Die Insolvenz in Eigenverwaltung: Ein Unternehmer berichtet von seinen Erfahrungen

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(Dresden, 01. Oktober 2014) Aktuelle Studien zeigen, dass das neue Insolvenzrecht mit seinen Chancen zur nachhaltigen Neuausrichtung langsam in der deutschen Wirtschaft ankommt. Die Restrukturierung der POSA Möbelsysteme GmbH & Co. Vertriebs KG ist beispielhaft für die erfolgreiche Unternehmenssanierung im Rahmen einer Insolvenz in Eigenverwaltung. Im Jahr 1991 in Marienberg-Satzung zunächst als Näherei gegründet, werden seit 1992 Polstermöbel gefertigt. Heute beschäftigt die höchstgelegene deutsche Polstermöbelmanufaktur 40 Mitarbeiter. Die Kundenstruktur besteht überwiegend aus namhaften Möbelhäusern sowie Objekteinrichtern. Derzeit werden rund 300 Polstergarnituren pro Monat, speziell nach Kundenwünschen, gefertigt. Ein Alleinstellungsmerkmal stellt demzufolge die Sonderanfertigung sowie Aufarbeitung von Polstermöbeln dar.

Wie das Unternehmen in die Krise kam – das bilanzielle Problem und seine operativen Ursachen
Die Schieflage des Unternehmens war vordergründig nicht auf den operativen Geschäftsbetrieb zurückzuführen, was die im Vergleich zur Branche grundsätzlich positive Rohertragsquote sowie die übrige Kostenstruktur verdeutlichten. Viel mehr kongruierte das Umsatzniveau nicht mit den getätigten Investitionen aus der Vergangenheit. Die Jahre nach der „Wende“ waren in den neuen Bundesländern grundsätzlich von wirtschaftlichem Aufschwung geprägt. Die Geschäftsleitung entschied sich daraufhin Ende der 90er Jahre eine neue und moderne Produktionsstätte zu errichten. Das zusätzlich erwartete Auftrags- beziehungsweise Umsatzvolumen blieb jedoch aus. Unternehmensberater Simon Leopold im Beratungsverbund ABG-Partner berichtet: „Das Unternehmen war klassisch überinvestiert und die Investitions- und Finanzierungsverhältnisse standen in keinem sinnvollen Verhältnis zur Unternehmensgröße. Die dadurch bedingte Liquiditätsbelastung war auf Dauer nicht zu schultern und trug erheblich zum negativen Cash flow bei. Darüber hinaus ließ der geringe Selbstfinanzierungsspielraum keine Investitionen in neue Geschäftsbereiche beziehungsweise Produktinnovationen zu. Die im Vorfeld durchgeführten Sanierungsmaßnahmen zeigten sich als nicht ausreichend, um die Krise außergerichtlich erfolgreich abwenden zu können.“

Die Sanierung unter Insolvenzschutz
Da sich infolge der vorgenannten Defizite die Liquiditätssituation zuspitzte, entschied sich der geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens Anfang 2013 für eine Sanierung über ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Als Sachwalter wurde Frank-Rüdiger Scheffler, Kanzlei Tiefenbacher Rechtsanwälte Partnergesellschaft Dresden, berufen. „Neben Herrn Scheffler bekamen wir professionelle Unterstützung durch den Beraterverbund ABG-Partner“, berichtet Thomas Mehnert, Geschäftsführer der POSA Möbelsysteme. „Das sanierungserfahrene Team aus Unternehmensberatung, Steuerberatung, Rechtsanwälten und Kommunikationsexperten hat sich auf die Sanierung von mittelständischen Unternehmen spezialisiert. Im Rahmen der intensiven Prüfung der Fortbestehungsaussichten konnte trotz der negativen Ertragslage eine positive Fortführungsprognose erstellt werden. Diese basierte vor allem auf der Tatsache, dass die niedrige Ertragskraft nicht grundsätzlich auf den operativen Geschäftsbetrieb zurückzuführen war. Dieser zeichnete sich durch eine im Branchenvergleich positive Rohertragsquote und verhältnismäßig geringe Kostenstruktur aus.“ Außerdem stellten die Sanierungsexperten fest, dass der „gesunde Unternehmenskern“ inklusive des vorhandenen Know-hows, Geschäftsmodelles und der eigenen Betriebsstätten auch zukünftig genügend Marktchancen bot. „Wie uns das ABG-Team bestätigte, ergibt sich durch die Möglichkeit, Sonderlösungen auch für kleine Marktsegmente herzustellen, eine erfolgsversprechende Nischenbesetzung abseits des Massenmarktes“, so Mehnert. Insgesamt prognostizierte der im Rahmen des Antragsverfahrens erstellte Finanzplan ein ausreichend positives Betriebsergebnis. Ein ganzheitlicher Turnaround war unter Berücksichtigung eines deutlich reduzierten Verschuldungsgrades sowie einer Optimierung des operativen Geschäftes realistisch.

