(Mynewsdesk) Windpocken (Varizellen) gehören zu den häufigsten Kinderkrankheiten weltweit. Viele Eltern nehmen eine Ansteckung in Kauf, da sie von einem harmlosen Krankheitsverlauf ausgehen. Jedoch erfolgt die Windpockeninfektion nicht immer ohne Komplikationen. Seit August 2004 wird die Impfung gegen Windpocken für alle Kinder und Jugendliche von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen.
Dr. med. Taner Uguz, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.
Herr Dr. Uguz, warum sollten Kleinkinder gegen Windpocken geimpft werden?
Eine Windpockeninfektion ist mit sehr unangenehmen Symptomen wie hohem Fieber und einem juckenden Hautauschlag verbunden. Die Kleinkinder „überstehen“ diese Zeit meistens ohne Komplikationen. In einzelnen Fällen kann es aber auch zu unschönen Narben oder „Se-kundärinfektionen“ kommen. Davon sind nicht nur Neugeborene oder Kinder mit einem geschwächten Immunsystem betroffen, sondern auch Gesunde. Vor der Einführung der Impfung mussten etwa 2.000 Kinder unter 16 Jahren wegen einer Windpockenerkrankung oder deren Folgen ins Krankhaus.
Welche Impfungen gegen Windpocken gibt es?
Generell wird die Windpockenimpfung seit 2004 von der STIKO empfohlen. Sie kann als Einzelimpfung oder als Kombinationsimpfung zusammen mit Masern, Mumps und Röteln verabreicht werden.
Ist das Immunsystem eines Kleinkindes mit einer Mehrfachimpfung nicht überlastet?
Zum einen muss man sagen, dass moderne Impfstoffe hoch gereinigt sind und nur einzelne Bestandteile des Virus beinhalten. Das Immunsystem – auch das eines Kleinkindes – setzt sich tagtäglich mit weitaus mehr Fremdmolekülen auseinander als es bei einer Kombinationsimpfung mit verschiedenen Antigenen der Fall ist. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass ein Kind durch die Kombination von verschiedenen Impfungen überlastet ist.
In welchem Alter erfolgt die Windpockenimpfung in der Regel?
Die Impfung gegen Windpocken wird zwischen dem vollendeten 11. und 14. Lebensmonat empfohlen und sollte im Alter von 15 bis 23 Monaten – mit einem Abstand von etwa vier bis sechs Wochen zur ersten Impfdosis – wiederholt werden. Bis dahin ist das Immunsystem des Kindes noch nicht genügend ausgereift. Hatte eine schwangere Frau selbst schon die Windpocken oder ist durch eine Impfung immun, überträgt sie die Antikörper über die Blutbahn auf das ungeborene Kind. Nach der Geburt werden diese auch durch die Muttermilch weitergegeben. Dieser sogenannte „Nestschutz“ ist aber lediglich in den ersten Monaten vorhanden und nur schwach ausgebildet. Daher ist es besonders wichtig, dass möglichst viele Menschen gegen Windpocken immun sind und so vor allem Babys mit schützen.
Was genau passiert bei einer Impfung eigentlich?
Bei einer Infektion bildet unser Immunsystem spezifische Antikörper gegen einen Erreger, um diesen abzuwehren. Dabei merken sich sogenannte „Gedächtniszellen“ die Strukturen der Erreger und erkennen sie bei erneutem Kontakt wieder. Durch eine Impfung werden abge-schwächte Erreger bestimmter Krankheiten gegeben und damit der beschriebene Prozess nachgeahmt. Das Immunsystem kann dann bei einer tatsächlichen Infektion sofort reagieren und die Erreger abwehren.“
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