Kommentar zur Sendung Kontraste vom 16.01.2020 zum Thema “Asbestgefahr – wie Mieter alleingelassen werden”
Paul Lichtenthäler ist Pressesprecher der Degewo, eine landeseigene Wohnungsgesellschaft mit ca. 75.000 Wohnungen in Berlin. Das Kontraste Magazin (ARD) befragte Ihn dazu, warum viele Mieter noch immer nichts über die Asbestgefahr in Ihrer Wohnung wissen. Die Sendung wurde am 16.01.2020 um 21:45 ausgestrahlt ( https://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-16-01-2020/1.html)
Konkret ging es um den Fall eines Degewo Mieters, der im Jahr 2012 seine Wohnung renovierte und dafür auch eine Erlaubnis des Vermieters eingeholt hat. In der Vereinbarung für bauliche Veränderungen stand jedoch nichts über die Asbestgefahr. In seiner Wohnung wurde der asbesthaltige Kleber heraus gefräst, er lebte dann 7 Jahre in der Wohnung.
“Vom Hauseigentümer, der landeseigenen Wohnungsgesellschaft DEGEWO erfuhr er erst 2018, dass die Renovierung höchstgefährlich war – nämlich als er die Wohnung kündigen wollte und einen Nachmieter vorstellte.
Paul Lichtenthäler äußerte sich dazu folgendermaßen:
“Das ist – bei Asbest denke ich immer so, dass ist so eine, so eine Frage der Balance zwischen Hysterie oder Panik oder Unruhe auslösen, nennen wir es Unruhe oder sinnvolle Informationen. Wenn ich den Menschen sage Lasst den Fußboden in Ruhe, bohr keine Löcher in die Wand, halte dich bitte dran, weil, also, dann wenn du das einhältst, dann kannst du da gut drin wohnen. Dann finde ich das ausreichend ehrlich gestanden.”
Paul Lichtenthäler, DEGEWO Pressesprecher – Quelle: RBB Online
Laut Ihm sucht die Degewo eine Art Mittelweg. Der Vermieter möchte keine Unruhe oder Panik verbreiten. Mieter sollen sich mit “sinnvollen Informationen” zufrieden geben, die aber keinen Aufschluss über die tödliche Asbestgefahr geben.
Die Journalisten fragen sich ob es Mieter nicht verdient hätten, über die Asbestgefahr informiert zu werden.
Der betroffene Mieter äußerte sich zu dem Statement von Paul Lichtenthäler auf seiner Webseite – www.asbest-berlin.de:
“Also, erstmals muss festgestellt werden, dass uns niemand gesagt hat, dass wir den “Fußboden in Ruhe” lassen sollen, oder “keine Löcher in die Wand” bohren sollen. Ganz im Gegenteil, man hat uns sogar eine “Vereinbarung für bauliche Veränderungen” aufgetischt. Bitte einmal langsam lesen: b a u l i c h e V e r ä n d e r u n g e n – in einer asbestbelasteten Wohnung! Bauliche Veränderungen bedeutet Bauschutt. Ja und in der Tat steht in dieser Vereinbarung, dass wir den entstehenden Bauschuttselber zu entsorgen haben. Die degewo wusste also sehr wohl, dass es zu Substanzverletzungen kommen würde.”
Der betroffene Mieter fragte sich weiter:
“Warum spricht die degewo nicht einfach Klartext? Überall werden wir auf Gefahren hingewiesen. Jede Zigarettenpackung, ja jeder Wunderbaum hat einen Gefahrenhinweis.”
Der Mieter wurde in seiner Degewo Garage sehr wohl über mögliche Gefahren gewarnt, er fragt sich, warum nicht auch in seiner Wohnung?
“In meiner degewo Garage wurde ich tagtäglich mit folgendem Leuchtschild konfrontiert. “Motoren abstellen, Vergiftungsgefahr”. Es ist allgemein bekannt, dass laufende Motoren in der Garage gefährlich sind. Trotzdem wird man in jeder degewo Garage auf die Vergiftungsgefahr ausdrücklich hingewiesen. Das leuchtende Warnschild ist nicht zu übersehen. Das die Fußböden in einer degewo Mietwohnung asbestbelastet sein könnten, kann man als Mieter jedoch nicht wissen, wenn der Vermieter das verheimlicht. Selber würde man darauf ja nie kommen. Wie denn auch, wenn nicht mal ein Fußbodenleger, ja nicht mal ein Sachverständiger für Fußböden (den wir im Herbst 2018 dazu befragten) weiß, dass diese Vinyl-Platten asbesthaltig sein könnten!”
Wie würde der Degewo Pressesprecher wohl darauf antworten, dass die Degewo laufende Motoren in Degewo Garagen gefährlich findet und gleichzeitig Mietern (ohne diese zu warnen) die Erlaubnis für die Renovierung einer asbestbelasteten Wohnungen erteilt?
Mieter von landeseigenen degewo-Wohnungen werden seit Jahrzehnten über die lauernde Asbestgefahr in den eigenen vier Wänden in Unwissenheit gelassen.
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