Naturschutzstiftung findet heraus: mindestens 60% der Produkte im Keks- und Gebäcksortiment deutscher Supermärkte enthalten gesundheitsschädigendes Palmöl
Katastrophale Umweltschäden, die der exzessive Palmölanbau in den Tropenländern verursacht, wurden erst kürzlich wieder bei den verheerenden Bränden in Indonesien im Herbst 2015 weltweit diskutiert. Doch dies sind nicht die einzigen Folgen des massiven Einsatzes von Palmöl: Auch die Gesundheit der Verbraucher ist unmittelbar in Gefahr. Glycidylester und 3-Monochlor-1,2-propandiol (kurz 3-MCPD) sind in Palmöl und Palmfett in deutlich höheren Konzentrationen als in allen anderen pflanzlichen Fetten und Ölen enthalten. Beide entstehen bei der Verarbeitung von Lebensmitteln, insbesondere Pflanzenölen. Die daraus resultierende Gesundheitsgefährdung bestätigte am 3. Mai eine Studie der European Food Safety Authority (EFSA).
Freies und esterifiziertes 3-MCPD hat bei Ratten bei häufiger Zuführung zu Nierenschäden und gutartigen Tumoren geführt. Noch bedenklicher ist allerdings die Toxizität von Glycidol, welches nach der Aufnahme und Aufspaltung von Glycidylester entsteht. Glycidol ist nachweislich genotoxisch und karzinogen, verändert also das menschliche Erbgut und ist krebserregend.
Anhand von Daten über den Lebensmittelverzehr hat die EFSA die Aufnahme der erwähnten Substanzen durch Lebensmittelkontaminationen für Menschen verschiedener Altersklassen abgeschätzt. Insbesondere die Altersgruppe der Säuglinge, Kleinkinder und Kinder überschreiten demnach häufig die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge, welche das Komitee als gesundheitlich bedenklich einstuft und zugleich fordert, weitere Studien zu den Lebensmittelkontaminationen und der Verstoffwechslung dieser Substanzen durchzuführen.
COOP, der größte italienische Einzelhandelsgroßkonzern, hat auf die Warnung der EFSA umgehend reagiert: Palmöl und Palmfett werden mit sofortiger Wirkung aus den Produkten der Firma verbannt. Der norwegische Lebensmitteldiscounter Rema1000 geht diesen Weg seit 5 Jahren. Mittlerweile ist das komplette Sortiment palmölfrei.
Doch wie sieht es bei heimischen Einzelhandelsketten aus? Sind unsere bekannten Unternehmen überhaupt willens und in der Lage, ihre palmölfreien Produkte des Sortiments zu nennen? Die Naturschutzstiftung SAVE Wildlife Conservation Fund (Wülfrath) führte dazu im Rahmen der Kampagne ZeroPalmöl einen umfangreichen Supermarkt-Test mit anschließendem Ranking durch. Da Glycidylester und 3-MCPD vor allem für Kinder und Jugendliche gesundheitsschädlich sein können, wählte SAVE als exemplarische Produktkategorie „Kekse und Gebäck“ – beliebt vor allem in dieser Zielgruppe- aus.
Mehr als die Hälfte der Gebäcksorten betroffen
Es wurden 14 große und bekannte Unternehmen angeschrieben, über das Ranking informiert und gebeten mitzuteilen, wie viele Produkte in dieser Kategorie angeboten werden und wie viele davon palmölfrei sind. Die Ergebnisse waren ernüchternd! Nur fünf Unternehmen (Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Norma, REWE) antworteten überhaupt. Diese fünf Firmen beschrieben ausführlich ihre Strategien und Maßnahmen bezüglich des Einsatzes von zertifiziertem Palmöl. Keines der Unternehmen setzte sich jedoch von sich aus mit den negativen gesundheitlichen Aspekten bezüglich des Verzehrs von Palmöl für den Konsumenten auseinander. Des Weiteren waren nur Lidl und Norma bereit, Produktlisten zu schicken. Lidl schickte eine Liste der palmölfreien Produkte der Eigenmarken; Norma konnte konkrete Anzahlen der Produkte der Eigenmarken und weiterer palmölfreier Artikel von anderen angebotenen Marken mitteilen.
SAVE suchte exemplarisch Filialen aller angeschriebenen Supermärkte in verschiedenen Städten auf, um ein vollständiges Bild zu erhalten: Die Produkte aus der Kategorie „Kekse und Gebäck“ wurden gezählt und nach ihren Inhaltsstoffen bezüglich Palmöl, Palmfett oder Palmkernöl untersucht.
Die Ergebnisse zeigen: Mehr als jedes zweite Produkt kann der Verbraucher nicht ohne Bedenken in seinen Einkaufswagen legen – auch nicht in den Biosupermärkten.
Hersteller und Einzelhandel im Zugzwang
So lange unsere heimischen Unternehmen dem Beispiel von COOP und Rema1000 nicht folgen, bleibt dem verantwortungsbewussten und interessierten Verbraucher oft nur die umständliche Möglichkeit, die Inhaltsangaben der Verpackungen genau zu studieren. Einige wenige Produzenten kommen jedoch auch hier noch nicht der gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnungspflicht nach. In diesen Fällen versteckt sich Palmöl weiterhin unter dem Sammelbegriff „pflanzliche Öle/Fette“. Finger weg von Produkten bei denen die Begriffe „Palmfrucht“ oder „Ölpalme“ in der Zutatenliste auftauchen- dahinter verbirgt sich ebenfalls Palmöl.
Palmölfreies Einkaufen leicht gemacht
SAVE möchte dem Verbraucher Abhilfe verschaffen und die Unsicherheiten bzw. das umständliche eigene Recherchieren in klein gedruckten Inhaltsangaben im Supermarkt ersparen. Durch intensive Recherche und Kontaktarbeit mit Herstellern wurde eine Datenbank mit derzeit rund 6.000 palmölfreien Produkten angelegt. Diese wird ständig erweitert und aktualisiert. Die Datenbank ist auf der Homepage http://www.zeropalmoel.de zu finden und kann außerdem als kostenlose App sowohl für Android- als auch iOS-Betriebssysteme heruntergeladen werden. Mit dieser digitalen Einkaufshilfe für zu Hause und unterwegs können sich Verbraucher die palmölfreien Produkte anzeigen lassen und wieder mit gutem Gewissen ins Keksregal greifen.
Ausländische Großkonzerne haben vorgemacht, dass man durchaus erfolgreich auf palmölfreie Alternativen umstellen kann, wenn man denn will und einem die Gesundheit der Kunden wichtig ist. Nun sind unsere heimischen Konzerne in der Pflicht!
Die ZeroPalmöl-App ist zu finden unter:
– iOS-Version: Bei der Suche im App Store „ZeroPalmöl“ eingeben oder folgenden Link benutzen: https://itunes.apple.com/us/app/pop-produkte-ohne-palmol/id984641147?mt=8&ign-mpt=uo%3D4
– Android-Version: Suche nach „ZeroPalmöl“ im Google Play Store oder über folgenden Link: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.zeropalmoil
SAVE ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich gezielt für die globale und nachhaltige Förderung des Artenschutzes einsetzt
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