Metal Eco City setzt auf Kooperationen mit dem deutschen Mittelstand – Interview mit Mike de Vries
Stuttgart, 11. Februar 2016 – Die Metal Eco City (MEC) eröffnet deutschen mittelständischen Unternehmen den Einstieg in den chinesischen Markt. Entwickler, Investor und Betreiber der MEC ist die ZhongDe Metal Group Co., Ltd. Als Schnittstelle zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen wurde Anfang 2015 in Stuttgart die ZhongDe Metal Group GmbH gegründet – an dessen Spitze seit Juni 2015: Mike de Vries, Vorsitzender der Geschäftsführung. Im Interview berichtet er von Zeitfenstern für den deutschen Mittelstand, von Innovationspartnerschaften und Qualifizierung von Fachkräften – und gibt einen Ausblick auf das Jahr 2016.
Die Metal Eco City legt den Fokus auf die deutsch-chinesische Zusammenarbeit. Doch gerade die deutschen Unternehmen blicken auf die niedrigeren Wachstumsraten in China und sind unsicher. Wie sehen Sie die aktuelle Situation?
Mike de Vries: Die Metal Eco City hat einen anderen Ansatz – wir richten uns an kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland, die aufgrund ihres innovativen Know-hows aktuell eine sehr große Chance haben, in China erfolgreich zu agieren. China befindet sich in einer umfassenden Reformphase – Innovationen sind gefragt. Für die nächsten fünf Jahre öffnet sich daher für den deutschen Mittelstand ein Zeitfenster, das er für deutsch-chinesische Innovationspartnerschaften nutzen kann. Danach wird es sicherlich zunehmend schwieriger.
Die MEC hat die Aufmerksamkeit von beiden Nationen – gleich drei innovative deutsch-chinesische Vorhaben wurden im Beisein der Regierungschefs unterzeichnet. Die letzten beiden erst vor wenigen Monaten im Rahmen des Chinabesuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die MEC gilt als Pilotprojekt für ganz China …
Mike de Vries: Ja – die MEC wird von den Regierungen beider Länder politisch flankiert und beide Nationen blicken mit Interesse darauf, was sich in Jieyang entwickelt. Das ist ein großer Erfolg und sehr wichtig für unser Vorhaben – auch als Abgrenzung zu anderen Industrieparks in China. Die Provinz Guangdong ist die aktivste Wirtschaftszone Chinas und spielte von jeher eine Vorreiterrolle, wenn es um Reformentwicklungen geht. So ist die MEC in Jieyang zum Beispiel das erste Großansiedlungsprojekt, das aus der Wirtschaft heraus entstanden ist. Auch wurde die Stadt vom Ministerium für Industrie und Informationstechnologie der Volksrepublik China als erster „Standort für die deutsch-chinesische Mittelstandszusammenarbeit“ ausgezeichnet. Die drei Innovationsprojekte, die im Beisein der Regierungschef auf den Weg gebracht wurden, haben ebenfalls Strahlkraft für ganz China – weil sie Lösungen bieten für aktuelle Herausforderungen Chinas. Ein tolles Beispiel ist die Grüne-Kohle-Anlage der ALBA Group Berlin, mit der aus Siedlungsabfällen Energie gewonnen wird – in der MEC wird die erste von acht Anlagen in China gebaut.
Dennoch: Viele große Unternehmen sind bereits in China aktiv – doch für kleine bleibt es häufig eine Einbahnstraße, sie exportieren. Wie holen Sie die kleinen Unternehmen ab?
Mike de Vries: Wir begleiten die Unternehmen auf dem gesamten Weg – vom ersten Kontakt in Deutschland bis hin zu einer Ansiedlung in der Metal Eco City. Wir agieren dabei von Deutschland aus und arbeiten in allen Bereichen mit deutschen und chinesischen Mitarbeitern. Für jedes Unternehmen, das Interesse hat, suchen wir einen geeigneten Partner in Jieyang. Bei einer dreitägigen Reise lernt der Unternehmer die potentiellen Kooperationspartner und die Metal Eco City kennen. Wer nicht gleich eine Produktionsstätte bauen möchte, kann zunächst einen Firmenstand in der MEC EXPO eröffnen inklusive Firmenadresse. Eine MEC-Mitgliedschaft bietet die Möglichkeit, den Markt zu analysieren und den richtigen Partner zu suchen. Des Weiteren werden Mitglieder eingebunden in ein Netzwerk deutscher und chinesischer Multiplikatoren aus Wirtschaft und Politik. Sie erhalten regelmäßig Informationen zur Entwicklung der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen. Wir wollen den deutschen Mittelständlern einen sicheren und kurzfristigen Zugang zum chinesischen Markt eröffnen. Umgekehrt eröffnen wir aber auch chinesischen Unternehmen den Zugang zum deutschen Markt.
