Genuss, Freude und Neugier vermitteln
sup.- Das weit verbreitete Problem von Übergewicht, Untergewicht und Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen beschäftigt immer mehr Eltern. Das früher beliebte Motto „es wird gegessen, was auf den Tisch kommt“ scheint heute nicht mehr auszureichen. Die allgegenwärtigen Gesundheitsdiskussionen im Zusammenhang mit der Ernährung verunsichern Eltern zunehmend. Gelobt werden meist Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Fisch. Diese als gesund bezeichneten Nahrungsmittel reichen für Kinder jedoch ebenso wenig wie für Erwachsene aus, um eine ausgewogene, abwechslungsreiche Versorgung des Organismus mit allen Nährstoffen sicherzustellen. Außerdem entsprechen sie selten den Geschmacksvorlieben der Sprösslinge.
Hinzu kommt: Es ist fatal, wenn Essen und Trinken nur noch unter rein funktionalen Aspekten betrachtet werden. Damit wird die bedeutende Chance vergeben, positive Erlebnisse wie Genuss, Freude und Neugier mit Mahlzeiten zu verbinden. „Genuss ist elementarer Bestandteil der Selbstfürsorge und trägt zur seelischen Balance bei“, betont der Psychologe Dr. Rainer Lutz (Philipps-Universität Marburg). Als „Genuss-Experte“ hat er das Erlebnis-Portal genuss-tut-gut.de sowie das Ratgeber-Portal komm-in-schwung.de mitgestaltet. Er appelliert an Eltern, ihren Kindern vorzuleben und zu vermitteln, dass Mahlzeiten kleine Genießer-Auszeiten und Geschmackserlebnisse sein können. In diesem Kontext haben Gesundheitsargumente oder gar Verbote nichts zu suchen, sondern wirken viel eher kontraproduktiv.
Ohnehin ist es auch unter ernährungswissenschaftlichen Gesichtspunkten nicht sinnvoll, wenn Lebensmittel in Kategorien wie gesund oder gut bzw. ungesund oder schlecht eingeteilt werden. Allein entscheidend für eine ausgewogene Versorgung ist nämlich die Gesamtauswahl und nicht einzelne Produkte. Und ob diese Gesamtauswahl und damit auch die Energiebilanz im Lot sind, hängt wesentlich vom jeweiligen Lebensstil ab. Kinder und Jugendliche, die täglich ausgiebig körperlich aktiv sind, brauchen sich um zu viele Kalorien keine Sorgen zu machen. Fazit der Ernährungspsychologen: Statt sich den Kopf darüber zu zerbrechen, bloß bei der Ernährung der Sprösslinge nichts falsch zu machen, sollten Eltern ihren Kindern Freude und Spaß am Essen vermitteln, deren Geschmacksvorlieben berücksichtigen und gleichzeitig Lust darauf wecken, neue Nahrungsmittel auszuprobieren. Damit schaffen sie die besten Voraussetzungen, um Gewichtsproblemen und Essstörungen vorzubeugen.
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Redaktion Ilona Kruchen
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