Über die Autobiographie von Peter Scholl-Latour
Von Ansgar Lange +++ Der Publizist Nicolaus Fest hat seine Rezension der Lebenserinnerungen von Peter-Scholl-Latour mit dem schönen und treffenden Titel „Autobiographie aus dem Offizierskasino“ überschrieben. Es handele sich bei Scholls letztem Buch über ein „Selbstporträt, das nur wenig über ihn verrät“. Die ersten 100 Seiten liest man noch mit Interesse, welches dann auf den letzten 300 Seiten stark abnimmt. Denn der Autobiograph teilt uns wenig über seine privaten Seiten mit, seine Familie, seine Lektüren und Leidenschaften. Man hat den Eindruck, dass er unter dem Druck des Verlages, die zugesagten Erinnerungen abzuliefern, einfach aus seinen bisherigen Werken ein wenig abgeschrieben und ein Sammelsurium zusammengetragen hat. Auch nach der Lektüre bleibt der Mensch Scholl-Latour ein Rätsel. Um noch einmal Fest zu zitieren: „So ist es ein zwiespältiges Buch. Scholl-Latour war ein großer Journalist, ein Chronist vieler Länder, ein Mann. Und nicht zuletzt ein Soldat unter Soldaten. Aber Offizierskasinos sind kein Ort für Reflexionen.“
Scholl-Latour war ein sehr belesener Mann und von Kindheit an eine „Leseratte“, als die er sich selbst bezeichnet. Warum lässt er den Leser nicht an seinen Lesefrüchten teilhaben außer der Bemerkung, dass er Joseph Conrad, Graham Greene, Somerset Maugham, John le Carre und Andre Malraux schätzt? Er war ein Frauentyp, ein soldatischer Mann. Aber auch hier gibt es keine Indiskretionen, die doch den Reiz mancher Biographie oder Autobiographie ausmachen.
Zu Beginn seines Buches schreibt er: „Die Publikation einer Autobiographie, das verspüre ich auch heute noch, droht einen Schlussstrich zu ziehen unter die schriftstellerische Kreativität“. Vielleicht hätte er sein letztes Werk nicht schreiben sollen. Es enttäuscht auf der ganzen Linie.
Peter Scholl-Latour: Mein Leben. C. Bertelsmann Verlag, München 2015, gebunden, 444 Seiten, Abbildungen, 24,99 Euro.
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