Wie funktioniert die Abhängigkeitsspirale?
Eine Sucht entwickelt sich nicht selten über Jahre. Das ist nicht neu. Es ist jedoch den Betroffenen – Abhängigen wie Angehörigen – häufig nicht bewusst. Gerade der schleichende Verlauf macht den Prozess so gefährlich. Doch wie kommt es dazu, dass Alkoholmissbrauch und Abhängigkeit den Betroffenen und ihrer Umgebung zunächst kaum auffallen? In vielen Fällen gewöhnt sich das Umfeld unbemerkt an den Konsum, da die Konsumsteigerung graduell verläuft und über einen langen Zeitraum verdeckt werden kann. In einer Gesellschaft, die mit Alkoholkonsum sehr nachsichtig umgeht und unter dem sozial-kommunikativen Aspekt sogar fördert, finden Alkoholiker viele Ausflüchte, um ihre zunehmende Sucht zu rationalisieren oder herunterzuspielen.
Wie geraten Menschen in diese Abhängigkeitsspirale? Zunächst fast unbemerkt trinken die Betroffenen Alkohol vorwiegend zur Erleichterung, Spannungsverminderung und bei geselligen Anlässen. Nachvollziehbare, auch gesellschaftlich akzeptierte oder gar wichtige Gründe lassen sich immer angeben. Doch nach und nach wird Alkohol zum Hilfsmittel, um psychische Spannungen, Depressionen und Ängste zu vermindern. Bald ist er unentbehrlicher Begleiter für Konfliktsituationen, für Gefühlsteuerung und Entfaltung. Die Betroffenen verleugnen diesen beschämenden Sachverhalt, indem sie den Alkohol für sich zum Medikament oder Lebenselixier erheben und somit sich und anderen gegenüber positiv besetzen. In dieser Weise von den Betroffenen verleugnet, nimmt die Fähigkeit zur Abstinenz – vor allem in belastenden Momenten – ab.
Kontrollverluste kennzeichnen die fortgeschrittene Abhängigkeit. Schon eine geringe Menge Alkohol lässt ein intensives Verlangen nach mehr entstehen, das erst endet, wenn die Betroffenen zu elend sind, um mehr zu trinken. Gleichzeitig wollen sie nicht wahrhaben, dass sie nicht mehr dauerhaft abstinent bleiben können. Sie versuchen immer wieder, sich zu beherrschen, sich „wieder in den Griff zu bekommen“, setzen auf den eisernen Willen und die eigene „Stärke“. In dem Versuch, sich und ihr zunehmend kritisch reagierendes, nicht mehr generell billigendes Umfeld über die Problematik hinweg zu täuschen, beginnen sie, sich selbst Trinkregeln zu setzen wie: „nicht vor 14 Uhr“, „keine harten Alkoholika“, „nur ein Bier am Abend“ und so fort. Die Versuche, sich und anderen durch Abstinenzversuche und Trinkpausen zu beweisen, dass sie ihren Alkoholkonsum im Griff haben, scheitern jedoch immer wieder – nicht zuletzt durch die Verführung: „Trink doch noch einen mit!“ Meist aufgrund einer einsetzenden Entzugssymptomatik geben Alkoholkranke die Versuche der Selbstregulierung schließlich ganz auf.
