Verbraucher sind oft geblendet
sup.- Mathematisch gesehen ist es eigentlich ganz einfach: Wer im Großen und Ganzen auf eine ausgeglichene Energiebilanz achtet, muss sich weder um Über- noch um Untergewicht Sorgen machen. Die Energiebilanz ergibt sich aus der Energiemenge, die mit der Nahrung aufgenommen wird, und der Energiemenge, die im Ruhezustand sowie durch körperliche Aktivität verbraucht wird. Wer dem Körper mehr Energie zuführt als er benötigt, lagert Fett im Organismus ab und legt an Gewicht zu. Umgekehrt gilt: Wer seinen Körper mit weniger Energie versorgt als er verarbeitet, verliert Gewicht.
Doch obwohl Gewichtsprobleme weit verbreitet sind, wissen 60 Prozent der Bundesbürger laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact nicht, was unter dem Begriff Energiebilanz zu verstehen ist. Hinzu kommt: Die öffentliche Diskussion im Hinblick auf die Ursachen von Übergewicht und Adipositas wird vielfach nicht durch wissenschaftlich fundierte Fakten dominiert, sondern oft von ideologisch geprägten Meinungen und Vorurteilen, die zu einer erheblichen Verunsicherung der Verbraucher beitragen.
Wurden früher beispielsweise vor allem fett- und cholesterinreiche Lebensmittel an den Pranger gestellt, stehen heute insbesondere Zucker und mit Zucker zubereitete Lebensmittel im Fokus der Kritik. Das Ergebnis: Wie die Innofact-Umfrage zeigt, glauben 66 Prozent der Verbraucher, dass Produkte, die weniger Zucker enthalten, kalorienärmer sind. Eine irrige Annahme, denn gerade in festen Lebensmitteln wird Zucker häufig durch andere Zutaten ersetzt, die oftmals sogar mehr Kalorien enthalten. Entsprechend falsch ist auch die Annahme, dass man von zuckerreduzierten Lebensmitteln guten Gewissens mehr essen könne, wie 52 Prozent der Verbraucher meinen.
Die vorherrschende Tendenz, einzelne Bestandteile der Ernährung für das zunehmende Übergewicht in der Bevölkerung verantwortlich zu machen, versperrt den Blick auf die Hauptursache für eine unausgewogene Energiebilanz: Mangels regelmäßiger Bewegung ist der Energieverbrauch bei der Mehrheit der Bundesbürger in den letzten Jahrzehnten gravierend gesunken. Provokant fordert deshalb auch der Wirtschaftspublizist Detlef Brendel, Co-Autor des lesenswertens Buches “ Die Zucker-Lüge “ (Ludwig-Verlag, 16,99 Euro): „Auf jeder Spielkonsole, auf jedem Laptop oder Smartphone müsste der Hinweis angebracht werden: Kann zu Übergewicht, Diabetes mellitus und weiteren Folgeerkrankungen führen.“
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Redaktion Ilona Kruchen
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