Starke Marktanteilszugewinne auch in 2017 zu erwarten
Die Nachfrage nach Gebäuden in Holzrahmen- bzw. Holztafelbauart hat 2016 erheblich zugenommen, der Baustoff Holz erfreut sich bundesweit außergewöhnlicher Beliebtheit. Für 2017 rechnet der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV, Ostfildern; www.d-h-v.de ) daher mit weiteren Marktanteilszugewinnen der ihm angeschlossenen rund 300 mittelständischen Holzbaubetriebe. Auf der traditionellen Herbst-Fachtagung mit anschließender Mitgliederversammlung, die im November bei der STEICO SE in Feldkirchen bei München stattfand, zog Präsident Erwin Taglieber eine Jahres-Bilanz der Stärke. Über 120 Holzbauunternehmer/-innen waren der Verbandseinladung gefolgt.
„So positiv waren die Konjunkturaussichten der mittelständischen Holzbaubetriebe schon seit Jahren nicht mehr: In Süddeutschland wird mittlerweile flächendeckend jedes vierte Ein- und Zweifamilienhaus vorrangig aus Holz gebaut, in Baden-Württemberg sogar fast schon jedes dritte! Das größte Potenzial zeigt sich nach wie vor im Norden; auch hier verzeichnen wir bei Architekten und Hochbauunternehmen wachsendes Interesse am Bauen mit Holz – eine erfreuliche Entwicklung, die es durch überzeugende Darstellung der vielfältigen Vorteile unserer Holzbauweise weiter zu forcieren gilt“, rief Präsident Erwin Taglieber zu Beginn der traditionellen Herbst-Fachtagung des DHV die ihm angeschlossenen 300 Holzbaubetriebe zur proaktiven Marktdurchdringung auf.
Holz holt auf
Um den Holzbau bei Entscheidern noch stärker ins Gespräch zu bringen, sendet der DHV als Vollmitglied im Deutschen Holzwirtschaftsrat (DHWR) deutliche Signale an die Politik, den Anliegen der Holzbaubetriebe Gehör zu schenken und mit den Verbandsrepräsentanten in einen fruchtbaren Dialog über die Gestaltung des Bauwesens in Deutschland einzutreten. „Bedauerlich ist, dass sich der Holzbau in einigen Bundesländern immer noch mit Vorbehalten konfrontiert sieht, die dort zur Fortschreibung wettbewerbsverzerrender gesetzlicher Rahmenbedingungen in den Landesbauordnungen beitragen. Dazu zählen beispielsweise die kontraproduktiven Brandschutzbestimmungen, durch die Bauausführungen in Holz auf bestimmte Gebäudehöhen begrenzt werden. Solche Hemmnisse erweisen sich bei näherer Betrachtung vielfach als sachlich unbegründet, zumal sie auf veralteten Annahmen beruhen, die sowohl von der Holzforschung als auch in der Praxis längst widerlegt worden sind. Die neuesten brandschutztechnischen Erkenntnisse über das Bauen mit Holz sind beachtlich und verdienen es, in die Baugesetzgebung angemessen einzufließen“, wies DHV-Präsident Erwin Taglieber auf den enormen technischen Fortschritt im Holzbau hin.
Holzbauzulieferer an der Börse
Dass man sich mit Holzprodukten – insbesondere Holzfaserdämmstoffen – auch in einem schwierigen Markt durchsetzen und dauerhaft behaupten kann, erläuterte in seiner Begrüßungsansprache auf eindrucksvolle Weise Udo Schramek, Vorsitzender des Verwaltungsrats und geschäftsführender Direktor der STEICO SE: „1986 wurde STEICO gegründet, 2007 erfolgte der Börsengang und 2013 der Neubau der Zentrale in Feldkirchen. An sechs Standorten in Deutschland, Polen und Frankreich beschäftigt die STEICO SE heute über 1.300 Mitarbeiter, die Holzfaserdämmplatten, Stegträger, Gefachdämmstoffe aus Holzwolle und viele andere innovative Holzprodukte herstellen.“ Die STEICO SE hat sich sowohl vom Jahresumsatz als auch vom Produktionsvolumen her zum größten Naturdämmstoffanbieter in Europa entwickelt – eine Erfolgsgeschichte, die Anerkennung und Respekt verdient.
