Motivationsseminare mit einem teuren Keynote-Speaker? Wieso, warum, weshalb? Ein Zwischenruf von Roland Kirsch, Unternehmer aus Zürich
Das Handelsblatt – die Bild der Wirtschaft – berichtete unlängst über die Key-Note-Speaker, deren Präsenz im Internet und Offline immer stärker wird. Sie verkünden von der Bühne Weisheiten wie einst ein Prediger in der Kirche. Hunderttausende bezahlen dafür jedes Jahr. Wie sieht die Szene wirklich aus? Anmerkungen von Roland Kirsch.
Früher waren es Gurus, heute sind es Key-Note-Speaker
Jeder hat was zu erzählen, manche machen daraus einen Beruf. So wie Herman Scherer, ein Top Redner. Scherer wurde Trainer, Autor und Redner, nachdem er von seinem Vater rund fünf Millionen D-Mark Schulden geerbt hatte. Der 55-jährige Selfmademan hat als Motivator bei über 3.000 Dax-Unternehmen weltweit gesprochen. „Wissen wird mit 500 Euro berechnet, Gänsehaut mit 10.000 Euro“, ist typisch Scherer, laut Handelsblatt.
Die Welt wird geflutet mit Ratgebern
Begann es harmlos mit Dale Carnegies „Wie man Freunde gewinnt“ von 1937 entwickelte sich bald in den USA eine Welle von Trainern, die auf der Bühne standen und sich gegen Geldzahlungen im Bereich der Erwachsenenbildung tummeln. Der Speaker-Boom erinnert an die späten Neunziger Jahre. Inspiriert von amerikanischen Erfolgstrainer Anthony Robbins ließen Motivationstrainer die Seminarteilnehmer über heiße Kohlen laufen und versprachen ihnen schnellen Erfolg oder Geld. Bodo Schäfer und Jürgen Höller waren solche Finanz-Prediger und Bühnenzampanos, die regelrecht Jünger um sich scharten. Legendär ist das Laufen über heiße Kohlen.
Tendenz – weg von Infos hin zu Entertainment
Viele Unternehmen geben extra Geld für Infotainment aus. Zu den absoluten Spitzenverdienern auf dem Rednermarkt gehören internationale Spitzenpolitiker wie Barack Obama und Hillary Clinton, die pro Auftritt mehrere hunderttausend Euro berechnen. Die britische Ex-Premierministerin Theresa May könnte bald Zehntausende Euro als Rednerin verdienen. Diese Woche hat eine Washingtoner Agentur May für exklusive Rednerverpflichtungen gebucht. Auch wenn Nicht-Prominente nur einen Teil ihrer Gage verlangen können, sind solche Fälle inspirierend.
Tendenz – jeder ist jetzt Coach
So drängen immer mehr Coaches, Trainer und selbsternannte Experten in einen Markt, den sie selbst beherrschen. Branchenexperten schätzen heute 5000-8000 deutschsprachige Keynote-Speaker. Zieht man Prominente wie Wladimir Klitschko, Boris Becker und Reinhold Messner ab, bleiben 1000-1800 professionelle Redner.
Branchenbenchmark Scherer: „Reden ist immer noch ein Nachfragemarkt.“ Er glaubt, dass die Branche erst 10 Prozent ihres Potenzials erreicht hat.
Gänsehaut ist wichtiger als Wissen
Heute ist alles Wissen nur einen Klick entfernt; es fehlt an Motivation in einer komplexen Welt. Warum überhaupt aufstehen und etwas tun, wenn doch bald das Bürgergeld in die Grund-Bedürfnisse stillt? Die Instagram Welt gibt ihr Übriges. Natürlich ist zu fragen, ob nicht individuelles Training erfolgreicher ist als Ganztagsseminare oder Online-Kurse. Manchmal ist zu fragen, ob die Bühnenrocker nicht auch im Mittelalter vor hunderten von Jahren erfolgreich gewesen wären um die kirchlichen Ablassbriefe von der katholischen Kanzler zu preisen und Geld einheimsen. Für was wurde noch mal bezahlt? Für das Recht nach dem Tode im Himmel zu leben. Superlativen, Fabeln vom Erfolg und Unterhaltung haben ihre Vorteile, auf die Umsetzung kommt es aber an. Oft ist aber die Motivation einige Tage nach einem Event wieder verflossen. Und jeder ist wieder im frustigen Alltagstrott angekommen.
Nicht die Motivation der Massen ist das Zauberwort, sondern die langfristige Konzentrierung auf die Stärken jedes einzelnen. Dies ist effizienter als als die Metamorphose aller Teilnehmer zu Eierlegendenwollmilchsäuen, welches, wie alle wissen, nicht funktionieren kann.
Roland Kirsch
Unternehmer & Investor
Verantwortlich im Sinne des Presserechts
Als Gründer, Investor, Unternehmer lebt und steuert Roland Kirsch seine wirtschaftlichen Aktivitäten aus Zürich in der Schweiz. Seit Mitte der achtziger Jahre als Kaufmann tätig; heute liegt sein Schwerpunkt auf digitalen Geschäftsmodellen und deren Optimierung. Der „Unternehmer und Business Punk“ ermutigt durch seine erfolgreichen Projekte und Ansichten internationale Unternehmer, sich den Veränderungen zu stellen und sie proaktiv zu gestalten. Er engagiert sich seit Mitte der neunziger Jahre aktiv an vielversprechenden Unternehmen mit Kapital und Know How.
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