Präventivzahnmedizin 50+ ist geprägt von Komplexität
In ihrer Einleitung wies Prof. Dr. Carolina Ganß, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM), auf die Tradition des Symposiums hin und begrüßte, dass CP GABA diese Tradition fortsetzt und sich hier weiterhin engagiert.
Wegen der unterschiedlichsten gesundheitlichen Probleme und körperlichen oder geistigen Einschränkungen bei Älteren hatte die DGZPM gefragt: Was können wir für die Förderung der Mundgesundheit und vielleicht auch zur Förderung der Allgemeingesundheit in dieser Altersgruppe tun? Nationale und internationale Referenten aus Alterszahnmedizin, Parodontologie und Präventivzahnmedizin gaben aktuelle Antworten auf diese Frage.
Anleitung zur Mundhygiene altersgerecht und individuell gestalten
Prof. Dr. Frauke Müller, Leiterin der Division für Gerodontologie und abnehmbare Prothetik der Universität Genf, betonte die wachsende Rolle der Alterszahnmedizin angesichts der demographischen Entwicklung. Bereits heute bleiben die natürlichen Zähne immer länger erhalten, so dass die Bedeutung der Mundhygiene in dieser Altersgruppe zunimmt. Die altersbedingte Veränderung der Fähigkeit zur Bewältigung der alltäglichen Herausforderungen führt jedoch oft dazu, dass die tägliche Mundhygiene auf der Prioritätsliste nach hinten verschoben wird. Deshalb muss sich die zahnmedizinische Betreuung an die Veränderungen von motorischer Koordination, physischer und psychischer Morbidität und Motivation anpassen. So ist es in der dritten Lebensphase besonders wichtig, die Anleitung der Patienten (z.B. sitzende Position, mit Brille und gutem Licht, mechanische Prothesen-Reinigung) und die Zusammenstellung der empfohlenen Hilfsmittel (Zahnbürsten mit dicken Griffen, Spezialbürsten für Implantate und Knopfanker, Zungenreiniger) individuell zu gestalten und dabei auch die bei älteren Patienten häufige, meist medikationsbedingte Mundtrockenheit zu beachten. Denn „Schlechte Mundhygiene in Verbindung mit Mundtrockenheit kann innerhalb weniger Wochen oder Monate zur Zahnlosigkeit führen“, sagte Müller. Darüber hinaus kann eine gute Mundhygiene offenbar auch das Risiko einer (Aspirations-)Pneumonie reduzieren.
In eigenen Untersuchungen fand die Expertin aus Genf eine signifikant verbesserte Mund- und Prothesenhygiene, wenn die Patienten regelmäßig ergotherapeutisch begleitet wurden. In einer klinischen Studie zeigte ihre Arbeitsgruppe, dass die bei Älteren häufige Wurzelkaries durch die Anwendung einer Zahnpaste mit hohem Fluoridgehalt von 5000 ppm (hier: Duraphat® Fluorid 5mg/g, CP GABA) nach 6 Monaten signifikant verbessert werden konnte verglichen mit einer üblichen fluoridhaltigen Zahnpaste (1). Des Weiteren berichtete die Referentin über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Hu et al, die nach 6-monatiger Anwendung einer Zahnpaste, die neben Fluorid auch 1,5% Arginin enthielt, eine zusätzliche Verbesserung von Zahnhalskaries im Vergleich zur üblichen fluoridhaltigen Zahnpaste sehen konnte (2). Die Verschlechterung des Status war in dieser Gruppe „gleich Null“, so Müller.
Abschließend stellte sie den „Seattle Care Pathway for securing oral health in older patients Pathway“ (3) vor, der 2013 auf Basis des vorhandenen Wissens zur Erhaltung der Mundgesundheit Älterer entwickelt wurde. Sie hob drei wesentliche Aspekte hervor: sorgfältiges Screening, eine an das individuelle motorische Geschick angepasste Anleitung zur Mundhygiene sowie die Prävention durch hochfluoridhaltige Zahnpasten.
