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Glücksforschung: Was macht uns glücklich?
Dr. Thies Claussen

Was macht uns glücklich?
Amerikanische Glücksforscher: Weniger Geld, sondern gute Beziehungen machen uns glücklicher und gesünder.

„Life, Liberty and the Pursuit of Happiness“ („Leben, Freiheit und das Streben nach Glück“) sind zentrale Menschenrechte in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika vom 4. Juli 1776. Wenn das Thema „Glück“ bereits in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, dem Gründungsdokument der ersten neuzeitlichen Demokratie, genannt wird, verwundert es nicht, dass das menschliche Glück auch zum Gegenstand vielfältiger Forschung unter neurobiologischen, medizinischen, soziologischen, philosophischen oder psychotherapeutischen Gesichtspunkten geworden ist.

Was ist Glück eigentlich? Und was macht uns glücklich? Machen uns Geld oder Erfolg glücklich? Oder sind eher Gesundheit, Familie, Kinder und gute Freunde die Quellen des Glücks? Oder eine Kombination von beiden? Stimmt es, was der Volksmund behauptet „Jeder ist seines Glückes Schmied“? Hängt das Glück von zufälligen äußeren Umständen oder mehr von eigenen Einstellungen und Bemühungen ab?

Zunächst: Glück lässt sich nicht eindeutig definieren. Glück wird in den unterschiedlichsten Situationen sehr individuell empfunden. Glück ist sicher mehr als nur der Ausstoß des Glückstoffs Dopamin in unser Vorderhirn und Frontalhirn, das zu Glücksempfinden führt. Glück kann sowohl durch äußere glückliche Umstände und Zufälle ausgelöst werden, aber ebenso durch innerlich empfundene Zustände. Forscher sprechen bei Glück von einem subjektiven Wohlbefinden, das für jeden etwas anderes bedeuten kann.

Für das eigene Glück sind zwei Komponenten entscheidend: Unsere Bewertung der Lage und die daraus resultierende Zufriedenheit. Beides ist Einstellungssache. Oder anders formuliert: Unser Glücksempfinden ist eine Entscheidung. Der niederländische Soziologe Ruut Veenhoven gilt als Pionier und anerkannte Autorität in der Glücksforschung. Er ist überzeugt: „Glück ist der Grad, in dem ein Mensch mit der Qualität seines eigenen Lebens zufrieden ist. Also das Maß, in dem man das eigene Leben mag.“ Demnach kommt es darauf an, wie wir selbst die Dinge beurteilen.

Der Harvard-Glückforscher Shawn Achor gilt als einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet „Glück und Erfolg“. Er sagt: „Die meisten Menschen begehen den Denkfehler, ihr Glück an Bedingungen zu knüpfen.“ Solche Menschen denken:
-„Wenn ich erst einmal reich und finanziell unabhängig bin, dann werde ich glücklich sein.“
-„Wenn ich im Job endlich mehr Gehalt bekomme und befördert werde, werde ich das Glück finden.“
Nach Shawn Achor ist das ein Riesenfehler. Wer so denkt, steht seinem Glück im Weg. Die äußeren Umstände seien allenfalls zu zehn Prozent für das langfristige Lebensglück entscheidend. Wesentlich ausschlaggebender sei die Wirkung von innen heraus – ob wir uns auf das Positive oder Negative in unserem Leben fokussieren.
Ein allgemeines Glücksrezept oder eine einfache „Glücksformel“ gibt es nicht. Ebenso wenig einen einzigen Weg zum Glück. Aber interessant ist es, was verschiedene Forscher ermittelt haben:
-Glückliche Menschen führen gute Gespräche. Wissenschaftler um Matthias R. Mehl von der Universität von Arizona fanden heraus: Glückliche Menschen führen doppelt so viele tiefgründige Gespräche wie unglückliche.
-Erinnerungen machen glücklich. Das Gedächtnis speichert Erlebnisse, die uns prägen. Der US-Hirnforscher Antonio Damasio stellte fest: Was mit starken, positiven Emotionen verbunden ist, gelangt automatisch in unser Langzeitgedächtnis. Die Erinnerung daran löst wiederum die damit verbundenen Emotionen aus.
-Stärken trainieren macht glücklich. Wer seine Charakterstärken trainiert, steigert sein Wohlbefinden. Das ist das Ergebnis einer Studie um Willibald Ruch von der Universität Zürich. Wer Neugier, Dankbarkeit, Optimismus, Humor und Enthusiasmus trainiert hatte, zeigte einen bedeutsamen Anstieg der Lebenszufriedenheit.
-Anerkennung macht glücklich. Bei den Studien um den Psychologen Cameron Anderson von der Universität von Kalifornien in Berkeley offenbarte sich eine starke Korrelation zwischen Anerkennung und dem subjektiven Wohlbefinden. Allerdings ist dieses Glücksempfinden fragil.
Die Harvard University ist weltweit bei der Glücksforschung führend. Die beiden Studien „The Grant Study“ und „The Glueck Study“ beschäftigten sich über 75 Jahre lang mit dieser einen Frage: Was macht den Menschen wirklich glücklich? Die Forscher beobachteten über 600 Menschen über diese Jahrzehnte und verfolgten ihre Lebensgeschichten. Für die Dauer der Studien öffneten diese Menschen die Fenster zu ihren Leben. Einige der Probanden sind bereits gestorben, mit anderen stehen die Forscher immer noch in Kontakt.