Abhängige werden in dieser Zeit zu Meistern der Vertuschung. Sie wollen vor der Umwelt, aber vor allem auch vor sich selbst das Gesicht nicht verlieren. Ausreden, Lügen und Erklärungsmodelle für jeden Anlass sind an der Tagesordnung. Verstärkt durch die Angst vor Kritik und Vorwürfen seitens des Umfeldes beginnt eine alles beherrschende Suche nach Gelegenheiten, unbemerkt zu trinken. Mit einem untrüglichen Gespür machen die meisten Abhängigen es sich zur Regel, nicht vor anderen zu trinken und Alkoholvorräte zu verstecken. Da das Trinken der notwendig gewordenen Mengen Alkohol in Gesellschaft oftmals nicht mehr möglich ist, steigen die Betroffenen zunehmend auf Hochprozentiges um oder greifen auf Strohhalme zurück, die die Alkoholaufnahme über die Mundschleimhaut erleichtern. Um die Entzugserscheinungen abzufedern und den sozialen Verpflichtungen weiterhin nachkommen zu können, beginnen Abhängige schließlich auch morgens zu trinken. Viele Betroffene kommen bereits alkoholisiert zu Verabredungen und trinken heimlich weiter. Aus einer überzeugten Opferrolle heraus schieben die Betroffenen die Verantwortung für ihr Dilemma auf „die anderen“ oder die Umstände. Dieses Erklärungsmuster wird auf alle Bereiche des täglichen Lebens ausgedehnt, da ja auch der Alkohol alle Sphären zu besetzen beginnt. Alkohol dient zunehmend als Allheilmittel für alle Arten von Problemen und Konflikten, die scheinbar nicht mehr anders zu lösen sind. Parallel dazu sinkt die Fähigkeit, sich Auseinandersetzungen, Problemen und Herausforderungen ohne Zuhilfenahme von Rauschmitteln zu stellen. Bei positiven Ereignissen gehört Alkohol dazu, um die entsprechende Stimmung besser zu spüren und „mitschwingen“ zu können.
Der Blick auf das soziale Gefälle mit einem „Oben-Unten-Vergleich“ erschwert die Akzeptanz der eigenen Problematik zusätzlich. Zum einen wird ein „Trinker“ noch immer mit dem Bild eines Penners unter der Brücke gleichgesetzt und Abhängigkeit mit sozialem Abstieg verbunden. Dies ist jedoch selten der Fall! Indem sich die Betroffenen über das Klischee des verwahrlosten, depravierten Alkoholikers erheben, werden im Rahmen einer Projektion unangenehme Problemlagen nicht bei sich sondern bei anderen wahrgenommen und dort verurteilt. Gefühle der Minderwertigkeit und der Ohnmacht können mit Hilfe einer solchen Projektion abgewehrt und das eigene Trinkverhalten bagatellisiert werden. Zum anderen relativieren Alkoholkranke mit entsprechenden Vergleichen den eigenen Konsum, um ihn als „normal“ erscheinen zu lassen: „Wenn der Nachbar noch ein drittes Glas bestellt, dann kann das bei mir doch nicht so schlimm sein.“ Was für andere kein Problem ist, kann für die Betroffenen aber sehr wohl eines sein, denn im Gegensatz zu ihnen kann der Nachbar nach dem dritten Glas aufhören oder wird danach tagelang kein Verlangen haben. Abhängige werden zum Beispiel im Anschluss zu Hause weiter trinken oder auch an den Folgetagen Verlangen nach Alkohol empfinden. Die Selbsttäuschung greift auch in Bezug auf die Getränkeart oder die Menge. „Ich trinke doch nur Bier, keine harten Alkoholika.“ – „Ein Glas Champagner hin und wieder lässt mich doch noch lange nicht zum Alkoholiker werden.“ – „Zwei oder drei Bier am Abend sind echt nicht viel, das trinkt doch fast jeder.“ Solche Formulierungen zum Herunterspielen der Sucht sind ebenfalls häufig zu beobachten. Ausreden, Lügen und Erklärungsmodelle für jeden Anlass sind an der Tagesordnung, alles dient der Vertuschung.