Entzündliche Prozesse – der Link zwischen Parodontitis und Allgemeingesundheit?
„1989 begann eine neue Ära“, stellte Prof. Dr. Philip Preshaw, Professor of Periodontology und Consultant in Restorative Dentistry, Universität Newcastle, UK, fest. In diesem Jahr erschien eine Publikation, die eine Verbindung zwischen schlechter Zahngesundheit und dem Auftreten eines Herzinfarktes herstellte. Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatte Miller den Mundraum als Fokus für verschiedene Infektionskrankheiten beschrieben. Doch in den 1950er Jahren wurde diese Fokus-Theorie wieder aufgegeben, da eine Fokussanierung nicht den gewünschten Therapieerfolg gezeigt hatte. Mit dem wachsenden Wissen über die Zusammensetzung und Interaktion von Plaque und Mundflora hat sich inzwischen aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Parodontitis eine durch pathogene Plaque-Bakterien ausgelöste entzündliche Erkrankung ist. Inflammatorische Prozesse könnten auch die Verbindung zu anderen Erkrankungen mit ebenfalls entzündlicher Komponente wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes darstellen, wobei die genetisch bedingte Reaktion des Individuums auf den entzündlichen Stimulus die entscheidende Rolle zu spielen scheint.
Hinweise aus klinischen Studien auf eine Verbindung sind deutlich: Nachweis von Porphyromonas gingivalis in Karotis- oder Koronar-Atheromen bei rund 40% der parodontal Erkrankten, nicht jedoch bei parodontal Gesunden; erhöhte CRP-Werte bei Parodontitis, die nach entsprechender Therapie rückläufig waren; verbesserte endotheliale Funktion 6 bzw. 12 Monate nach parodontaler Behandlung; geringeres Risiko für neue kardiovaskuläre Ereignisse bei Koronarpatienten mit guter Interdentalhygiene. Ähnliche Hinweise gibt es für Parodontitis und Diabetes: erhöhtes Parodontitis-Risiko bei schlecht eingestellten Diabetikern; erhöhtes Risiko für diabetische Komplikationen bei Patienten mit schwerer Parodontitis; eine klinisch relevante Verbesserung des HbA1c nach parodontaler Therapie bei Diabetikern konnte sogar in einem Cochrane Review gezeigt werden (4). „Parodontitis und Diabetes zeichnen sich beide durch ein hochreguliertes inflammatorisches Niveau aus“, so Preshaw. Auch die weltweit epidemisch zunehmende Adipositas, die das Risiko für beide Erkrankungen erhöht, sei zu berücksichtigen. Denn Fettgewebe sezerniert als aktives endokrines Organ unter anderem proinflammatorische Cytokine.
Diese Erkenntnisse erfordern eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit. Deshalb ruft die European Federation of Periodontology (EFP) in ihrem „Manifesto Perio and General Health“ (5) zu gemeinsamem Handeln und zur weiteren Klärung der Zusammenhänge auf. „Wir brauchen noch mehr Forschung, insbesondere longitudinale und interventionelle Studien“, schloss Preshaw seinen Vortrag.
Herausforderung Malignom-Bestrahlung
Prof. Dr. Carolina Ganß, Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde, Justus-Liebig-Universität Gießen, stellte dar, dass aktuell pro Jahr ca. 10.000 Patienten neu an Karzinomen der Mundhöhle erkranken sowie rund 20.000 Patienten karzinombedingt eine Bestrahlungstherapie im Kopf-Hals-Bereich durchgemacht haben. Die Behandlungsempfehlungen sind in einer S3-Leitlinie definiert (6).
