Lange Zeit führten die Fahrzeuge des VW-Konzerns die Hitliste der deutschen Leasingkunden an. Auch in den Kundenfuhrparks der größten Leasinggesellschaften wie den Mitgliedsunternehmen des VMF – Verband markenunabhängiger Fuhrparkmanagementgesellschaften – bei einem Gesamtbestand von 500.000 Fahrzeugen ist VW eine der führenden Marken. Doch die Zeiten für VW haben sich geändert. Der Dieselskandal hat besonders bei den Leasingkunden das Vertrauen in den Konzern tief erschüttert.
Die Verunsicherung bei den Kunden ist aktuell groß, was die Fahrzeuge des VW-/Audi-Konzerns betreffen. Das zeigt sich auch bei den europäischen Verkaufszahlen im Mai 2016 – VW muss im vierten Monat in Folge einen Absatzrückgang im Vergleich zu anderen deutschen Herstellern hinnehmen.
Zusätzlich werden Leasingkunden und Fuhrparkmanager durch die noch ausbleibenden Rückrufaktionen irritiert. Niemand weiß so genau, wie und mit welcher Lösung es wann weitergehen soll. Obwohl der Skandal bereits im September 2015 bekannt wurde und der erste Rückruf laut Aussage von VW im Februar diesen Jahres erfolgen sollte, hat VW erst Anfang Mai die ersten 15.000 Exemplare der betroffenen Golf-Modelle TDI Blue Motion mit 2 L Schaltgetriebe für ein Software Update in die europäischen Werkstätten zurückgeholt (Deutschland 4.000). Bereits im Februar sollten 160.000 der Passats zurückgerufen werden, für die das Kraftfahrtbundesamt (KBA) erst jetzt im Juni die Tests freigeben konnte. Für 90.000 Audi-/Seat-Modelle wurde vom KBA Anfang April die Rückrufgenehmigung erteilt. Europaweit sind dabei 190.000 Audi-Fahrzeuge vom Software-Update betroffen, deutschlandweit 46.000.
Seitens VW/Audi findet gegenüber den Leasinggesellschaften wie beispielsweise den VMF-Mitgliedern – immerhin mit rund 130.000 Fahrzeugen aus diesem Konzern im Bestand – überhaupt keine Kommunikation mehr über die nächsten Schritte statt. Dieses kann ein Indiz dafür sein, dass die Probleme der Mängelbeseitigung deutlich größer sind als bisher angenommen. Dabei wäre gerade jetzt offene und transparente Kommunikation besonders notwendig, um das verloren gegangene Vertrauen der Kunden in die Marke wiederzugewinnen. Diese mangelnde Kommunikation über tatsächliche Fakten, wie es wann konkret seitens VW weiter geht, bedingt zudem, dass sich Kunden nicht ernst genommen fühlen.
Hinzu kommt, dass der Schadstoffausstoß der Fahrzeuge viel größer ist als von VW angegeben. Der damit verbundene Imageverlust liegt auf der Hand – auch für die Nutzer der Fahrzeuge. Kunden und Fuhrparkmanager müssen entsprechend reagieren und interne Diskussionen über die Firmenwagenregelung führen. Leasinggesellschaften hören heute häufig Aussagen wie “Faire Partnerschaft sieht für mich anders aus”, so der Fuhrparkmanager eines bedeutenden Großkonzerns, der namentlich nicht genannt werden will. Nur scheibchenweise hat VW die Verstöße gegenüber der mächtigen amerikanischen Umweltbehörde EPA (United States Environmental Protection Agency) und der Öffentlichkeit zugegeben. Die EPA löste den Skandal einst aus. “Was soll man da noch glauben?”, fragen sich die Kunden.
Folgen für Fuhrparkmanager und Fahrer
Auf Fuhrparkmanager kommt einiges an zusätzlichem Aufwand zu, den ihnen der verursachende Hersteller nicht vergüten wird. So müssen die betroffenen Fahrzeuge ermittelt werden, zum Teil auch international. Sobald der Rückruf stattfindet, müssen Werkstattbesuche und ggf. für die Zeit des Werkstattaufenthalts alternative Mobilitätslösungen koordiniert werden. Falls es doch zu Kfz-Steuernachforderungen kommen sollte, ist der Aufwand laut Bundesverkehrsministerium groß, auch wenn die Steuern selbst von VW bezahlt werden. Zudem wird befürchtet, dass der Arbeitgeber im Rahmen der Umrüstung der Software bei gleicher Leistung höheren Kraftstoffverbrauch und damit steigende Betriebskosten zu befürchten hat. Seitens des Fahrers kann Verunsicherung über die Fahrleistung nach dem Software-Update herrschen. Wenn sich diese Veränderungen allerdings in einem gesetzlich zulässigen Rahmen bewegen, wird sich juristisch nur schwer etwas an Ansprüchen durchsetzen lassen. Also werden die Nutzer der betroffenen Fahrzeuge auf ihren erhöhten Kosten sitzenbleiben. So ist nicht nur für die Politik, sondern auch für Leasingkunden völlig unverständlich, warum VW in den USA Kunden Entschädigungen zahlt, in Europa jedoch nicht. Für die Eigentümer der Fahrzeuge – wie die Leasinggesellschaften – ist das Risiko in der späteren Vermarktung deutlich angestiegen.
Die Leasinggesellschaften, so auch die VMF-Mitglieder, stehen im engen Kontakt mit ihren Kunden und versuchen bei der Aufklärung unklarer Sachverhalte zu unterstützen – so gut wie es in der derzeitigen Lage eben möglich ist. Dabei fordern immer mehr Kunden – ungeachtet der Tatsache, dass Fahrzeuge aktueller Produktion des VW-Konzerns unbestritten gute Flottenfahrzeuge sind – bei Neubestellungen auch alternative Hersteller zu berücksichtigen. Die VMF Mitglieder werden ihre Kunden hier markenunabhängig beraten und auch in der VW Dieselaktion unterstützen, um Aufwand, Imageschaden und Risiken bei der Vermarktung so gering wie möglich zu halten, aber den Fahrspaß weiterhin hoch zu halten.
Über die Autorin
Regine U. Rossel, Eigentümerin von Effect Plus – The Holistic Leadership Creator, Wiesbaden ist seit mehr als 20 Jahren in der Leasingbranche im strategischen Marketing, Projektmanagement und in der Beratung tätig.
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