Karrierecoach Markus Heinzinger über die Basis der Karrierestrategie
Harald Weber* ist Leiter der Konstruktionsabteilung eines mittelständischen Maschinenbau-Unternehmens. Seine 50 Stundenwoche ist anstrengend und voll gepackt mit Terminen. Trotz seines enormen Einsatzes stellen sich die Erfolge nicht wie erwartet ein. In seiner Abteilung gibt es immer wieder Missverständnisse und Unklarheiten über die Aufgabenverteilung. Die Zuständigkeiten zwischen ihm und seinen Mitarbeitern sind nicht klar kommuniziert und die Mitarbeiter reagieren zunehmend mit Dienst nach Vorschrift. „Am liebsten würde ich wieder selbst an der Konstruktion der neuen Maschinen-Generation arbeiten“, erzählt Harald Weber.
Claudia Hoffmann* dagegen blüht auf, wenn Sie von Ihrer Arbeit spricht. Sie ist ein Zahlenmensch, das wurde Ihr schon während Ihres Studiums klar. Deshalb wählte Sie auch Controlling als Schwerpunkt und startete Ihr Berufsleben im Kostencontrolling eines Großunternehmens. Dort stürzte Sie sich mit Elan in Ihre Aufgabe und lernte schnell dazu. Nach dem altersbedingten Ausscheiden Ihres Vorgesetzten wurde Ihr schon nach 2 Jahren die Leitung des kleinen Teams aus 4 Mitarbeitern angeboten. Doch Sie schlug die Beförderung aus. „Ich fand es viel spannender die neuesten Technologien kennenzulernen und mich im Detail mit der neu eingeführten Business-Intelligence-Anwendung zu beschäftigen“, erläutert Claudia Hoffmann Ihre Entscheidung. Mit den Kollegen kommt Sie gut aus, aber es ist Ihr wichtig, Ihre Aufgaben alleine bearbeiten zu können. Heute ist Sie die Spezialistin für alle Business-Intelligence-Auswertungen im Unternehmen und wird immer wieder vom Vorstandsbereich angefragt, wenn es darum geht, schnell und präzise wichtige Kennzahlen zu ermitteln.
Die Aufgabe mit den Stärken zur Deckung bringen
„Diese beiden Beispiele verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass man seine Stärken kennt und seinen Berufsweg danach ausrichtet“, erklärt Markus Heinzinger, Karriereberater und Coach aus München. Wenn man seine vorhandenen Stärken einsetzen kann, stellen sich die ersten Erfolge schnell ein. Diese wiederum motivieren zu weiterer Anstrengung und führen zu neuen Erfolgen. Eine Aufwärtsspirale setzt sich in Gang.
Aber wie finde ich meine Stärken? Wir sind ja geübt darin, unseren Blick auf unsere Schwächen zu richten, auf das, was wir nicht können, was andere an uns kritisieren und was wir manchmal verzweifelt versuchen irgendwie in den Griff zu bekommen.
Ein häufiger Fehler bei der Suche nach den Stärken ist die Annahme, eine Stärke ist das, was ich gerne mache, was mir Spaß macht. Schon ein kurzer Blick darauf entlarvt dies als Trugschluss: Nur weil ich gerne Fußball spiele bin ich noch lange kein Profi. Und auch meine Grafiken und Bilder sind nicht deshalb gut, weil ich die Arbeit mit Grafikprogrammen so gerne mag. Auf der anderen Seite macht Ihnen die Arbeit mit Zahlen nicht wirklich viel Spaß. Aber in der Firma werden immer wieder Sie gefragt, wenn große Datenmengen in Excel auszuwerten sind. Und das machen Sie mit Abstand besser und schneller als Ihre Kollegen. Der Spaß an der Sache ist natürlich ein Faktor in Ihrem Stärkenprofil, aber es ist wichtig, auch die Anderen herauszufinden.
Die entscheidende Frage: Was fällt mir leicht
Und dabei hilft die Frage: Was fällt mir leichter als Anderen? Welche Aufgaben strengen mich nicht an, was erledige ich im Vorbeigehen? Schauen Sie sich doch mal Ihren Lebenslauf unter diesem Gesichtspunkt an. Was zählt, ist nicht das, was Sie getan haben, sondern das, was Sie bewirkt haben. Was waren die wichtigsten Ergebnisse ihrer jeweiligen Tätigkeit? Welche Probleme haben Sie gelöst? Welches Fachwissen, welche Fähigkeiten und welche sozialen und persönlichen Stärken haben Ihnen dabei geholfen. Und welche Erfahrungen nehmen sie daraus für die Zukunft mit.
