Europa Nostra Award 2018 für das Forschungsprojekt CultLab3D, Darmstadt, Deutschland

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EU Preis für das Kulturerbe

Die Europäische Kommission und Europa Nostra, das führende Netzwerk für Kulturerbe, haben heute die Gewinner des EU-Preises für das Kulturerbe / Europa Nostra Awards für 2018 bekannt gegeben. 29 Preisträger aus 17 Ländern werden für ihre herausragenden Leistungen in den Bereichen Denkmalschutz, Forschung, ehrenamtliches Engagement, Bildung, Ausbildung und Bewusstseinsbildung ausgezeichnet. Unter den diesjährigen Gewinnern ist das Forschungsprojekt CultLab3D: Automatisierte Scantechnologie für 3D-Digitalisierung, Darmstadt, Deutschland. Als Beitrag zum Europäischen Jahr des Kulturerbes 2018 wird bei den Auszeichnungen in diesem Jahr ein besonderer Schwerpunkt auf eine ausgeprägte europäische Dimension der ausgewählten Leistungen gelegt. Am 22. Juni werden die Gewinner auf dem ersten Europäischen Kulturerbe-Gipfel im Rahmen einer hochkarätig besetzten Preisverleihungszeremonie in Berlin geehrt.

Bürger aus ganz Europa und weltweit können jetzt online über den Publikumspreis abstimmen und damit eines der preisgekrönten Projekte aus ihrem eigenen oder einem anderen europäischen Landes unterstützen.

Herausragende „Erfolgsgeschichten“ des europäischen Kulturerbes, die 2018 ausgezeichnet werden, sind unter anderem: die Restaurierung einer byzantinischen Kirche in Griechenland mit ihren einzigartigen Fresken aus dem 8. und 9. Jahrhundert, die durch eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen griechischen und schweizerischen Organisationen ermöglicht wurde; die Entwicklung einer neuen Methode zur Erhaltung historischer europäischer Gebäude, als Ergebnis eines Joint Ventures von fünf Einrichtungen aus Frankreich, Italien und Polen; ein seit über 30 Jahren tätiges internationales Netzwerk von NRO zum Schutz von Venedig; und die Einrichtung eines öffentlichen Bildungsprogramms, das allen Kindern und Jugendlichen in Finnland ermöglicht, sich mit ihrem Kulturerbe zu befassen, und als Inspiration für ähnliche Initiativen in ganz Europa dienen kann.

„Das kulturelle Erbe in all seinen verschiedenen Formen gehört zum wertvollsten Kapital Europas. Es schlägt Brücken zwischen Völkern und Gemeinschaften ebenso wie zwischen Vergangenheit und Zukunft. Es ist von zentraler Bedeutung für unsere Identität als Europäer und zudem ein wichtiger Motor für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung. Ich beglückwünsche die Gewinner des Preises der Europäischen Union für das Kulturerbe / Europa Nostra Awards 2018 und ihre Teams zu ihrer herausragenden und innovativen Arbeit. Dank ihrem Talent und Engagement wurden zahlreiche europäische Kulturerbe-Schätze bewahrt und neu belebt. Und was besonders wichtig ist: ihre Arbeit ermöglicht es Menschen unterschiedlichster Herkunft, unser reichhaltiges Kulturerbe zu entdecken und sich damit zu beschäftigen, ganz im Geist des europäischen Jahrs des Kulturerbes, das wir 2018 begehen“, erklärte Tibor Navracsics, für Bildung, Kultur, Jugend und Sport zuständiges Mitglied der Europäischen Kommission.

„Von ganzem Herzen gratuliere ich den diesjährigen „Kulturerbe-Champions“, die zu Gewinnern des Kulturerbe-Preises / Europa Nostra Awards gekürt wurden. Wir sind tief beeindruckt von solch außerordentlichen Fähigkeiten, von der Kreativität und dem leidenschaftlichen Engagement so vieler Fachleute, Ehrenamtlicher und Förderer im Kulturerbe-Bereich aus ganz Europa. Sie verdienen höchstes Lob und weitere Unterstützung. Die Gewinner dieser Auszeichnung sind der lebendige Beweis, dass unser Kulturerbe weit mehr ist als eine Erinnerung an unsere Vergangenheit; es ist ein Schlüssel zum Verständnis unserer Gegenwart und eine Ressource für unsere Zukunft. Daher müssen wir das Jahr des europäischen Kulturerbes nutzen, um den Wert unseres gemeinsamen Kulturerbes für die Zukunft Europas anzuerkennen!“, erklärte Plácido Domingo, der renommierte Opernsänger und Präsident von Europa Nostra.