Ein großes Thema für deutsche Mittelständler sind Fachkräfte. Nur mit qualifizierten Fachkräften können sie auf dem chinesischen Markt erfolgreich sein.
Mike de Vries: Richtig – das Thema Qualifizierung ist ein sehr wichtiges Thema, deshalb wird in der MEC ein Ausbildungszentrum und eine Hochschule entstehen, in der praxisnahe Fachkräfte nach dem deutschen Vorbild der Hochschulen für Angewandte Wissenschaft ausgebildet werden. Kooperationspartner ist die Hochschule Esslingen, eine der besten Hochschulen in ganz Deutschland. Geplant sind vierjährige Bachelor-Studiengänge, die Theorie und Praxis vereinen: Maschinenbau, Mechatronik und Umwelttechnologie bilden den Schwerpunkt – doch auch Studiengänge der Betriebswirtschaft und Ingenieurspädagogik sind angedacht. Der Kooperationsvertrag wird aktuell erarbeitet. Bis zum Jahr 2023 sollen 16.000 Studenten an der deutsch-chinesischen Hochschule für Angewandte Wissenschaften ausgebildet werden.
Die MEC nimmt Fahrt auf – was steht 2016 auf dem Fahrplan?
Mike de Vries: Vieles – das Jahr hat begonnen mit den Deutsch-Chinesischen Mittelstandskonsultationen, die in Jieyang stattfanden. Parallel haben wir zum deutsch-chinesischen Mittelstandsforum eingeladen. Premiere hatte auch das 1. MEC-Shopping- und Kulturfestival – die MEC wurde für sechs Tage zur Handelsplattform für deutsche und chinesische Markenprodukte. Mehr als 100.000 Besucher waren auf Einkaufstour. Das zweite Shoppingfestival soll im Juni stattfinden. Vom 6. bis 8. Juni findet der „Deutsch-Chinesische Mittelstandskon-gress“ in der Metal Eco City statt. Im vergangenen Jahr kamen hier mehr als 1.000 Vertreter aus Politik und Wirtschaft beider Länder zusammen. Der Kongress „Innovation Mittelstand“ findet im September 2016 in Stuttgart statt – im Mittelpunkt stehen die Chancen und Risiken für mittelständische Unternehmen im Spannungsfeld von „Industrie 4.0“ und „Made in China 2025“. Wir veranstalten ihn gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband Südwestmetall.Viele Innovationspartnerschaften werden 2016 in die Umsetzung gehen – so zum Beispiel das neue Institut für Technologietransfer (IFT), das gemeinsam mit dem Fraunhofer IPK Berlin aufgebaut wird oder das Projekt „Galvanikabwasser“, das gemeinsam mit dem mittelständischen Unternehmen Antech-Gütling realisiert wird. Die Grüne-Kohle-Anlage von ALBA wird gebaut, Baubeginn ist im Sommer … und darüber hinaus finden natürlich Monat für Monat deutsche und chinesische Mittelständler bei unseren Unternehmerreisen zusammen. Ich bin mir sicher, dass sich 2016 noch viele weitere interessante Innovationspartnerschaften ergeben werden.
Herr de Vries, vielen Dank für das Gespräch.
Die ZhongDe Metal Group GmbH begleitet deutsche Mittelständler bei einer Ansiedlung in der Sino-German Metal Eco City (MEC) in Jieyang. Chinesischen Unternehmen eröffnet sie den Zugang zum deutschen Markt. Die MEC befindet sich im Norden der Millionenstadt Jieyang und erstreckt sich über eine Fläche von 25 Quadratkilometer. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 21 Milliarden Euro. Betreiber, Entwickler und Investor ist die ZhongDe Metal Group Co., Ltd.
Hinter der MEC stehen 700 chinesische Metallunternehmen. Sie ist der erste Industriepark Chinas, der von Unternehmern initiiert wurde und von einem deutschen Management begleitet wird. Die ZhongDe Metal Group GmbH wurde Anfang 2015 als deutsche Tochtergesellschaft gegründet. Firmensitz ist Stuttgart – weitere Standorte sind Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München und Dresden. Den Aufsichtsrat bilden Prof. Dr. Dieter Hundt (Aufsichtsratsvorsitzender), Ehrenpräsident Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Dr. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, und Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn Steiger Stiftung. Weitere Informationen unter www.metal-eco-city.com.
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