Mit der Tagesroutine, mit unserem Essen und unserer Lebensweise haben wir nach Ayurveda einen großen Einfluss darauf, ob wir gesund sind und bleiben.
Die Tagesroutine, also die Art und Weise wie wir unsern Tag gestalten, wie wir aufstehen, den Tag beginnen, essen, Pausen einlegen, abends zur Ruhe kommen, zu Bett gehen etc. – das hat nach Ayurveda einen grundlegenden Einfluss auf unser Leben und auf unsere Gesundheit.
In meinem letzten Artikel habe ich die Kräuter, Beeren, Gewürze und Gewürzmischungen betrachtet und was diese für unsere Gesundheit bedeuten. In diesem Artikel gehe ich auf die gesundheitlichen Vorteile der Tagesroutine ein.
Die Ayurveda-Konstitution
Eine dieser wichtigen Voraussetzungen ist, „die individuelle Ayurveda-Konstitution“ zu kennen. Nach Ayurveda ist unsere Konstitution der maßgebliche Faktor, den wir kennen müssen, damit wir unser leben so gestalten können, dass wir ein langes, gesundes und glückliches Leben führen können.
Im Ayurveda gibt es 3 Grundkonstitutionen – Vata, Pitta und Kapha. Dies sind drei Bioenergien, die auch bestimmte Aufgaben im Körper haben. Je nachdem, wie stark die einzelnen Bio-Energien entwickelt sind, unterscheidet man unterschiedliche Ayurveda-Konstitutionen.
So können Menschen als Vata-Konstitution, Pitta-Konstitution oder Kapha-Konstitution bezeichnet werden. In diesem Fall ist eine der drei Bio-Energien besonders ausgeprägt.
Es gibt 3 Grundprinzipien im Ayurveda:
Vata – das Bewegungsprinzip
Pitta – das Umwandlungs- oder Transformationsprinzip und
Kapha – das schützende und nährende Prinzip.
Jeder Mensch hat alle drei Prinzipien in sich – nur jeweils in unterschiedlicher Ausprägung. Und je nach der Stärke der Ausprägung sind folgende Aufgaben im Körper besser oder schlechter ausgeprägt.
Zum Bewegungsprinzip – Vata – gehört zum Beispiel der Herzschlag, die Nervenimpulse, das Bewegen der Gliedmaßen und die Bewegung im Darm und in den Gefäßen. Auch das Ein- und Ausatmen ist dem Prinzip Vata zugeordnet. Die Intuition ist eine Stärke von Vata.
Zum Umwandlungsprinzip – Pitta – gehören zum Beispiel die Verdauung (das Zerlegen der Nahrung in die Grundbausteine der Lebensmittel, denn nur diese können von uns aufgenommen und verwertet werden. Dass wir aus Nervenimpulsen eine adäquate Reaktion erzeugen und mit unserem Scharfsinn reflektieren können und die Energiegewinnung in den Zellen. Enthusiasmus und Durchsetzungskraft sind Stärken von Pitta.
Zum nährenden und schützenden Prinzip – Kapha – gehört das Fettgewebe, das viele Organe schützt und das auch den Informationsfluss im Nervensystem beschleunigt. Kapha gibt uns auch Ruhe und Gemütlichkeit. Dieses Fettgewebe dient auch als Energiereserve, was uns in Notzeiten auch helfen kann, über die Runden zu kommen. Ruhe und Gelassenheit sind Stärken von Kapha.
Die meisten Menschen haben eine Misch-Konstitution – Vata-Pitta, Vata-Kapha oder Pitta-Kapha. In diesem Fall sind 2 der Bio-Energien ausgeprägter und die dritte ist weniger vertreten. In einer solchen Mischkonstitution wird das Dosha (Bio-Energie) die am stärksten ausgeprägt ist. Als erstes genannt. So kann die Gewichtung auch umgekehrt sein.
Es gibt also als Mischkonstitution nicht nur den Vata-Pitta-Typ, sondern auch den Pitta-Vata-Typ, usw. Und als letzte Möglichkeit kann man auch alle drei Bio-Energien gleich stark in sich haben, dann wird dies als Tri-Dosha bezeichnet.
Doch welchen Nutzen hat es, wenn man seine Konstitution kennt?
Unser normales Leben ist stark geprägt durch Anpassung. In der Kindheit, in der Schule, im Beruf, also in den meisten Lebens-Situationen. Da ist wenig Platz für Individualität.
Doch nach Ayurveda ist jeder einmalig und ideal ist es, diese Einmaligkeit auch zu leben. Das können wir aber nur, wenn wir diese Einmaligkeit, also unsere ganz individuelle Konstitution auch wahrnehmen und verstehen können. Verbunden damit sind bestimmte Eigenschaften, Begabungen, Lernaufgaben.
Alle beeinflusst sich, denn alles hat die Grundprinzipien Vata, Pitta und Kapha in sich.
Nun ist alles in dieser Welt ein Ausdruck dieser drei Bioenergien Vata, Pitta und Kapha auch jeweils wieder in unterschiedlichen Ausprägungen.