Sanierungsablauf und eingesetzte Instrumente
Vor Verfahrenseröffnung wurde die mehrheitliche Zustimmung der Gläubiger und Großkunden zur Umsetzung des Sanierungskonzeptes eingeholt. Lediglich fünf von insgesamt 500 Bestandskunden lehnten eine weitere Zusammenarbeit ab. Zielvorgabe war einheitlich eine „gesteuerte“ Insolvenz. Sachwalter Frank-Rüdiger Scheffler: „Neben dem Ziel, eine bestmögliche Lösung für die Gläubiger zu erlangen, standen die erfolgreiche Fortführung des Unternehmens und die Sicherung der vorhandenen Arbeitsplätze im Fokus.“ Die Fortführung des Unternehmens und Finanzierung des Insolvenzplanes gelang zum einen durch die Möglichkeiten des gerichtlichen Sanierungsverfahrens (Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit) und zum anderen durch den Einsatz alternativer Finanzierunginstrumente (Factoring, Beteiligungskapital). Neben der Verbesserung der Finanzierungsstruktur wurden die Umsätze mit Hilfe von gezielten Kommunikationsmaßnahmen gesteigert. Grundlage dafür war eine Analyse möglicher neuer Zielgruppen und Multiplikatoren. Nach der Erarbeitung der künftigen Marktpositionierung sowie der Kommunikationsstrategie wurden das Erscheinungsbild modernisiert und eine strategische Öffentlichkeitsarbeit gestartet. Die Erzgebirgssparkasse unterstützte als Hausbank des Unternehmens das Vorhaben und stimmte dem Insolvenzplan wegen des „sorgfältig geplanten Vorgehens und der guten Erfolgsaussichten“ zu. Gemeinsam konnte das Team den Produktionsstandort in Satzung und damit 40 Arbeitsplätze in einem Familienunternehmen der Region erhalten. Geschäftsführer Thomas Mehnert: „Das Beraterteam war während des gesamten Verfahrens eine große Unterstützung – von der Antragstellung bis hin zur Insolvenzplanerstellung. Der Komplexität hätten wir alleine nicht gerecht werden können. Vor allem das Zusammenspiel der Kompetenzen erwies sich als zielführend. Trotz unserer anfänglichen Bedenken gelang uns mithilfe des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung ein erfolgreicher Neustart.“

Weitere Informationen gibt es unter www.abg-partner.de. Dort kann auch das kostenlose Fachmagazin für Sanierung im Mittelstand „Restart“ bestellt werden.

Hintergrund zu ABG-Partner
ABG-Partner ist ein Beraterverbund mit den Schwerpunkten Steuer- und Unternehmensberatung, Recht und Wirtschaftsprüfung. Gegründet 1991, betreut die ABG-Partner an den Standorten München, Bayreuth und Dresden Unternehmen und Institutionen aller Rechtsformen, sowie Privatpersonen in allen steuerlichen und wirtschaftlichen Themen. Unsere Stärken liegen dabei in der aktiven Gestaltung steuerlicher Belange, Finanzierungsberatung, Kapital- und Fördermittelbeschaffung, Controlling, Unternehmensbewertung, Unternehmensnachfolge, Sanierung sowie Wirtschaftsrecht. Geschultes Fachwissen, hohe Motivation und partnerschaftliches Verhalten zeichnen unsere 80 Mitarbeiter aus. In der Zusammenarbeit mit Mandanten und Partnern sind uns Offenheit, Fairness und Akzeptanz wichtig – denn so sind wir gemeinsam erfolgreich.

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