Alle Betroffenen müssen sich mit den möglichen Bestrahlungsfolgen auseinandersetzen. In der akuten Phase der ersten sechs Wochen sind dies Geschmacksstörungen sowie eine schmerzhafte Mucositis. Zu den Langzeitfolgen zählen unter anderem Xerostomie und Strahlenkaries. Hier sind die frühzeitige Einbindung der Zahnmedizin und eine enge Abstimmung zwischen Zahnarzt und Onkologie erforderlich.
Die Aspekte der zahnärztlichen Betreuung sind vielfältig. Wichtig ist eine optimale Zahn- und Mundpflege. „Die Patienten sind in der Regel sehr motiviert, haben aber häufig auch große Probleme mit der Mundhygiene“, weiß die Expertin aus Gießen. Hier gilt es, die für den Einzelfall richtigen Hilfsmittel zu finden. Da noch Jahre nach der Bestrahlung der Plaque-pH niedriger und der pH-Abfall tiefer und länger ist als normal, ist die Mundflora stärker kariogen. Deshalb sollte die Ernährung möglichst ausgewogen sein und ausreichend Kalorien zuführen, gleichzeitig aber auch kariogene Episoden reduzieren. Zur Vorbeugung von Strahlenkaries und Zahnverlust werden außerdem Fluoridierungsschienen angewendet, deren Wirkung durch eine weniger kariogene Kost ebenfalls gesteigert wird.
Wegen der Bedeutung der Speichelfließrate für den Fluoridierungserfolg sollte bei Xerostomie eine noch bestehende, aber reduzierte Funktion der Speicheldrüsen – wenn möglich – mit oralem Pilocarpin für mindestens 12 Wochen stimuliert werden. Damit kann eine 40 bis 50-prozentige Response-Rate erzielt werden. Beim Einsatz von Befeuchtungsmitteln ist auf den pH-Wert zu achten. Gleiches gilt für Speichelersatzmittel, die allerdings nicht immer erfolgreich sind und deshalb individuell einzusetzen sind. Auch Zinn-/Fluorid-haltige Spüllösungen können hilfreich sein.
Das Spektrum der Vorträge dieses Symposiums zeigte eindrucksvoll die Komplexität der präventiven Zahnmedizin in der Altersgruppe 50+, die von altersbedingten physiologischen und pathophysiologischen Veränderungen geprägt ist.
DGPZM-CP-GABA-Wissenschaftsfond
Zum Abschluss des Symposiums wurden die diesjährigen Empfänger der Förderung aus dem DGPZM-CP-GABA-Wissenschaftsfonds gewürdigt. Gefördert werden die Projekte „Bundesweite Hebammenbefragung zur Mundgesundheit von Schwangeren und Säuglingen“ (Yvonne Wagner, Jena) mit 10.000 EUR sowie „Vergleich der Basic Erosive Wear Examination bei der Erhebung von erosiven Läsionen an Patienten, an Fotoaufnahmen und an Standardmodellen“ (Cornelia Frese, Heidelberg) mit 3.000 EUR.
1 Srinivasan M et al, Community Dent Oral Epidemiol 2014; 42; 333-340
2 Hu DY et al, J Clin Dent 2013; 24: A23-31
3 Pretty IA et al, Gerodontology 2014; Suppl 1:77-8
4 Simpson TC et al. Cochrane Database Syst Rev 2010;5:CD004714
5 http://www.efp.org/efp-manifesto/
6 „Diagnostik und Therapie des Mundhöhlenkarzinoms“, AWMF-Register-Nummer (007-100OL)
CP GABA ist ein führender Mundpflegehersteller mit dem Bestreben, die Mundgesundheit in Deutschland zu verbessern. Mit einem umfassenden Produktportfolio und international angesehenen Marken wie elmex® und meridol®, Colgate®, Colgate Total®, Duraphat® und MaxWhite One®, setzt CP GABA seinen erfolgreichen Kurs fort, der sich nicht zuletzt durch ein beachtliches Engagement gegenüber der dentalen Profession, der Öffentlichkeit und den Verbrauchern auszeichnet.
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