Der Duft der Hoffnung

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Geburtenkrankenhaus in Ariha, Syrien

Der Duft der Hoffnung

Ariha – Ein neues Geburtenkrankenhaus ist in der nordsyrischen Stadt Ariha, mitten im Bürgerkriegesgebiet, in Betrieb gegangen. In den vergangenen Monaten wurde die Rebellenhochburg in der Idlib Provinz immer häufiger von Drohnenangriffen und sonstigen Militärschlagen heimgesucht. Schwere Zerstörungen an Häusern, medizinischen Einrichtungen, Schulen und der Infrastruktur waren die Folge. Tausende Menschen sind geflohen. Nochmal genau so viele sind mangelernährt. Das erste neugeborene Baby im neuen Krankenhaus von Ariha hat nun einen Funken Hoffnung entfacht – zumindestens für die Mehrheit der einheimischen Frauen und Kinder.

Der 10. Juli 2016 markierte ein besonderes Datum für viele Leute im Violet Krankenhaus für Müttergesundheit; vor allem aber für Ahmad und Albatool A. Um 13.50 Uhr Ortszeit wurde ihre erste Tochter Eter Alsham geboren. Die Eltern haben den Namen ihres neugeborenen Kindes gezielt gewählt. Eter Alsham bedeutet übersetzt „Der Duft Syriens“. Ein Name, der für die Einheit des syrischen Volkes steht, und pathetischen Stolz für die schönen Landschaften Syrien’s symbolisiert. Gefühle, die im Sommer 2016 einer Utopie gleichkommen, und nicht weiter von der Realität entfernt sein könnten.

Nach mehr als fünf Jahren Bürgerkrieg zwischen Regierungstruppen des syrischen Präsidenten Bashar Al-Assad, mehreren oppositionallen Gruppen, kurdischen Unabhängigkeitskämpfern und dem verruchten Islamischen Staat in Syrien und Iraq, von welchen manche entweder von einer westlichen Koalition oder Russland militärisch und finanziell unterstützt werden, liegt das Land in Trümmern. Die Opfer in diesem chaotischen, geopolitischen Tauziehen um die Vormachtstellung in Syrien sind leider wie so oft die Zivilbevölkerung. Laut Schätzungen des Syrischen Observatoriums für Menschenrechte sind bereits mehr als 280.000 Menschen dem Konflikt zum Opfer gefallen. Fast die Hälfte der syrischen Bevölkerung wurden zur Flucht gezwungen. 3.8 Millionen von diesen haben das Land verlassen und sich auf eine oftmals tödliche Reise begeben um Asyl in den Nachbarstaaten oder in Europa zu beantragen. Ganze Städte sind menschenleer, die Infrastruktur ist in weiten Teilen des Landes beschädigt oder komplett zusammengebrochen, der Zugang zu Nahrungsmitteln und Medikamenten ist knapp.

Diese Zustände sind besonders sichtbar in der Idlib Provinz und in der Stadt Ariha, welche sich seit Mai 2015 nach erbitterten Kämpfen unter der Kontrolle der Oppositionsgruppe Jaish-al-Fatah befinden. Obwohl die Stadt weitestgehend von Bodenkämpfen verschont geblieben ist, wird Ariha monatlich von fatalen Luftangriffen der syrischen Regierungen und dem allierten Russland heimgesucht. Am 13. Juli traf der letzte Luftangriff einen Obst- und Gemüsemarkt im Zentrum der Stadt. Mindestens 15 Menschen sind gestorben, darunter drei Kinder und eine Frau. Nicht nur sind viele Händler unter den Opfern, sondern mehrere Familien haben ihre Männer verloren. Aufnahmen vor Ort zeigen Entwicklungshelfer, die zerstörte Steinplatten aus grauem Zement hochheben, während sie verzweifelt in den Ruinen eines zerfallenen Gebäudes nach Überlebenden graben.

Die Gesundheitsversorgung ist durch die mutwillige Zerstörung von Krankenhäusern und dem Mangel an medizinischen Fachkräften stark eingeschränkt. Während sich immer mehr Menschen durch Mangelversorgung und durch die Luftangriffe in Ariha und den angrenzenden Bezirken in kritischen gesundheitlichen Zuständen befinden, wird die Nachfrage nach lebensrettenden Medikamenten vor allem bei einer Gruppe immer größer: bei Frauen und bei Kindern.

Das neue Violet Krankenhaus für Müttergesundheit setzt an dieser Problemstellung an. Das Projekt wurde von der deutschen Nichtregierungsorganisation Vision Hope International ins Leben gerufen, und wird von der syrischen Organisation Violet implementiert. Das Krankenhaus hat die Kapazitäten sich um bis zu 3000 schwangere Frauen zu kümmern. Der Implementierungsprozess ist im März 2016 angelaufen, und hatte von Anfang an mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Mangel an Medikamenten und geeigneten medizinischen Fachkräften stellten in diesem Zusammenhang die größte Herausforderung dar um die Betriebsfähigkeit des Krankenhauses sicherzustellen. Jedoch sieht es momentan so aus, dass das Projekt es geschafft hat diese Herausforderungen trotz des Tributes des Krieges an Ariha und ihrer Bevölkerung zu meistern. Yasser B. erklärt stolz (Anm. des Verf.: Auftragsverantwortlicher von Violet): „Das Gebäude war auf Grund des Krieges in einem sehr schlechten Zustand, aber das Krankenhaus ist jetzt endlich komplett operationsfähig und läuft auf Hochtouren“. Deswegen schöpfen nicht nur die Eltern aus der Geburt der kleinen Eter Alsham neue Kraft. Auch für das Krankenhauspersonal stellt ihre Geburt ein so dringend benötigtes Zeichen.

Ein Zeichen der Hoffnung für Yasser. Für Violet. Für Vision Hope International. Für all die schwangeren Frauen in Ariha. Trotz all der Not. Trotz des Krieges. Trotz all der Luftangriffe, die noch kommen werden. Hoffnung für eine bessere Zukunft. Hoffnung für viele weitere gesunde Neugeborene und ihre tapferen Mütter. Hoffnung für Liebe, Hoffnung für Frieden, für dass dieser Albtraum bald enden mag. Und am allerwichtigsten: Hoffnung dafür, dass der Duft Syriens das Land einmal mehr eint. Wie es einst war. In besseren Zeiten. Vom Mittelmeer über die Oase Palmyra bis zum Einzugsgebiet des Euphrats. Von Damaskus bis Ariha.

Von Dennis Schleppi

Vision Hope International e.V. wurde 2002 in Lahr/Schwarzwald mit dem Ziel gegründet, Menschen in Entwicklungsländern eine hoffnungsvolle Vision für ein würdevolles Leben zu geben.

Kontakt
Vision Hope International e.V.
Matthias Leibbrand
Carl-Helbing-Str. 19
79312 Emmendingen
07641 9679354
matthias.leibbrand@vision-hope.org
http://www.vision-hope.org

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