Über 3.000 Menschen können dank einer Hornhauttransplantation wieder besser sehen. Die Zahl der Gewebespender im Netzwerk der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) ist 2016 um 12,1 Prozent angestiegen.
Noch nie zuvor in der Geschichte der DGFG haben so viele Menschen Gewebe gespendet. Jede zweite transplantierte Hornhaut kommt von der DGFG. Die Hornhauttransplantation ist eine der ältesten Transplantationen der Medizin.
Insgesamt 2.341 Menschen haben mit Augenhornhäuten, Herzklappen oder Blutgefäßen anderen Menschen selbstlos geholfen. Mit diesem Ergebnis hat die DGFG über 4.000 Patienten in ganz Deutschland zeitnah und sicher mit einem Gewebetransplantat versorgt. „Viele neue Spendeprogramme, u.a. in Baden-Württemberg, im Saarland und in Nordrhein-Westfalen, sind erfolgreich angelaufen“, sagt Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG. Das gemeinnützige Netzwerk versorgt Patienten in ganz Deutschland mit hochwertigen und sicheren Gewebepräparaten. Den größten Anteil haben Augenhornhauttransplantate.
Jede zweite transplantierte Augenhornhaut kommt von der DGFG
Ärzte transplantieren jedes Jahr deutlich mehr Gewebe als Organe. Insgesamt hat die DGFG 4.053 Gewebetransplantate an Patienten vermittelt. Mit etwa drei Vierteln haben Augenhornhäute dabei den größten Anteil. „Wir können mittlerweile bei der Hornhauttransplantation die meisten Anfragen innerhalb weniger Wochen erfüllen“, sagt Börgel. Die Zahl der abgegebenen Hornhäute stieg um elf Prozent auf 3.006 Hornhäute an. „In Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bremen und Schleswig-Holstein kommen fast alle transplantierten Hornhäute von der DGFG – deutschlandweit ist es jede zweite!“, sagt Börgel. Die DGFG hat in diesen Regionen in den vergangenen zehn Jahren vorbildliche Spendestrukturen aufgebaut. „Im Ergebnis sorgt das gemeinsame Engagement der Krankenhäuser und der DGFG für diese hervorragende regionale Versorgung“, so Börgel. Ärzte transplantieren pro Jahr etwa 6.000 Hornhäute. Unter den vermittelten Hornhäuten waren 217 ultradünne, in der Gewebebank Hannover präparierte Hornhautlamellen für DMEK-Transplantationen. Ärzte verwenden diese lamellären Transplantate für eine spezielle OP-Technik, bei der sie nur eine dünne Schicht der Hornhaut austauschen müssen. Die Sehfähigkeit der Patienten erholt sich schneller. Das Infektionsrisiko sinkt. Nur die Gewebebank Hannover und die Knappschafts-Gewebebank Saar in Sulzbach, beide im Netzwerk der DGFG, dürfen diese Lamellen herstellen und bundesweit abgeben.
Fast jeder Verstorbene kann Gewebe spenden
Gewebe, die nach dem Tod gespendet werden können, sind Augenhornhäute, Herzklappen, Blutgefäße, aber auch Knochen und Haut. Aus der Lebendspende kommt die Amnionmembran. Sie ist Teil der mütterlichen Plazenta und kann von einer Mutter nach einer Kaiserschnittgeburt gespendet werden. Die Hirntoddiagnostik spielt bei der Gewebespende keine Rolle. Mehr als neun von zehn Gewebespenden stammen von Menschen, die eines ganz normalen Todes gestorben sind. Auch Krebserkrankungen oder ein hohes Lebensalter sind kein Ausschlussgrund für eine Hornhautspende. Eine Gewebespende ist noch bis zu drei Tage nach Todeseintritt möglich.
Bei der Bearbeitung von Knochenspenden zu Knochentransplantaten arbeitet die DGFG mit der Universitätsgewebebank der Charité Berlin zusammen. Im Rahmen dieser Kooperation haben neun Menschen Knochen gespendet. Die daraus hergestellten Knochenpräparate wurden mehreren hundert Menschen transplantiert. In Zusammenarbeit mit der Klinik für Unfallchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover hat die DGFG vier weitere Knochenspenden ermöglicht. Die Ärzte haben damit acht Patienten eine einzigartige Versorgung komplexer Brüche ermöglicht. „Dieses überwältigende Ergebnis ist nur möglich, weil sich Menschen bereit erklären, Gewebe nach ihrem Tod zu spenden“, sagt Börgel. „Ihnen gilt im Namen der Empfänger unser ganz besonderer Dank.“
Gewebespenden von Organspendern gehen zurück
Der Anteil der Gewebespender, die auch Organspender sind, hat auch 2016 weiter abgenommen: 206 Gewebespender im DGFG-Netzwerk und damit weniger als neun Prozent waren auch Organspender. Der Rückgang betrug knapp fünf Prozent. „Da Herzklappen und Blutgefäße überwiegend aus der Organspende stammen, ist auch die Anzahl dieser gespendeten Gewebe um 5,6 Prozent auf insgesamt 266 Präparate zurückgegangen“, hält Börgel fest.
Die DGFG unterstützt regionale Strukturen
Auf der Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Die DGFG vermittelt ihre Transplantate über eine zentrale Vermittlungsstelle mit einer bundesweiten Warteliste. Im Netzwerk der DGFG kooperieren zahlreiche Universitätskliniken wie Dresden, Leipzig, Hannover, Marburg/Gießen, Kiel/Lübeck, Berlin, Greifswald, Rostock, Würzburg und Regensburg. Aber auch große Krankenhausverbünde wie die Sana, HELIOS und Asklepios Kliniken, Gesundheit Nord Bremen sowie zahlreiche kommunale und konfessionelle Krankenhäuser wie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg oder die Caritas Trägergesellschaft West. Sie alle unterstützen die Gewebespende durch die Meldung möglicher Gewebespender und nehmen so ihre gesellschaftliche Verantwortung für die Versorgung der betroffenen Patienten wahr. Die Koordinatoren der DGFG betreuen bundesweit die Kliniken vor Ort, führen Gespräche mit Angehörigen und organisieren die Entnahme.
Alle Angaben zu den Jahreszahlen 2016 sind vorläufig (Stand 10.01.17).
Die DGFG ist eine unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft, die seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland fördert. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der DGFG beziehen. Gesellschafter sind vier Universitäten – Anstalten des öffentlichen Rechts: das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover sowie die Universitätsmedizin Rostock.
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