Unabhängige Expertenjurys prüften insgesamt 160 Bewerbungen, die von Organisationen und Einzelpersonen aus 31 Ländern Europas eingereicht wurden.

Die Gewinner werden gefeiert beim Festakt zur Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Preises am Abend des 22. Juni im Berliner Congress Center, gemeinsam moderiert von EU-Kommissar Tibor Navracsics und Maestro Plácido Domingo. Sieben mit einem Hauptpreis, dem (mit je 10.000 Euro dotierten) „Grand Prix“ ausgezeichnete Preisträger und der Gewinner des Publikumspreises werden während des Festakts bekannt gegeben, an dem auch Dr. Frank-Walter Steinmeier, Präsident der Bundesrepublik Deutschland, in seiner Eigenschaft als Schirmherr des Europäischen Jahres des Kulturerbes in Deutschland teilnimmt.

Die Gewinner werden ihre Projekte auf der Excellence Fair am 21. Juni im Allianz Forum vorstellen. Sie werden außerdem an verschiedenen anderen Veranstaltungen des Europäischen Kulturerbe-Gipfels „Sharing Heritage – Sharing Values“(Gemeinsames Erbe – gemeinsame Werte) vom 18. bis 24. Juni in Berlin teilnehmen. Der Kulturerbe-Gipfel wird von Europa Nostra, dem Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) gemeinsam ausgerichtet. Mit dem Gipfel sollen eine ehrgeizige europäische Agenda und ein Aktionsplan für das Kulturerbe als bleibendes Vermächtnis des Europäischen Kulturerbejahres vorangebracht werden.

Audio(visual) Statements:
https://bit.ly/2GeQy52

www.igd.fraunhofer.de/kompetenzen/technologien/3d-scanning

Preisträger 2018

Kategorie Erhaltung
St. Wenceslas Rotunde, Prag, TSCHECHISCHE REPUBLIK
Missionshaus Poul Egede, Ilimanaq, Grönland, DÄNEMARK
Sanatorium Dr. Barner, Braunlage / Harz, DEUTSCHLAND
Der Winzerberg – königlicher Weinberg im Schloss Sanssouci-Ensemble, Potsdam, DEUTSCHLAND
Byzantinische Kirche Ágia Kyriakí, Naxos, GRIECHENLAND
Mosaiken des Katharinenklosters auf dem Sinai in Ägypten, Projektleitung Centro di Conservazione Archeologica in Rom, ITALIEN
Botanischer Garten des Nationalpalasts von Queluz, Sintra, PORTUGAL
Pavillon von Prinz Milo in Bukovička Banja, Aranelovac, SERBIEN
Festung von Bač, Bač, SERBIEN
Fassade des Colegio San Ildefonso, Alcalá de Henares, SPANIEN
Sorollas Zeichnungen von Spanien, Valencia, SPANIEN

Kategorie Forschung
EPICO: Europäisches Protokoll für präventive Konservierung, Koordinierung in Versailles, FRANKREICH
Textilien aus Georgien, Tbilisi, GEORGIEN
CultLab3D: Automatisierte Scantechnologie für 3D-Digitalisierung, Darmstadt, DEUTSCHLAND
Erforschung und Katalogisierung der staatlichen Kunstsammlung, Belgrad, SERBIEN

Kategorie Ehrenamtliches Engagement
The Wonders of Bulgaria Campaigners, BULGARIEN
Stephane Bern, FRANKREICH
Association of the International Private Committees for the Safeguarding of Venice (Verband internationaler privater Komitees zur Erhaltung von Venedig), ITALIEN
Verein „Hendrick de Keyser Association“, NIEDERLANDE
Tone Sinding Steinsvik, NORWEGEN
Private Wasser-Besitzer in Argual und Tazacorte, Kanarische Inseln, SPANIEN

