Ehrenamtliche stoßen beim Ausfüllen von Anträgen bei der Begleitung von Geflüchteten an ihre Grenzen
Stuttgart – Die Arbeit der Caritas Rottenburg-Stuttgart mit Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe zeigt, dass viele der freiwilligen Helfer mittlerweile aus-gebrannt sind. Den Ehrenamtlichen macht unter anderem die Flut an Formularen zu schaffen, die die Geflüchteten zu bewältigen haben. Vom Integrationskurs über Fahrkostenerstattung, dem Antrag auf Hartz IV, Antrag auf Umzug oder Übersetzung von Zeugnissen – bei jedem Formular ist Hilfe gefragt, die in sehr vielen Fällen Ehrenamtliche leisten. “Die deutsche Bürokratie bringt die Ehrenamtlichen an ihr Limit. Neben der Fülle an Anträgen ist auch zu viel Fach- und Detailwissen gefragt”, erklärt Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock, Caritasdirektorin der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Internationalen Tag des Ehrenamts am 5. Dezember. Aus Sicht des katholischen Wohlfahrtsverbandes ist der Einsatz von mehr Hauptamtlichen in der Flüchtlingssozialarbeit dringend geboten; nicht zuletzt um die derzeit große Nachfrage nach fachlicher Beratung, Begleitung und Unterstützung im Umgang mit An-trägen gerecht zu werden.
Zudem macht vielen freiwilligen Helfern das Behördendeutsch und eine Vielzahl an Vorschriften, die beachtet werden müssen, zu schaffen. “Die Ehrenamtlichen springen aber trotzdem ein, weil sie die Not sehen und genau wissen, dass es im System niemanden gibt, der die Geflüchteten bei ihren Anträgen unterstützt”, so Holuscha-Uhlenbrock. “Letzen Endes werden hier Aufgaben der Verwaltung auf die Ehrenamtlichen abgeschoben. Das war anfangs in der Notsituation noch nachvollziehbar, als die große Zahl der Geflüchteten hier eintraf. Inzwischen aber fühlen sich viele Ehrenamtlichen regelrecht ausgenutzt und instrumentalisiert, weil ihnen Aufgaben zugeschoben werden, die nicht zum Ehrenamt passen.”
Von der Landespolitik erwartet die Caritas Rottenburg-Stuttgart dringend, dass sie in Strukturen der Flüchtlingssozialarbeit investiert. Es geht einerseits darum, Ehrenamt professionell zu fördern und zu begleiten. Zum anderen muss die notwendige Begleitung der Geflüchteten in bürokratischen Fragen an die hauptberufliche Sozialarbeit überführt werden. Nur so könnte auch langfristig die Motivation der Ehrenamtlichen für die Arbeit mit Geflüchteten erhalten bleiben, so Holuscha-Uhlenbrock.
Als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche vertritt die Caritas in der Diözese Rottenburg-Stuttgart rund 1.800 Einrichtungen in unterschiedlichen Hilfefeldern, in denen knapp 30.000 Mitarbeiter/innen und 33.000 Ehrenamtliche tätig sind. An 42 Standorten bieten der Caritasverband und der Sozialdienst katholischer Frauen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart Beratung für schwangere Frauen an.
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