Ein Soziologe über den Junggesellenabschied als Kulturpraxis
Bei Junggesellenabschieden spalten sich die Meinungen. Diejenigen die Mitmachen finden es häufig grandios. Die, die solche Feiergruppen erleben sind häufig eher genervt. Zumal, so der Eindruck, diese Abschiede immer mehr zunehmen. Manchmal trifft man an einem Samstagabend in der Innenstadt ein gutes halbes Dutzend. Inzwischen ist es sogar beliebt mit der Feiergruppe nach Mallorca an den Ballermann zu reisen um nochmal richtig einen drauf zu machen. Wir sprachen mit dem Freiburger Soziologen Dr. Sacha Szabo (http://www.sacha-szabo.de/) vom Institut für Theoriekultur (http://institut-theoriekultur.de/) über diesen Trend.
Warum feiert man einen Junggesellenabschied?
Sacha Szabo: Der Junggesellenabschied gehört, wie viele andere Rituale, zu den Hochzeitsbräuchen. Hier in der Gegend ist etwa das „Kränzeln,“ bei dem der Brautkranz geflochten wird, noch beliebt. Bekannt sind diese Rituale mit dem Brautschuh oder dem Strumpfband und natürlich das Reiswerfen.
Bleiben wir beim Junggesellenabschied.
Sacha Szabo: Der Junggesellenabschied findet ein paar Tage vor der eigentlichen Hochzeit statt. Er darf nicht mit dem Polterabend verwechselt werden. Beim Junggesellenabschied treffen sich die Freunde des Bräutigams, häufig gibt es auch ein Pendant für die Braut, das im Angelsächsischen Hens-Party, Hühner-Party genannt wird.
Was geschieht an diesem Abend?
Sacha Szabo: Man feiert nochmal und versucht einen Draufzumachen. Häufig trägt man Motto-T-Shirts und der Bräutigam muss die ganze Gruppe aushalten, indem er bestimmte lustige Aufgaben erfüllen muss. Beliebt ist etwa der Bauchladen, in dem allerlei mehr oder weniger brauchbare Dinge sind. Diese muss der Bräutigam nun an fremde Passanten verkaufen, um so die Zeche der Gruppe zu bezahlen. Natürlich kommt es dabei auch immer zu scherzhaften Gesprächen. Insgesamt soll dieser Brauch einen Abschied von Freiheit des Singleseins darstellen.
Gibt es noch mehr Bräuche?
Sacha Szabo: Nun es gibt eine ganze Reihe. Ein beliebtes Motiv das gerne erwähnt wird ist die Stripperin bzw. der Stripper, aber diese Art der Sexualität unterliegt sehr strengen Konventionen. Stripper ja, Bordell Nein. Aber es gibt auch individuell ausgedachte Rituale, etwa dass man den Bräutigam an einen Laternenmast festkettet und ihn zwingt das Geld zu erbetteln. Beliebt ist auch, die Kleidung stückchenweise zu verkaufen. Felix Bobbermann hat dazu ein ganzes Buch mit solchen Bräuchen zusammengetragen (http://www.amazon.de/Die-Bachelor-Party-lustigen-Junggesellenabschied/dp/3844280162/ref=sr_1_5?ie=UTF8&qid=1403701220&sr=8-5&keywords=bobbermann) .
Hat sich der Junggesellenabschied im Lauf der Zeit verändert?
Sacha Szabo: Früher war es einfach ein Besäufnis, entweder in der Wohnung eines der Freunde oder in der Stammkneipe. Manchmal zog man mit einem Leiterwagen, auf dem ein paar Kästen Bier standen, durch die Gegend. Jetzt sind die Partys auch unter dem Eindruck der angelsächsischen Tradition der Bachelor Party beziehungsweise der Stag Party stärker verspielt. Und insgesamt wird dieses Ereignis immer stärker professionalisiert. Viele Gruppen fahren in einen Kurzurlaub etwa nach Playa de Palma an den Ballermann, nach Ibiza oder an die Costa Calma. Dort erkennt man die Gruppen woran? Genau, an den Motto T-Shirts.
Warum tut man das?
Sacha Szabo: Nun wie gesagt es ist ein Abschied vom Singledasein. Dahinter steckt aber auch ein Ritual, das eben einen Eintritt in eine andere soziale Gruppe bedeutet. Ein Ritual, wie die Hochzeit besteht immer aus verschiedenen Phasen. Der Vorbereitung, etwa dem Abschiednehmen von Freunden, dem Fest und die Erlangung einer neuen sozialen Rolle. Diese ist, so antiquiert das noch klingt, beispielsweise in unserer Steuergesetzgebung noch präsent.
Haben Sie einen Junggesellenabschied gefeiert?
Sacha Szabo: Nein, wir haben ganz für uns ohne jede Öffentlichkeit geheiratet. Für uns war die Hochzeit eine private Sache, die wir bewusst nicht teilen wollten. Aber natürlich war ich auf einigen Junggesellenabschieden, Polterabenden und Hochzeiten als Teilnehmer und konnte auch nicht immer nur nüchtern notieren was gerade stattfindet.
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