40 Prozent Materialeinsparung
Worauf sich die Marktstellung der STEICO SE unter anderem gründet, führte Dipl.-Ing. (FH) Florian Manz vor Augen, indem er konstruktive Möglichkeiten zur Verringerung des Materialverbrauchs im Holzbau durch Einsatz von Furnierschichtholz und Stegträgern präsentierte: „Bis zu 40 Prozent Materialeinsparung sind möglich“, sagte er und wies dabei auf die exzellenten statischen Eigenschaften der von ihm vorgestellten Konstruktionen hin: Sie weisen eine extrem hohe Festigkeit auf und können im Schwellen-, Wand-, Decken- und Dachbereich Anwendung finden. Als optimierte Deckenbauteile wurden Steico LVL Kastenelemente beispielsweise beim Bau des Mehrverbändehauses FORUM HOLZBAU in Ostfildern eingesetzt, in dem sich die gemeinsame Geschäftsstelle u.a. des Verbandes des Zimmerer- und Holzbaugewerbes Baden-Württemberg (kurz: „Holzbau BW“), des DHV sowie der für Qualitätssicherung im Holzfertigbau zuständigen Gütegemeinschaft Deutscher Fertigbau e.V. (GDF) befindet.
Vier Millionen Daten sammeln
Ein Monitoring-Projekt der besonderen Art stellte im Anschluss Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Stahl vor: „Über vier Millionen Messdaten sollen innerhalb von zehn Jahren über das Dach des neuen STEICO-Bürogebäudes in Feldkirchen gesammelt werden“, führte der STEICO-Mitarbeiter aus. Die vollgedämmte Flachdachkonstruktion in Holzbauweise mit heller Dachabdichtungsbahn und Gründach soll Aufschluss darüber geben, welche Vorteile helle Dachabdichtungsbahnen bieten. DHV-Vorstandsmitglied Ahmed Al Samarraie regte an, das privatwirtschaftliche Monitoring mit ähnlichen aktuellen Forschungsprojekten zu verknüpfen und die Ergebnisse mit anderen Holzbau-Betrieben zu teilen. DHV-Mitglied Walter Bauer, im Amt frisch bestätigter Präsident des Holzbau Deutschland Instituts in Berlin und Geschäftsführer von Bauer Holzbau in Satteldorf-Gröningen, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Forschungsprojekte im Holzbau von Holzbau Deutschland koordiniert werden.
Neue Brandschutz-Normen
Über den neuesten Sachstand der aktuellen Novellierung der Brandschutz-Normung und daraus resultierenden bauordnungsrechtlichen Konsequenzen für den Einsatz von Holzbauteilen informierte Dr.-Ing. Mandy Peter vom Ingenieurbüro bauart in München. „Grundsätzlich“, so Peter, „sind Bauordnung, Verwaltungsvorgaben und technische Baubestimmungen voneinander zu unterscheiden. Die Novellierung des europäischen Brandschutzes bringt Änderungen des nationalen Baurechts mit sich, was sich natürlich auch auf den Holzbau auswirkt.“ Ein Beispiel: Für Holzwerkstoffe, die gemäß EN 13986:2004 im Bauwesen verwendet werden (was in Deutschland DIN EN 13986:2005-03 entspricht), ist künftig das Glimmverhalten zusätzlich durch Erteilung einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung nachzuweisen, sofern es sich um Baustoffe handelt, die nach DIN EN 13501-1 in die Klasse A2, B oder C einzustufen sind.
