Arbeitnehmer sagen nur selten „Goodbye Deutschland“

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Internationale Job-Mobilität: Luft nach oben

Sindelfingen, Juli 2014. Auch wenn so genannte Reality-Soaps wie „Goodbye Deutschland“ und ihre Ableger uns anderes vorgaukeln: Die Zahl derer, die ihr berufliches Heil jenseits der deutschen Grenzen suchen, ist überschaubar. Laut der aktuellen Studie „Wo Arbeitnehmer nach Jobs suchen“ des Indeed Hiring Lab http://blog.de.indeed.com/2014/07/21/weltweiter-stand-der-jobsuche-wo-arbeitnehmer-nach-jobs-suchen in 55 Ländern suchen 10,5 Prozent der wechselwilligen deutschen Arbeitnehmer einen Job im Ausland. Weltweit führen 9,1 Prozent aller Job-Kandidaten internationale Jobsuchen durch.

Die Untersuchung zeigt unter anderem, welche Länder in einem internationalen Umfeld besonders attraktiv für Arbeitnehmer sind: Die USA rangieren dabei auf Platz eins – 50,2 Prozent der Anfragen von international Job-Suchenden entfallen allein auf die Vereinigten Staaten -, aber auch andere englischsprachige Industrieländer wie Großbritannien und Kanada sind beliebt, außerdem das Schwellenland Indien. Nach Stellen in Deutschland suchen laut Studie in erster Linie Interessenten aus den – zum Teil ohnehin deutschsprachigen – Nachbarländern, was aber mit der Situation bei den europäischen Nachbarn korrespondiert. „Nicht nur Deutschland ist eng mit den Nachbarländern verbunden. So erkundigen sich Kandidaten in Frankreich verstärkt nach Stellen in Großbritannien, der Schweiz und Belgien, Arbeitssuchende aus Italien vor allem in Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Großbritannien – allerdings liegen auch in diesen Ländern die USA an der Spitze“, schreibt Annette Mattgey für das Magazin Lead Digital http://www.lead-digital.de. Dort kommt auch David Ruddick, Vice President International Markets bei Indeed, zu Wort: „Jedes Land weltweit kämpft um die besten Talente. Das Missverhältnis von freien Stellen auf der einen und fehlenden Fachkräften auf der anderen Seite steht immer wieder im Mittelpunkt der Debatten über die Massenarbeitslosigkeit in der EU. Zudem ist die Diskrepanz zwischen den Absichten von Arbeitnehmern, die für einen Jobwechsel bereit wären, ins Ausland zu gehen und der tatsächlichen Umsetzbarkeit dieses Vorhabens ein klares Zeichen an die Politik. Das Wachstum der Weltwirtschaft hängt von einem energischeren und strukturierten Ansatz zur internationalen Mobilität ab.“

Dass der Run auf Arbeitsplätze im Ausland von Deutschland aus nicht größer ist, überrascht Branchenexperten nicht. Michael Zondler, Geschäftsführer der Personalberatung centomo http://www.centomo.de mit Büros in Sindelfingen, Ludwigsburg und London, verweist unter anderem auf die traditionell nur gering ausgeprägte deutsche Auswanderer-Tradition. Außerdem: „Ein starker Binnenarbeitsmarkt und nach wie vor komfortable Parameter mit Blick auf Arbeitsplatzsicherheit, Gehälter, Urlaub und Sozialleistungen sprechen für den deutschen Arbeitsmarkt. Auslandserfahrung gehört allerdings auch bei uns zum guten Ton und findet sich in fast jeder Vita von Hochqualifizierten. Ein dauerhafter Auslandsaufenthalt oder gar Auswandern kommt dagegen nur für wenige in Frage.“

Zondler macht zudem eine außergewöhnlich hohe lokale Heimatverbundenheit unter hiesigen Arbeitnehmern aus – und das sogar, wenn es um vergleichsweise geringe Entfernungen geht: „Wir erleben trotz besserer Karriereperspektiven in der Praxis täglich Absagen von Kandidaten, weil der potentiell neue Job beispielsweise 100 Kilometer vom Wohnort entfernt liegt. Unsere britischen Kollegen reagieren häufig irritiert ob der Gegebenheiten und Besonderheiten unseres Arbeitsmarktes.“ Die lokalpatriotische Komponente bei der Stellensuche, so der centomo-Geschäftsführer, „macht uns gleichzeitig auch sehr stark: Kein Land hat auf so kleinem Raum so viele Weltmarktführer wie wir.“ Zondlers Prognose: Er rechnet damit, dass die Job-Suchenden mit der Zeit auch von Deutschland aus stärker den Blick auf internationale Arbeitsmärkte richten als es heute der Fall ist. „Der Trend der Internationalisierung ist nicht umkehrbar. Und ewig wird die deutsche Wirtschaft die momentane Sonderstellung nicht halten können. Dann werden die Menschen automatisch ihre Fühler ausstrecken.“ (Andreas Schultheis)
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