Nach einer Analyse der komplexen Daten bleibt laut Robert Waldinger, der Teile der Studie betreute, eine Kernerkenntnis: „Gute Beziehungen machen uns glücklicher und gesünder. Punkt.“

Die Betonung liege dabei auf gut, wie Waldinger erklärt. „Es geht nicht um die Anzahl der Freunde, oder ob man in einer verpflichteten Beziehung steckt. Es ist die Qualität der nahen Beziehungen, die zählt.“ Die Qualität einer Beziehung erkenne man daran, wie sicher man sich selbst in ihr fühle, während man sein Innerstes mit anderen teile. Daran, wie verwundbar wir dabei seien, wie tief die Beziehung gehe. Und daran, ob wir uns in ihr entspannen können und wir so sein können, wie wir sind.

Es ist demnach weder Geld noch körperliche Gesundheit, was uns glücklich macht. George Vaillant, der Leiter der Harvard-Studie, sagte, welche zwei Elemente am meisten zählen: „Das eine ist die Liebe. Das andere ist es, einen Lebensweg zu finden, der Liebe nicht vertreibt.“ Die Studie zeigt, welche positiven Auswirkungen die Liebe auf unsere emotionale Stabilität und die Gesundheit hat. Wer sich über lange Zeiten einsam fühle, neige laut dem Psychiater sogar zu schlechterer Gesundheit und sterbe womöglich früher.

Die Anwesenheit eines geliebten Menschen dagegen kann sowohl psychischen als auch physischen Schmerz lindern. Außerdem trägt eine vertrauensvolle Beziehung zu einem entspannten Nervensystem und einem gesunden Gehirn bei. Laut der Studie bedeute Glück auch, nicht immer alles gleich und sofort zu wollen, sondern sogar weniger zu wollen, Impulse kontrollieren zu können und seinen Trieben nicht gleich nachzugeben.

In einem Interview in der Süddeutschen Zeitung berichtete Vaillant von den zwei glücklichsten Menschen der Studie. Sie waren gut ausgebildete Männer, die gelernt hatten, ihr Wissen als Lehrer erfolgreich zu vermitteln. Sie hatten glückliche Familien und Ehen, die sechzig Jahre lang gehalten hatten. Das zeigt, wie sehr unser persönliches Glück von anderen Menschen abhängt. Die Unglücklichsten hingegen waren die, die zu trinken begannen oder an einer Depression oder schweren Psychosen litten.
25 Prozent der Probanden der Studie hätten ein erfolgreiches Leben geführt, blieben von schweren seelischen und körperlichen Leiden verschont und ihr Leben lang optimistisch. Ein Sechstel waren die „Traurig-Kranken“, die mit der Welt und sich haderten. Bei einem Drittel waren Leiden und Zufriedenheit ausgeglichen. Soweit zur Harvard-Studie.

