeigt die Leere der Strukturen, die Detailansichten von herausgerissenen Rohren und Küchengeräten. Das Leben hat dieses Territorium verlassen bevor es anfangen konnte, dennoch verbleiben die Spuren einer geplanten Zukunft. Neue Muster bilden sich an der Wand, der Staub setzt sich ab. Beler kritisiert in ihren Bildern nicht direkt, sie zeigt das Territorium, das sie durch ihr Objektiv sieht. Bugra Erols Lichtbox setzt sich mit einem größeren Territorium auseinander und nutzt die Dias aus seiner Zeit als Greenpeace Aktivist, um sein Kunstwerk zu schaffen. Hier verwandelt sich soziales Engagement in künstlerische Überzeugung – ein Beweggrund dient dem anderen. Erol zeigt viele Territorien und viele Orte in seinen Installationen und nutzt seinen persönlichen Einsatz für die Umwelt für sein neues Ziel – die Untersuchung künstlerischer Ausdrucksformen. Seza Balis One Man Show spricht ein viel intimeres Territorium an. Es handelt sich um eine Serie von Briefen, die Visitenkarten enthalten, die von ihrem Vater, einem reisenden Geschäftsmann in der Türkei, gesammelt worden sind. Die Briefe umfassen verschiedene Städte und Länder und tragen einige Spuren der Abnutzung – die Umschläge sind teilweise zerrissen und haben sich der Form des per Land organisierten Visitenkartenstapels angepasst. Bali deutet hier auf das einzigartige Archivierungssystem ihres Vaters an und benutzt ein vertrautes Beispiel, um ein allgemeines Kommentar über die Art und Weise, wie wir geographischen Raum einordnen, zu geben. Jeder hat seine eigene Art Informationen abzulegen, was auf globaler Ebene zu politischen Konflikten führen kann. Eine persönliche Herangehensweise charakterisiert auch Joana Kohens künstlerische Praxis. In ihren Arbeiten kämpft sie für ihre Position als Künstlerin in der Türkei und engagiert sich damit auch für den Geschlechtsdiskurs. Somit arbeitet sie sowohl mit einem konzeptionellen Territorium als mit einem politischen. Kohen setzt sich in ihren Werken mit ihrer unmittelbaren sozial-politischen Umgebung anhand zeitbasierter Medien auseinander.
Text: Katja Taylor
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BERLINARTRPROJECTS ist eine Galerie in Berlin, die sowohl mit jungen als auch mit etablierten Künstlern arbeitet. Ein wichtiger Teil von der Arbeit ist die Kooperation mit türkischen KünstlerInnen, unter anderem Yasam Sasmazer und Bugra Erol.
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