Politikberater: „Wir haben die Schulen heruntergewirtschaftet und falsche Prioritäten gesetzt!“
Angesichts der miserablen Ergebnisse für Deutschland bei der sogenannten Pisa-Studie schieben viele Politiker die Verantwortung auf die Corona-Pandemie. Doch diese Ausreden greifen zu kurz, meint der Politik- und Kommunikationsberater Dennis Riehle (Konstanz) in einem aktuellen Statement. Er sagt wie folgt:
Wieso sollen die deutschen Schüler diesen Bildungsverlust durch Corona erlitten haben? Immerhin war es eine weltweite Pandemie, in den vergleichbaren Industrienationen hatte man dieselben Herausforderungen zu bewältigen. Natürlich muss man fragen, ob die besonders harte Isolationspolitik des stringenten Home-Schooling à la Lauterbach eine Rolle gespielt hat. Sollte man aber nicht vielleicht eher darüber diskutieren, dass Deutsch in vielen Familien mittlerweile als zweite oder dritte Fremdsprache gilt? Und dass es in der Schule häufiger darum geht, geschlechtersensibel zu formulieren, als zunächst einmal die grundlegende Grammatik und Rechtschreibung zu beherrschen? In Biologie wird heute über die diverse Selbstfindung, vegane Ernährung und Klimaschutz gesprochen. Da ist selbstverständlich wenig Platz für einen regulären Aufklärungsunterricht. In Erdkunde geht es vermehrt darum, die Zusammenhänge zwischen Vulkanausbrüchen und der Erderhitzung zu verstehen. Dass Kinder da nicht mehr wissen, dass Paris die Hauptstadt der Schweiz ist, verwundert wenig. Und in Physik wird gelehrt, dass es guten und bösen Strom gibt, dass die Atmosphäre großteils aus CO2 besteht und dass man Atomkraft nicht zum Heizen braucht, aber zur Verteidigung gegen Russland. Wen interessiert da schon ein Energieerhaltungssatz – oder die Tatsache, dass Flüssigkeit nicht einfach vom Planeten entweicht?
Wenn wir in Deutschland mittlerweile vorgelebt bekommen, dass man warme Negativtemperaturen spüren und Schulden machen kann, ohne sich aber über das Minus auf dem Konto Gedanken machen zu müssen, wundert es mich auch nicht, dass es in Mathematik gewisse Defizite gibt. Schlussendlich wird die Überraschung in der Politik wieder groß sein. Und in ein paar Tagen wird aber gelten: Egal, ob Pisa oder Riesa, Hauptsache Spanien. Wer bei den Ergebnissen der Studie also vornehmlich auf die epidemische Auswirkungen verweist, will lediglich vom eigenen Versagen ablenken. Es sind überwiegend politische und nicht schicksalshafte Gründe, die das Lernniveau unserer Kinder auf einen desaströsen Rang zurückgeworfen haben. Da spielt die hohe Zahl an Schülern eine Rolle, für die Deutsch lediglich die erste, zweite oder dritte Fremdsprache ist. Fragwürdige Lehrpläne und wirklichkeitsferne Prioritäten. Fehlendes Personal. Desaströse Infrastruktur. Und ineffektive Unterrichtsformen. Natürlich sind das vorwiegend Versäumnisse auf Ebene der Länder. Aber Berlin kann sich hier nicht aus der Verantwortung ziehen. Tatsächlich wurde über lange Zeit kaputtgespart – und gerade seit der Ampel-Regierung zu wenig unternommen, um unser Bildungswesen durch dem Bund zustehende Kompetenzen unter die Arme zu greifen. Man hat sich schlichtweg mit anderen Themen als der Zukunft des Nachwuchses beschäftigt.
Weitere Informationen unter www.dennis-riehle.de und auf www.riehle-news.de.