Wenige Wahlen bewegen die Welt so sehr, wie die Wahlen in den USA. Die Präsidentschaftswahl 2024 ist für Europa in der aktuellen Lage eine Richtungsentscheidung. Je nach Ausgang kann erhebliche Unruhe und damit Unsicherheit in existenzielle Bereiche unseres Lebens kommen. Wie kann ein konstruktiver Umgang damit gefunden werden?
Die Geschichte der Demokratie war auch in Europa eine Geschichte mit Aufs und Abs. Demokratie als Gesellschaftsmodell war nie eine Selbstverständlichkeit, wurde auch in Deutschland als politisches System hart erkämpft. Und immer gilt: jede Demokratie wird immer nur so gut sein, wie die in ihr handelnden Menschen diese leben und umzusetzen.
Der Erfolg einer jeden Demokratie und damit auch unseres Landes hat also viel mit Verantwortung zu tun. Mit Eigenverantwortung und dem Willen, sich aktiv in die Gestaltung unserer Gesellschaft einzubringen. Politik geht daher uns alle an, sie beeinflusst entscheidend unser tägliches Leben und gestaltet unsere unmittelbare Lebenswirklichkeit. „Die da oben sollen es richten“ ist als Haltung für eine funktionierende Demokratie bedingt geeignet. Und Verantwortung wirklich zu übernehmen bedeutet, die entscheidenden Hintergründe zu kennen.
Populismus, so wie er sich gerade in den USA, aber auch zunehmend in Deutschland, verbreitet, ist für eine Demokratie Existenz bedrohend. Dabei hat der Erfolg des Populismus viel mit Unkenntnis zu tun: über grundlegende Funktionsweisen unseres politischen Systems, beispielsweise die entscheidende Rolle des Bundestags, den Lobbyismus oder auch die Hintergründe darüber, wie Macht funktioniert und ausgeübt wird.
Das ist die eine Seite, die in dem Vortrag „Marionetten der Macht. Wer zieht die Fäden in der Politik?“ von Dr. Caroline Dostal beleuchtet wird.
Die andere, mindestens so wichtige Seite, die es für den Erfolg unserer Demokratie und damit einhergehend unseren Wohlstand zu betrachten gilt, ist die Frage, wie wir in guter Weise Verantwortung übernehmen können. Verantwortung in unser aller Alltag, denn Demokratie findet täglich statt, in unserem Privatleben und genauso in unserem Arbeitsumfeld, also in den Vereinen, in den Institutionen und in der Verwaltung.
Wie das gelingen kann? Das Motto heißt: Leben! Jede Demokratie gelingt so gut, wie alle, die an ihr beteiligt sind, diese leben. Jede auf Papier niedergelegte Verfassung wird immer nur so gut Realität werden, wie die Menschen sie mit Leben füllen.
Wie das gute Leben, mit dem wir unsere Verfassung ausfüllen, aussehen kann? Mit Werten, die wir leben. Genannt werden können als Werte hier sicherlich Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Offenheit, Respekt, Neugierde, Rücksicht und: machen. Also umsetzen. Aus diesen Werten lässt sich schon eine Menge Gutes kreieren.
Was unserer Demokratie schadet? Lügen, Gier, Egoismus, Selbstbezogenheit, Visionslosigkeit und: die da Oben werden es schon richten.
Was wir dringend bräuchten: ein Umsetzungsfeuerwerk. Und damit sind alle gemeint. Besonders aber Politik und Verwaltung. Und bitte ein Umsetzungsfeuerwerk im Sinne des Allgemeinwohls und nicht im Dienste der eigenen Karrierinteressen oder von Klientelpolitik.
Was in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg an Freiheit, Frieden und Wohlstand für jede und jeden geschaffen wurde, ist einmalig. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die viel mit Haltung und Werten zu tun hat. Eine Erfolgsgeschichte, die passieren konnte, weil Verantwortung übernommen wurde, um Frieden und Freiheit zu schaffen und zu sichern. Es sollte unser aller Interesse sein, vor allem auch diesen ideellen Reichtum zu erhalten. Denn ohne diesen wird es mit unserem Wohlstand auch schwierig.