Selbsthilfeinitiative sensibilisiert für Knochenschwund in jungen Jahren
„Osteoporose wird vielfach mit älteren Menschen in Verbindung gebracht, weil man davon ausgeht, dass ein Knochenschwund das Ergebnis eines langen Lebens ist. Doch diese Annahme ist falsch!“ – Auf diesen Missstand macht die Selbsthilfeinitiative zu Hormonellen und Stoffwechselerkrankungen aufmerksam. Wie ihr Leiter, Dennis Riehle (Konstanz), in einer aktuellen Stellungnahme ausführt und sensibilisiert, könne Osteoporose prinzipiell auch in jungen Jahren auftreten: „Zumeist hat das dann Mangelsyndrome zur Ursache und sollte ernstgenommen werden!“. Der Sozialberater, der mit 35 Jahren erkrankte, leidet wegen eines unzureichenden Testosteronspiegels in Folge einer Störung der Hypophyse im Gehirn unter einer sekundären Form des Knochenschwundes und weiß um die Notwendigkeit der frühzeitigen Diagnostik: „Osteoporose bleibt lange Zeit unbemerkt, weshalb es für einige Personengruppen sinnvoll sein kann, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Denn auch viele Menschen in meinem Alter wissen nichts davon, dass es eine idiopathische juvenile Variante in den ersten Lebensjahrzehnten gibt, die in der Herkunft nicht abschließend geklärt ist“, erläutert Riehle. Zwar sei die senile Form im hohen Alter weiterhin der regelhafte Fall, aber eben keinesfalls der einzige, zu erkranken. Insofern sei es bedeutsam, bestimmte Parameter im Blut wiederkehrend testen zu lassen, vor allem bei einem häufigen Auftreten von Osteoporose in der Familie, bei der Neigung zu etwaigem Vitamin D-Defizit, wenig Bewegung oder früh einsetzender Menopause. Daneben sollte auch beim Konsum vieler kalziumarmer Lebensmittel, insbesondere seltenem Genuss von Milch und Milchprodukten, und systemischen, entzündlichen, hormonellen oder autoimmunen Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Hyperthyreose, Magersucht, Cushing-Syndrom oder Hypogonadismus immer auch an Osteoporose gedacht werden, so Dennis Riehle diesbezüglich.
Sofern ein Verdacht auf Osteoporose oder die Vorstufe Osteopenie besteht – beispielsweise aufgrund vermehrter Stürze und Knochenbrüchen oder anhaltender Schmerzen in der Brustwirbelsäule –, sollte der Knochenstoffwechsel beim Internisten oder Endokrinologen gemessen und im Zweifel die Knochendichte gemessen werden: „Präventiv ist diese Osteodensitometrie eine sogenannte Selbstzahlerleistung, kann bei nachgewiesenem Knochenschwund aber zur Verlaufskontrolle durch die Krankenkasse bezahlt werden. Die DXA-Testung bestimmt den sogenannten ‚T-Score‘ am Oberschenkelhals und im Lendenbereich und kann dann eine Aussage darüber treffen, ob die Knochensubstanz altersgemäß erhalten ist“, sagt Riehle. „Bei einer beginnenden Osteoporose wird man sicherlich noch versuchen, mit einer Anpassung der Lebensweise zu therapieren. Dabei spielt eine ausreichende Aufnahme von Vitaminen und Kalzium eine Rolle, entweder durch genügend Nahrungsmittel wie Grünkohl, Brokkoli, Nüsse, Käse, oder Milch. Auch Mineralwasser, Getreidemilch, Hartkäse, Joghurt, Quark oder Samen kommen in Betracht. Daneben muss auch der Vitamin K-Spiegel beobachtet werden, das die Aufnahme des Calciums in den Knochen ermöglicht. Gegebenenfalls kommt eine Substitution durch eine diätetische Behandlung in Betracht“, erklärt der Ernährungsberater. Bei fortgeschrittenem Stadium wird mit Medikation gearbeitet und dabei vor allem Biphosphonate genutzt. Allerdings soll damit nicht zu früh begonnen werden, da sich ihr Nutzen rasch abschleifen kann und nicht dauerhaft anhält. Letztendlich müsse auch ausgeschlossen werden, dass die Osteoporose nicht als eine Nebenwirkung anderer Arzneimittel auftritt: „Zu denken ist dabei an Blutverdünner, Blutgerinner, Cortisol, Magensäureblocker, Lithium, Antikonvulsiva oder Zytostatika“. Riehle empfiehlt abschließend in jedem Fall den Besuch beim osteologischen Facharzt.
Die Selbsthilfeinitiative bietet eine kostenlose Ernährungs- und Sozialberatung über www.selbsthilfe-riehle.de an.