Bei der Erforschung Ihrer Stärken können Sie sich an folgenden Kategorien und den dazugehörigen Fragen orientieren:
1. Fachkenntnisse: Das ist das Wissen, das Sie sich angeeignet haben, in der Ausbildung oder im Studium. Alle Kenntnisse, die die Basis für Ihre beruflichen Erfolge darstellen und das Know-how das Sie aus früheren Tätigkeiten mitnehmen.
2. Fachliche Fertigkeiten: Das sind Tätigkeiten, die Sie gelernt und geübt haben. Sie können z.B. eine bestimmte Maschine oder Computer-Software bedienen, einen LKW fahren, eine Sitzung moderieren oder eine unterhaltsame Präsentation halten.
3. Praktische Erfahrungen und Erfolge aus Ihrer Berufspraxis: Mit welchen Herausforderungen waren Sie schon konfrontiert? Welche kritischen Situationen haben Sie gemeistert? Das kann beispielweise der Umgang mit schwierigen Mitarbeitern oder Chefs sein. Oder auch der Klassiker, die langjährige Erfahrung in der Fehlersuche: Wo andere stundenlang Ursachenforschung betreiben, sagt Ihnen Ihr Bauchgefühl wo Sie mit der Fehlersuche anfangen müssen, um schnell zum Ergebnis zu kommen.
4. Soziale Kompetenzen: Damit ist die Fähigkeit gemeint, Beziehungen zu Geschäftspartnern, Kollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten im Sinne der Aufgabe positiv zu gestalten. Dazu gehört die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung genauso wie Konfliktfähigkeit, die Fähigkeit zur konstruktiven Arbeit im Team und Einfühlungsvermögen in die Sichtweise des Gegenübers.
5. Persönliche Stärken: Was trauen Sie sich selbst zu? Wie sehen Sie sich selbst? Sind Sie konsequent und diszipliniert, um auch bei schwierigen Herausforderungen dran zu bleiben? Sind Sie sich bewusst, welchen Anteil Sie an Ihrem Erfolg und Ihrem Leben haben? Schieben Sie die Verantwortung für schwierige Themen und Misserfolge auf Andere, auf die Umstände oder die Gesellschaft. Glauben Sie daran, durch Ihre eigenen Einstellungen und Handlungen gezielt Einfluss auf Ihr Leben nehmen zu können?
6. Träume, Ziele, Ideale: Diese wichtige Kategorie wird oft unterschätzt. Ihre Wünsche und Träume können aber eine enorme Energie freisetzen. Diesen Stärken erforschen Sie mit folgenden Fragen: Was treibt mich im Innersten an? Was würde ich tun, wenn ich 3 Millionen im Lotto gewinnen würde oder nochmal 18 Jahre alt wäre? Welches Thema interessiert mich so sehr, dass ich darüber ein Buch schreiben würde? Was würde eine Firma machen, die ich gründen würde?
Und was ist mit meinen Schwächen?
An dieser Stelle, am Anfang der Karrierestrategie, sind Sie nicht relevant. Hier ermitteln Sie Ihre Stärken, entwickeln daraus Ihr individuelles Stärkenprofil und konzentrieren sich dann darauf, welches Angebot Sie damit Ihrem potentiellen Arbeitgeber machen können. Es kann durchaus sein, dass Sie im weiteren Verlauf feststellen, dass manche Schwächen Ihrer Strategie im Wege stehen. Aber auch dann geht es nicht darum, Ihre Schwächen durch Lernen und harte Arbeit zu beseitigen. Das bringt äußerst selten den gewünschten Erfolg. Der richtige Umgang mit Schwächen ist, sie zu kompensieren. Das bedeutet, dass Sie für eine Aufgabe und ein Umfeld sorgen, in dem Ihre Schwächen irrelevant sind.
Anregung zum Selbstcoaching:
Sammeln Sie alle Informationen zu Rahmenbedingungen und Stärken wie oben beschrieben. Bewerten Sie die einzelnen Stärken in einem ersten Schritt grob und tragen Sie die wichtigsten Punkte jeder Kategorie in folgendes Arbeitsblatt (http://www.markus-heinzinger.de/s/Arbeitsblatt_Staerken.pdf) ein. Was fällt ihnen bei einem Blick darauf ein? Ergibt sich für Sie schon ein Bild ihrer beruflichen Persönlichkeit? Selektieren Sie im Arbeitsblatt nun aus den einzelnen Abschnitten die 5 bis 6 wichtigsten Stärken. Gratulation, Sie halten Ihr individuelles Stärkenprofil in Händen.
*Namen geändert
Der Karriereberater und Coach Markus Heinzinger aus München begleitet Fach- und Führungskräfte, Selbständige und Berufseinsteiger bei der Entwicklung beruflicher Strategien und Alternativen. Darüber hinaus unterstützt er Unternehmen dabei, ihre Leistungsträger gezielt zu fördern und Mitarbeiter in Veränderungsprozessen individuell zu begleiten. Weitere Informationen unter http://www.markus-heinzinger.de
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