So hat auch alles einen Einfluss auf alles, im Ayurveda erklärbar durch diese Eigenschaften von Allem, was es gibt. Dieses Verstehen ist nicht einfach nur eine primitive Betrachtungsweise aus der Vergangenheit, sie ist heute auch durch die Physik und insbesondere durch die Quantenphysik bestätigt. Wir sollten also lieber achtungsvoll den Hut ziehen vor dem Wissen, welches es im ayurvedischen Verständnis schon seit vielen tausend Jahren gibt.
Gleiches erhöht und gegensätzliches reduziert ist das Geheimnis, wie die Auswirkungen sich gegenseitig beeinflusst.
Nun gehe ich auf die Tageszeiten ein und darauf, wie diese den Prinzipien Vata, Pitta und Kapha zugeordnet sind:
Kapha ist dem Morgen und dem frühen Abend zugeordnet, also den Zeiten von 6-10 Uhr morgens und 18-22 Uhr abends.
Pitta ist dem Mittag und der Zeit um Mitternacht zugeordnet, also von 10 Uhr vormittags bis um 14 Uhr nachmittags und dann von 22 Uhr abends bis 2 Uhr nachts.
Vata ist dem Nachmittag und dem frühen Morgen zugeordnet, also von 14 Uhr mittags bis 18 Uhr abends und von 2 Uhr nachts bis um 6 Uhr in der Früh.
Wie ich später in der Tagesroutine noch ausführen werde, empfiehlt Ayurveda, sich auf diese Zeiten einzustellen, das gilt grundsätzlich für alle Konstitutionstypen, insbesondere aber für die Konstitutionen, die dadurch direkt erhöht und dadurch auch ins Ungleichgewicht gebracht werden können.
Wer also eine Kapha-Konstitution hat oder Kapha-Ungleichgewichte hat, z.B. Übergewicht, Ödeme etc., der sollte morgen und abends besondere Achtsamkeit haben, z.B. mit der Bewegung und mit dem Essen.
Wer eine Pitta Konstitution oder eine Pitta-Störung hat, bei dem ist die Achtsamkeit insbesondere in der Mittagszeit und nachts wichtig.
Und wer eine Vata-Konstitution oder eine Vata-Störung hat, dessen Achtsamkeit sollte bei den Empfehlungen insbesondere am Nachmittag und zum Ende der Nacht, also vor 6 Uhr morgens liegen.
Aufstehen
Grundsätzlich wird im Ayurveda der Tag-Rhythmus von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang angesetzt und der Nacht-Rhythmus von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang.
Da würden sich aber die Tageszeiten ständig ändern, aus diesem Grunde haben sich die Zeiten, wie vorher beschrieben bei uns im Westen eingebürgert und diese zu berücksichtigen haben eine große Wirkung auf unser Wohlergehen.
Aufstehen vor 6.00 Uhr. Vor 6 Uhr ist Vata Zeit und das bringt dann die Leichtigkeit, Heiterkeit, Frische etc. Diese Kräfte werden mit in den Tag genommen, das Tagwerk kann somit leichter und beschwingter verrichtet werden.
Langes Schlafen bzw. das Aufstehen in der Zeit zwischen 6 Uhr und 10.00 Uhr morgens verstärkt die Kapha-Eigenschaften, z. B. die Schwere. Spätes Aufstehen fördert u. a. chronische Müdigkeit und Gewichtszunahme.
Morgendliche Routine
– 1 Glas warmes Wasser oder Ingwertee nüchtern getrunken wirkt verdauungsfördernd und entgiftend.
– Entleerung von Darm und Blase, auch dann auf die Toilette gehen, wenn kein Entleerungsdrang zu spüren ist, um den Darm und die Blase an diese Zeit zu gewöhnen.
Körperreinigung
– Zahnpflege, Zungenpflege, Mundpflege (5 bis 10 Min. Mundspülung mit Sesamöl), Gesichtspflege,
Augen- und Nasenpflege, Einölen, Massage mit Sesamöl o. a., Duschen oder Baden, wobei im Ayurveda das Baden nicht so im Vordergrund steht.
– Körperübungen, wie z.B. „Sonnengruß“ oder „Fünf Tibeter“, Tai-Chi- oder Chi-Kung-Übungen, Tai-Chi-Tsche, oder Stunde zügig spazieren gehen.
– Atemübungen, wie z. B. Pranayama und/oder Meditation
– Frühstück bis spätestens 8.00 Uhr (Kapha-Konstitutionen sollten erst gegen 10.00 Uhr frühstücken)
Mittagessen
– Hauptmahlzeit des Tages nach Möglichkeit mittags, ideal zwischen 12.00 Uhr und 13.00 Uhr
– Magen zur Hälfte mit fester Nahrung füllen, zusätzlich ein Viertel Flüssiges, das verbleibende Viertel
des Magens leer lassen (für Verdauungssekrete und für die Arbeit des Magens).