DHV berät in Brandschutz-Fragen
Wesentliche Änderungen für den Holzbau ergeben sich durch die europäische Brandschutz-Novelle auch insofern, als künftig alle genormten Holzwerkstoffe ebenso wie Konstruktionen mit Holzfaserdämmstoffen und Gipsfaserplatten erfasst werden. Für detaillierte Fachauskünfte können sich Verbandsmitglieder an das Referat Technik in der DHV-Geschäftsstelle in Ostfildern wenden.
Auf optimalen Schallschutz achten
Neben Brandschutzfragen verdient auch der Schallschutz besondere Beachtung. Wie sich Bauteile konstruieren und herstellen lassen, mit denen der Bauherr am Ende vollauf zufrieden ist, fragte Prof. Dr. Andreas Rabold von der Hochschule Rosenheim. Der Experte für den Schallschutz von Holzbauteilen führte aus, dass das Thema Lärm ein sehr deutsches Thema ist, das in anderen europäischen Ländern eher eine untergeordnete Rolle spielt. Im Inland aber gilt es laut Prof. Rabold, den Anforderungen der potenziellen Bauherren und künftigen Bewohner zu genügen und insbesondere den Trittschall bereits bei der Planung des Hauses zu berücksichtigen. „Ziel muss sein, Zwischendecken für den Geschosswohnungsbau zu entwickeln, die einen guten tieffrequenten Trittschallschutz gewährleisten und wirtschaftlich herzustellen sind“, betonte Professor Rabold.
Am besten den Kunden fragen
Abschließend gab der Experte Holzfertighausanbietern den Rat, in Schallschutzfragen die Wünsche des Kunden zu ermitteln und sich bei der Bauausführung nach dessen Ruhebedürfnis zu richten. „Es macht Sinn, den Kunden unaufgefordert darauf hinzuweisen, dass bei Deckenkonstruktionen Gehgeräusche durch die Zwischendecke oftmals hörbar sind. Zusätzlich sollte man dem Interessenten sagen, dass ein höherer Trittschallschutz technisch machbar ist, aber objektspezifisch geplant werden muss. Die Entscheidung, den zusätzlichen Aufwand gegen Mehrpreis in Auftrag zu geben oder nicht, ist dann eine Entscheidung, die der Kunde als gut informierter Bauherr trifft.“
Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Schäfer, Leiter des Ressorts Technik beim Verband Holzbau BW in Ostfildern und als solcher zuständig für den DHV, kündigte an, dass im Rahmen eines neuen Forschungsvorhabens ab April 2017 über einen Zeitraum von etwa 18 Monaten 20 Konstruktionsmodelle von Holzdecken erarbeitet werden sollen. DHV-Mitgliedsunternehmen, die bei diesem Projekt mitwirken wollen, können sich ab sofort in der Verbandsgeschäftsstelle anmelden.
Outdoor-Termin in München
Bestandteil von DHV-Fachtagungen ist nach Möglichkeit auch eine Exkursion, die zu einem oder mehreren besonders gelungenen Bauvorhaben führt, um die Umsetzung des technischen Fortschritts am gebauten Objekt zu demonstrieren. Dieses Mal stand der Besuch einer neuen Flüchtlingsunterkunft auf dem Programm, die das DHV-Mitgliedsunternehmen Weizenegger Objektbau aus Bad Wurzach unter Bauleitung von Zimmermeister und Passivhausplaner Achim Dangel in München errichtet hat. Möglichkeiten zur Nachnutzung als Kita, Schule oder im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus wurden getreu den DHV-Empfehlungen von Anfang an mit eingeplant.
Leistungsstarke Interessengemeinschaft: DHV, ZMH und 81fünf
Mit zusammen über 300 Mitgliedsbetrieben bilden der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV, Ostfildern), die Vereinigung ZimmerMeisterHaus (ZMH, Schwäbisch Hall) und die Gruppe 81fünf AG (Lüneburg) eine leistungsstarke Gemeinschaft, die übereinstimmende Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seit Dezember 2015 gebündelt artikuliert. Größte Organisation in dies
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