Welttag der Flüchtlinge: Migranten sollen bei Rückkehrberatung Perspektive für ihr Leben entwickeln können
Stuttgart/Freiburg, 19. Juni – “Wir setzen uns dafür ein, dass Flüchtlinge eine Perspektive für ihr Leben haben, wenn sie in ihr Heimatland zurückkehren. Wir wollen sie nicht einfach nur loswerden”, erklären die Caritasvorstände Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock (Rottenburg-Stuttgart) und Mathea Schneider (Freiburg). Anlässlich des Welttags der Flüchtlinge kritisieren sie die derzeit auch in Baden-Württemberg gängige Praxis der Politik, mittels einer Rückkehrberatung Migranten möglichst schnell und auch zwingend in ihr Heimatland zurückzuführen. “Auf die Flüchtlinge wird so ein enormer Druck aufgebaut. Vielmehr soll eine Rückkehrberatung die Geflüchteten darin unterstützen, für sich eine realistische Zukunfts-perspektive zu entwickeln”, so die Caritasvorstände.
Die Abschiebezahlen zu erhöhen, ist laut Caritas derzeit erklärtes Ziel von Bund und Ländern. Entsprechend beschränkt sich die Rückkehrberatung durch Ausländerbehörden oft darauf, über die Rückkehrbedingungen zu informieren. Die Beratung dient dann etwa dazu, eine finanzielle Unterstützung für die Ausreise zu beantragen.
Eine ergebnisoffene und unabhängige Rückkehrberatung hat allerdings ein anderes Ziel: So soll die Beratung die Flüchtlinge in die Lage versetzen, eigenverantwortlich über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Sie will den Flüchtlingen die notwendigen Informationen an die Hand geben, damit die jeweilige Person abwägen kann, ob sie noch eine Aufenthaltsperspektive in Deutschland sieht und wie ihre Reintegrationschancen im Herkunftsland sind. Die individuelle Situation der Menschen steht im Mittelpunkt. Dabei hängt die Frage, ob eine Rückkehr möglich, erwünscht oder gar unumgänglich ist, von den Umständen des konkreten Einzelfalls ab. Die bestehenden sozialen Netze einer Person, ihre Möglichkeit, den eigenen Lebensunterhalt zu sichern, die familiäre Situation oder der Gesundheitszustand spielen eine wichtige Rolle.
Die Caritas Baden-Württemberg spricht sich für eine nachhaltige, verantwortbare Beratungsstruktur aus, die es ermöglicht, mit den Flüchtlingen eine für sie tragbare Lösung zu entwickeln. “Nur wenn das Ergebnis der Beratung offen ist, kann auch eine Vertrauensbasis aufgebaut werden. Sie ist Voraussetzung, damit die tatsächlichen Möglichkeiten einer Person ausgelotet werden”, so die Caritasvorstände. Eine Ausreise um jeden Preis zu erzwingen entspreche nicht den menschenrechtlichen Standards der deutschen und europäischen Wertegemeinschaft.
Als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche vertritt die Caritas in Baden-Württemberg rund 3.800 Einrichtungen mit mehr als 175.000 Plätzen in unterschiedlichen Hilfefeldern, in denen 65.000 Mitarbeiter/innen tätig sind.
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