Was geschieht, wenn die Familie, das Umfeld oder der Arbeitgeber eine vermutete Alkoholproblematik ansprechen? Vor allem im Zusammenhang mit Fehlern und Unzulänglichkeiten wird dies häufig als Angriff oder Bloßstellen erlebt und mit Nachdruck abgestritten. Auch wenn es um Machtauseinandersetzungen, Konkurrenz und Rivalität geht, werden Schwächungen – und als solche wird jede Form von Kritik empfunden – nicht hingenommen werden können. Nach tatsächlichen oder vermuteten Niederlagen oder realen oder empfundenen Kränkungen, insbesondere vor anderen, wird eine Abhängigkeitsvermutung vehement abgewehrt werden. Paradoxerweise sind aber gerade diese Hinweise von außen wichtig, um den Betroffenen die Relevanz des Problems vor Augen zu führen. Ohne subjektiven Leidensdruck ist jedoch eine Therapie wenig erfolgversprechend, denn nur wenn die Qual der Sucht größer wird als die Qual des Aufhörens, wird der Betroffene zu Entzug beziehungsweise Entwöhnung bereit sein. Dazu müsste der Betroffene die Heimlichkeit um seine Sucht aber aufgeben, und dies sollte nicht ohne Hilfestellung geschehen.
Mit ihrem breit gefächerten Angebot unterstützen die Therapeuten der My Way Betty Ford Klinik Betroffene dabei, ihre Abhängigkeit anzuerkennen und Hilfe zu suchen. Regelmäßig halten Vertreter der Klinik in verschiedenen Städten Vorträge zu Suchtthemen. Veröffentlichungen der Klinik erscheinen in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften. Informationen für Betroffene, Angehörige und Behandler auf der Klinikhomepage stellen Suchterkrankungen, ihre Folgen und therapeutische Behandlungsmöglichkeiten dar. Bei Interesse können Betroffene umfangreiche Flyer und Prospekte der Klinik anfordern oder sich telefonisch informieren. Außerdem können Patienten und ihre Angehörigen im Sinne eines Vorgesprächs einen Termin zur Klinikbesichtigung vereinbaren. Vor Therapiebeginn füllt der Patient suchtbezogene Anamnesebögen aus, die ihn mit sich und seiner Sucht konfrontieren. In Einführungen in der Gruppe, in Veranstaltungen zur Suchtinformation und in ärztlichen und psychologischen Aufnahmegesprächen erhält der Patient zunehmend Einblick in seine Suchtproblematik. Bei allen patientenbezogenen Anliegen ist Diskretion oberstes Gebot in der Betty Ford Klinik. Für den Abhängigen gilt dennoch: Um seine Sucht anzuerkennen und sich auf einen Entzug einzulassen, muss der Betroffene die Heimlichkeit um seine Sucht zumindest im Rahmen der Therapie aufgeben.
Die My Way Betty Ford Klinik in Bad Brückenau ist die führende Sucht- und Entzugsklinik in Deutschland. Mit ihrem intensiven, in Deutschland einmaligen Therapieprogramm wendet sich die Klinik an Privatpatienten und Selbstzahler. Für die Patienten stehen 36 Einzelzimmer zur Verfügung. Diskretion ist an der Klinik oberstes Gebot. Das Kompetenzteam der Klinik hat sich dem Ziel verschrieben, ihre Patienten in eine neue Leistungsfähigkeit ohne Suchtmittel zu begleiten. Die Therapeuten verfügen über langjährige Erfahrung in der Suchttherapie und bieten seit Jahren Fortbildungen für weiterbehandelnde Ärzte an. Vor dem Hintergrund dieser Kenntnisse hat sich die Klinikleitung entschlossen, verstärkt die Aufklärung rund um die Themen Abhängigkeit, Entgiftung und Entzug in der Öffentlichkeit zu unterstützen und für dieses Krankheitsbild zu sensibilisieren.
Die My Way Betty Ford Klinik wurde Anfang 2006 eröffnet und erlangte schnell große Bekanntheit in ganz Deutschland. Das zugrundeliegende Therapiekonzept orientiert sich an den erfolgreichen Therapieformen aus den USA, wie sie am Betty Ford Center, Kalifornien, angewendet werden.
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