Kategorie Bildung, Ausbildung und Bewusstseinsbildung
lef Postino: Belgien und Italien, durch Briefe verbunden, BELGIEN
Culture Leap: Bildungsprogramm, Finnland
Institut National du Patrimoine (INP): Formation des Conservateurs, FRANKREICH
Sinjska Alka Museum, KROATIEN
Kampagne „Rinascere dalle distruzioni“ (Wiedergeburt aus Zerstörung), Koordinierung in Rom, ITALIEN
Offene Denkmäler, ITALIEN
GeoCraftNL: Minecraft Heritage Project by GeoFort, NIEDERLANDE
Plečniks Haus, SLOWENIEN
Ein Europa-Nostra-Preis wird außerdem für eine bemerkenswerte Leistung im Bereich Kulturerbe an ein europäisches Land verliehen, das nicht am EU-Programm Kreatives Europa teilnimmt.
Kategorie Erhaltung
Griechischsprachiges Zografyon-Gymnasium, Istanbul, TÜRKEI

CultLab3D: Automatisierte Scantechnologie für 3D-Digitalisierung, Darmstadt

CultLab3D ist weltweit die erste Scanstrasse für 3D-Massendigitalisierung von Artefakten. Die entwickelte Technologie erlaubt es, die Digitalisierungszeit auf nur wenige Minuten pro Objekt zu verkürzen, verglichen mit mehreren Stunden, die mit herkömmlichen 3D-Scanning-Methoden benötigt werden. Das Forschungsprojekt wurde von der Abteilung für Digitalisierung von Kulturerbe am Fraunhofer IGD initiiert und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit Unterstützung von strategischen Investitionsfonds der Fraunhofer-Gesellschaft gefördert. Fraunhofer IGD war auch technischer Koordinator des EU-Projekts 3D-COFORM.

CultLab3D ist ein umfassender Ansatz zur 3D-Massendigitalisierung, Annotation und Archivierung von dreidimensionalen Objekten – ähnlich der Digitalisierung von zweidimensionalen Objekten in Bibliotheken und Archiven. Es wurde speziell dafür entwickelt, den gesamten 3D-Digitalisierungsprozess zu automatisieren, um große Mengen an Artefakten, wie z.B. Skulpturen, Büsten, zoologische und archäologische Überlieferungen oder auch Alltagsgegenstände in kulturgeschichtlichen Museen, effizient und in hoher Qualität zu scannen und zu archivieren.

„Geometrisch genaue 3D-Technologien und Innovationen für eine fotorealistische digitale Darstellung von historischen Artefakten dienen der langfristigen Bewahrung von unserem Kulturerbe und überwinden die Grenzen konventioneller zweidimensionaler Dokumentationstechniken. Sie bieten eine neue Form der wissenschaftlichen Erforschung von Vergangenheit und der Interaktion in der Gegenwart. Auch ermöglichen sie, Museumssammlungen für die Zukunft zu erhalten und wirken damit dem Verlust des kulturellen Erbes auf vielfältiger Weise entgegen. Das Projekt CultLab3D ist ein überzeugendes Beispiel für solch eine technische Innovation. Es ist eine zeit- und kosteneffektive Lösung, unterschiedlich große Artefakte zu scannen und diese langfristig für zukünftige Generationen zu erhalten“, erklärte die Jury.

Ein webbasiertes, 3D-zentriertes Annotationssystem zur Objektklassifikation verknüpft das Artefakt mit kunsthistorischen Informationen oder Provenienzdaten und bietet damit globalen Zugriff auf dementsprechende Inhalte. Dieser neue Ansatz eröffnet Museen auf der ganzen Welt neue Perspektiven für die Erforschung von Kulturgut.

Mit seinem Ansatz, Artefakte kosteneffizient in großem Umfang digital zu erhalten, leistet das Projekt CultLab3D einen wesentlichen Beitrag zur Europäischen Digitalen Agenda. Es entspricht dem Aufruf der Europäischen Kommission, kulturelle Einrichtungen in ihren Bemühungen zu stärken, historische Sammlungen online zugänglich zu machen und ihre digitale Erhaltung voranzutreiben.

Die Jury würdigte das Projekt für seine Technologie, die eine virtuelle Bereitstellung von Sammlungen in Zukunft ermöglicht – insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Zerstörungen von Kulturerbe in beispiellosem Ausmaß. Gelobt wurde auch der verbesserte Zugang zu Objekten, die aus restauratorischen Gründen oder aufgrund begrenzter Zugänglichkeit von Sammlungen nicht immer verfügbar sind.

