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Bargeldlose Welt – Welche Aktien profitieren?
Haben Sie Ihr Bargeld unterm Kopfkissen, oder wo auch immer Sie es versteckt halten, wieder einmal nachgezählt? – Kleiner Scherz, sorry! Aber wenn man den einschlägigen Foren und Newslettern glauben will, dann gibt es bereits einen Termin, ab dem es kein Bargeld mehr geben soll.
Es ist nicht jedermanns Sache, mit Karte oder Smartphone seine Einkäufe zu bezahlen. Aber die Statistik besagt, dass die Deutschen 2018 erstmals mehr mit Giro- oder Kreditkarte (48,6 Prozent) als bar (48,3 Prozent) bezahlt haben. Die restlichen 3,1 Prozent verteilten sich auf Rechnungen, Finanzkäufe und Gutscheine etc.
Wenn wir aber den Euroraum betrachten, stieg hier die nachgefragte Bargeldmenge im Zeitraum von 2003 bis 2016 um 300 Prozent, und das, obwohl Girocard- und Kreditkartenzahlung sowie Onlinebezahldienste (PayPal u. a.) längst etabliert sind.

Pioniere des bargeldlosen Zahlungsverkehrs

Zwei Länder leisten Pionierarbeit auf dem Gebiet des bargeldlosen Zahlungsverkehrs: China und Schweden.
In China wird zumeist nur noch mittels Smartphone und Plattformapplikationen, z. B. WeChat Pay, bezahlt. Selbst Kleinstbeträge in Garküchen, an mobilen Ständen etc. werden ohne Münzen oder Scheine beglichen.

Auch Schweden treibt den bargeldlosen Zahlungsverkehr sehr intensiv voran. Dort erfolgt der Umsatz im Einzelhandel bereits zu 95 Prozent bargeldlos. Viele Geschäfte und Servicestellen akzeptieren sogar kein Cash mehr. Auch öffentliche Verkehrsmittel können in größeren schwedischen Städten nur noch bargeldlos genutzt werden. Bis 2030 soll das Bargeld laut einer Studie verschwunden sein.
Der Wert der im Umlauf befindlichen Banknoten und Münzen beträgt in Schweden nicht einmal mehr 1 Prozent des BIP. In der Eurozone liegt dieser Wert bei 10 Prozent, im technikbegeisterten Industrieland Japan sogar bei 20 Prozent.
Während in Deutschland das mobile Bezahlen immer noch in den Kinderschuhen steckt, sind Skandinavien und andere technikaffine Länder wie die USA, Großbritannien, aber auch Japan auf dem besten Weg in eine bargeldlose Gesellschaft.
Als Märkte der Zukunft haben sich Afrika und Asien herauskristallisiert, denn in den Schwellenländern ist außerhalb der großen Städte die Bankinfrastruktur schwach oder gar nicht entwickelt, sodass die bargeldlosen Zahlungswege eine dominante Rolle eingenommen haben.

Warum soll es kein Bargeld mehr geben?

Lassen wir jetzt einmal die allgegenwärtige politische Keule von der Bekämpfung des internationalen Terrorismus und des organisierten Verbrechens, von Schwarzarbeit und Geldwäsche etc. beiseite. Die Herstellung von Bargeld kostet sehr viel Geld. Denn Bargeld ist nicht nur ein Stück bedrucktes Papier, das einen bestimmten, von der Zentralbank garantierten Tauschwert besitzt. Das dafür benötigte Spezialpapier und die verwendete Druckerfarbe sollen ja das Vertrauen in die Geldscheine sichern. Hinzu kommen die zusätzlichen Sicherheitsmerkmale, die technisch immer ausgefeilter werden und im Kampf gegen Geldfälscher ständig verändert werden müssen. Ebenso kostet es sehr viel Geld, Münzen herzustellen.
Insgesamt werden jährlich 140 Milliarden Euro allein in der Eurozone für die Herstellung von Bargeld ausgegeben. Dazu kommen die Kosten für die Geldautomaten für die Bargeldversorgung. Die Banken sagen zumindest, dass sei ein teurer Service. Wenn sie allerdings die Kosten beziffern sollen, dann hüllen sie sich in Schweigen. Die Summe für die Neuanschaffung von ca. 20 000 Euro pro Automat plus die Kosten für die Wartung und die Beschaffung von Ersatzautomaten bei Defekt oder aufgrund von mutwilliger Zerstörung zeigen uns, warum die Bankautomaten in Zeiten der Nullzinspolitik immer weniger werden.

Was wäre, wenn …?

Wenn wir jetzt alles bargeldlos bezahlen müssten, dann liefern wir uns der Technik aus. Und wie oft diese auch versagen kann, wissen unsere Leser auch aus eigener Erfahrung. Das haben ausgerechnet die Schweden erkannt. So hat die schwedische Reichszentralbank bereits mehrfach vor den negativen Folgen einer Komplett-Umstellung auf den digitalen Zahlungsverkehr gewarnt und Notfallpläne vom Handel gefordert, wenn Kreditkarten und andere elektronische Zahlungsmittel ausfallen sollten. Auch der Staat müsse zusammen mit Technologieanbietern eine “ausgeklügelte Krisenbereitschaft” entwickeln, um gegen Stromausfälle, Computer-Crashs und Hackerangriffe gerüstet zu sein.
Und schon ist der Staat in der Mitverantwortung. Sehr viele Gesetze müssten in Deutschland verändert und Haftungsfragen geklärt werden. Die Gerichte bekämen wieder zu tun …
Und was machen wir in Deutschland auf dem Land, wo es zum Teil nicht einmal eine schnelle Internetverbindung gibt?
Also ganz so schnell ist mit einem Ende unseres Bargeldes nicht zu rechnen.

Die Gewinner

Trotzdem wird das Bargeld immer weiter zurückgedrängt, denn ein Grundrecht auf Bezahlung mit Bargeld gibt es nicht. Das jedenfalls gab Yves Mersch, Direktionsmitglied der Europäischen Zentralbank, schon 2016 bekannt. Ob diese Äußerung juristisch haltbar ist, lassen wir hier einmal offen.
Uns interessiert vielmehr die Frage, wer die Gewinner einer Zurückdrängung des Bargeldes sind. Es sind die alten an den Börsenplätzen notierten Bekannten: Mastercard, Visacard, PayPal etc. Das DAX-Unternehmen Wirecard ist mit seiner technischen Infrastruktur weltweit führend an den digitalen Bezahlsystemen beteiligt. Und dann steht noch Amazon in den Startlöchern.
Und in China entfallen 80 Prozent des Marktvolumens auf Alipay und WeChat Pay. Die beiden Fintech-Unternehmen haben über ihre börsennotierten Muttergesellschaften Alibaba und WeChat Zugriff auf einen gigantischen Kundenstamm.

Fazit

Bargeld ist ein Stück gelebte Freiheit. Aber in Zeiten der Digitalisierung werden auch neue Freiheiten erschlossen. Ob sie uns nutzen, werden wir sehen. Die Freiheit, wirtschaftlich davon zu profitieren, sollten wir uns jedoch nehmen. Die Aktien von E-Payment-Unternehmen werden in unseren Depots die Renditechancen erhöhen.

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