– Tisch ansprechend decken – kurze Zeit der Stille und Besinnung (Meditation, Tischgebet etc.)
– ohne Stress essen – Essen in Stille und Ruhe einnehmen, damit bewusst gekaut werden kann und
der Sättigungspunkt erkannt werden kann.
– nach dem Essen spazieren gehen.
– Mittagsschlaf als Erwachsener meiden, da das Schlafen am Tage zur Erhöhung von Tamas und Kapha führt. Ausnahme: während Krankheit, dann wirkt mehr Schlaf heilsam auf den Körper. Das Schlafen am Tage fördert bei Kapha-Konstitutionen u. a. die Gewichtszunahme.
Zwischenmahlzeiten
– möglichst meiden, da sie zur Bildung von Ama führen können
– Essen nur bei Hungergefühl und wenn die vorher eingenommene Nahrung bereits verdaut ist (d. h. 3 bis 4 Std. Pause zwischen den Mahlzeiten).
Abendliche Routine
– Am späten Nachmittag oder frühen Abend kann eine zweite Meditation und/oder Atemübung durchgeführt werden
– Abendessen möglichst bis spätestens 19.00 Uhr
– wenig essen (z. B. eine leichte Gemüsesuppe)
– Beschäftigung mit sich
– Körperpflege
– die beste Zeit zum Schlafengehen ist zwischen 21.00 Uhr und 22.00 Uhr. Bis 22.00 Uhr herrscht die Kapha-Zeit vor, d. h. die nötige (Bett)Schwere von Kapha wird mit in die Nacht genommen. Förderlich für den tiefen, gesunden und erholsamen Schlaf.
– vorher noch eine meditativ-beschauliche Phase einlegen (Tagesereignisse noch einmal passieren lassen – Psychohygiene – Dankgebet für den Tag – Bitte um eine erholsame Nacht). Der Schlaf wird umso erholsamer je mehr die Tagesereignisse losgelassen werden. Das, was das Bewusstsein im Augenblick des Einschlafens beschäftigt, prägt die Nachtruhe und die Träume.
– Vor dem Zubettgehen sollten Fernsehen, aufregende Lektüre und Alkohol wegen der tamasischen Wirkung gemieden werden. Besonders Vata-Konstitutionen sollten dies zur Schonung ihres Nervenkostüms beherzigen.
Gesundheit durch dir richtige Tagesroutine
Sicher ist für viele eine solche gesundheitsförderliche Einteilung des Tages eine große Herausforderung, haben wir bei uns im Westen meist einen ganz anderen Tagesablauf.
Doch kann ich aus vielen Begleitungen in Kuren und aus persönlicher Erfahrung sagen: Wer diese Empfehlungen für sich umsetzen kann, der ist einen Riesen-Schritt in Richtung „gesund sein bis ins hohe Alter“ gegangen.
Der nächste und noch viel nachhaltigere Schritt ist dann, die eigene Ayurveda-Konstitution zu erfahren und danach zu leben. Danach zu leben heißt: Den Lebensstil und auch die Ernährungsweise darauf einzustellen.
Das hat aber oft die Konsequenz, das ganze Leben bzw. alle Lebensbereiche zu reflektieren und entsprechende Änderungen zu integrieren, damit Gesundheit wieder der normale Zustand unseres Lebens ist.
Meine grundlegenden Ayurveda-Seminaren können hier die Basis für ein gesundes Leben sein. Hier geht es zu den beiden Ayurveda-Grundlagen-Seminaren.
Und hier geht es zu einem Podcast von mir, „Ayurveda-Lifestyle und Ayurveda-Ernährung – das Geheimnis von Langlebigkeit“.
Die Ayurvedaschule Wolfgang Neutzler ist eine unabhängige Privatschule.
Der Schulleiter der Schule für Ayurveda, Wolfgang Neutzler, praktiziert seit 1985 als Heilpraktiker mit Schwerpunkt Ayurveda. Als Coach betreut er Menschen speziell bei der Ernährungsumstellung und beim Abnehmen.
Der Schwerpunkte seiner Arbeit sind Online-Seminare und -Ausbildungen. Gerade in der heutigen Zeit eine schnelle und effektive Möglichkeit des Lernens, ohne Reisekosten und Stress.
Folgende Online-Angebote gibt es: Ausbildung zur/m Ayurveda-Ernährungsberater/In, Ayurveda-Kochkurse, Abnehm-Training, Ayurveda-Fastenwoche, Kursleiter Ayurveda-Babymassage, Schwangeren-Massage, Ayurveda-Konstitutionsbestimmung, Ayurveda-Massagen, Ayurveda-Entspannungs-Trainer.
Wolfgang Neutzler ist Autor, Co-Autor von 8 Büchern, unter anderem auch von 5 Ayurveda-Büchern.
Das Ziel ist es, ganz vielen Menschen einen Zugang zum Ayurveda zu ermöglichen.
Ayurveda – das Wissen von einem gesunden, langen und glücklichen Leben
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