Background

EU Preis für das Kulturerbe / Europa Nostra Awards
Der EU Preis für das Kulturerbe / Europa Nostra Awards wurde 2002 von der EU-Kommission ins Leben gerufen und wird seitdem von Europa Nostra veranstaltet. Der Preis fördert und feiert beispielhafte Projekte in den Bereichen Denkmalpflege, Forschung, Ehrenamtliches Engagement, Bildung und Kommunikation. Dadurch schafft er ein größeres Bewusstsein dafür, dass kulturelles Erbe auch als strategische Ressource für Europas Gesellschaft und Wirtschaft genutzt werden kann. Der Preis wird vom Kreatives Europa Programm der Europäischen Union gefördert.
In den letzten 16 Jahren haben Organisationen und Einzelpersonen aus 39 Ländern insgesamt 2.883 Bewerbungen für die Preise eingereicht. Seit 2002 haben Fachjurys 485 Preisträger aus 34 Ländern ausgewählt. Entsprechend der hohen Zahl an Einreichungen führt hier auch Spanien mit 64 Auszeichnungen. Großbritannien steht an zweiter Stelle mit 60 Preisen, gefolgt von Italien (41). Insgesamt wurden an die Preisträger 102 Grand Prix für herausragende Kulturerbe Initiativen vergeben, dotiert mit jeweils 10.000 Euro.
Der EU Preis für das Kulturerbe / Europa Nostra Awards hat dazu beigetragen, den Kulturerbe Sektor zu stärken, indem er „best practice“ deutlich macht, den grenzüberschreitenden Wissentransfer befördert und die verschiedensten Stakeholder miteinander vernetzt. Die Gewinner konnten in vielfältigster Weise von ihrer Auszeichnung profitieren, zum Beispiel durch gesteigerte (inter)nationale Bekanntheit, zusätzliche Förderungen und wachsende Zuschauerzahlen. Zudem wurde in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für unser gemeinsames Erbe in seiner spezifischen europäischen Dimension gestärkt.

Europa Nostra
Europa Nostra ist die Föderation von europäischen Nicht-Regierungs-Organisationen im Bereich Kulturerbe, die auch durch ein breites Netzwerk von öffentlichen Einrichtungen, privaten Firmen und Personen unterstützt wird. Mit Einrichtungen aus 40 Ländern Europas bildet sie ein Sprachrohr für die Zivilgesellschaft, um Europas kulturelles und natürliches Erbe zu schützen und zu fördern. Gegründet 1963, ist Europa Nostra heute allgemein als das einflussreichste Netzwerk für das Kulturerbe in Europa anerkannt. Der weltberühmte Opernsänger und Dirigent Placido Domingo ist der Präsident der Organisation. Europa Nostra kämpft um Europas gefährdete Denkmale, Kulturstätten und Landschaften, insbesondere durch sein „Die 7 Meistgefährdeten“ Programm. Herausragendes wird durch die Verleihung des EU Preises für das Kulturerbe / Europa Nostra Awards gefeiert. In einem strukturierten Dialog mit Europäischen Institutionen und durch die Koordination der European Heritage Alliance 3.3. leistet Europa Nostra einen Beitrag zu europäischen Strategien und Politik in Sachen Kulturerbe. Europa Nostra ist einer der Haupt-Stakeholder und Partner des Europäischen Kulturerbejahres 2018.

Kreatives Europa
Kreatives Europa ist das Programm der Europäischen Union zur Förderung des europäischen Kultur- und Kreativsektors mit dem Ziel, die Schaffung neuer Arbeitsplätzen und Wachstum anzuregen. Mit einem Budget in Höhe von 1,46 Mrd. EUR für den Zeitraum 2014-2020 werden aus diesem Programm Organisationen aus den Bereichen kulturelles Erbe, Darstellende Kunst, Bildende Kunst, Interdisziplinäre Kunst, Verlagswesen, Film, Fernsehen, Musik und Videospiele gefördert, damit sie in ganz Europa tätig werden, neue Publikumsschichten erschließen und die im digitalen Zeitalter benötigten Kompetenzen entwickeln können.

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