Selbst die Vereinten Nationen (UNO) haben sich dem Thema Glück angenommen. Die UNO veröffentlicht seit 2012 einen „Weltglücksbericht“. Für die Erhebung im Auftrag der Vereinten Nationen wurden Einwohner von 149 Ländern zu ihrer Lebensqualität befragt. Zudem wurden verchiedene Indikatoren zugrunde gelegt, darunter:

-das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf
-soziale Unterstützung
-die Erwartung an gesunden Lebensjahren
-die Abwesenheit von Korruption
-die Möglichkeit zu freien Entscheidungen
Der aktuelle Weltglücksbericht 2021 der Vereinten Nationen (World Happiness Report) kommt zu folgenden Ergebnissen:

Die Finnen bleiben auch in Pandemiezeiten die glücklichsten Menschen der Erde. Ihrem Glück kann offenbar selbst die Corona-Pandemie nichts anhaben: In einer Erhebung unter fast 150 Ländern haben sich die Finnen einmal mehr als die glücklichsten Menschen der Welt erwiesen. Sie eroberten den Spitzenplatz bereits zum vierten Mal.

Finnland sorgte für Erstaunen. Die Alkoholismus- und Suizidrate war dort lange hoch, was auf die langen, dunklen Winter zurückgeführt wurde. Durch umfangreiche öffentliche Gesundheitsprogramme wurde die Rate inzwischen jedoch mehr als halbiert. Außerdem gebe es in Finnland einen „sehr hohen Gemeinsinn und viel gegenseitiges Vertrauen“, konstatierten die Autoren im dies-jährigen Bericht. Dies habe während der Pandemie geholfen, Leben und Lebensunterhalte zu schützen.

Nach Finnland folgen auf den Plätzen zwei und drei Dänemark und die Schweiz. Überhaupt do-minieren europäische Länder an der Spitze: Unter den Top Ten findet sich als einziges nicht-europäisches Land Neuseeland auf Platz neun. Deutschland erreichte den 13. Platz, was einen Sprung nach vorn bedeutet: Im Jahr davor wurde die Bundesrepublik noch auf Platz 17 geführt. Dagegen rutschte Großbritannien vom 13. auf den 17. Platz.

Am unglücklichsten sind die Menschen dem Bericht zufolge in Afghanistan, noch hinter Lesotho, Botswana, Ruanda und Simbabwe. Auf den besten Rang der afrikanischen Länder kommt auf Platz 83 die Republik Kongo. Sie landet damit noch einen Platz vor China. Das glücklichste Land in Asien ist Taiwan (Rang 24).

Zusätzlich untersuchten die Autoren diesmal die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Be-finden der Menschen. Die Auswirkungen sind demnach „eindeutig“: Im Vergleich der Daten von 2020 mit den Durchschnittswerten der Vorjahre stellt die Studie in etwa einem Drittel der Länder eine „signifikant höhere Häufigkeit negativer Emotionen“ fest.

Als die Vereinten Nationen im Jahr 2013 den 20. März zum „Internationalen Tag des Glücks“ erklärten, legten sie fest: Grundbedingungen zum Glücklichsein seien mindestens 2000 Kalorien und Zugang zu 100 Litern Wasser täglich, ein Platz zum Kochen, sechs Quadratmeter Wohnraum und eine sechsjährige Schulbildung – nicht überall auf der Welt eine Selbstverständlichkeit. .

Diese elementaren Grundbedingungen erfüllen in Deutschland praktisch alle Menschen. Aber was meinen die Deutschen, was uns glücklich macht? In einer Befragung wurde 1200 Deutschen ab 16 Jahren die Frage gestellt „Was glauben Sie, was macht einen Menschen glücklich, was ist eine Quelle des Glücks?“ An oberster Stelle steht die Gesundheit (89 Prozent), gefolgt von Partnerschaft (79 Prozent) und Familie (74 Prozent).

Erst danach folgen „Eine Aufgabe“ (64 Prozent), Kinder (62 Prozent) und Beruf (59 Prozent). Nur 51 Prozent sehen den Erfolg und 47 Prozent das Geld als Quelle des Glücks an. Die Mehrzahl der Befragten sieht also gute Beziehungen in Partnerschaft, Familie und mit anderen Menschen und natürlich auch die Gesundheit als Hauptquellen des Glücks an. Geld spielt scheinbar nur eine geringere Rolle beim Thema Glück.

Interessant ist, dass Geld nur bedingt glücklich macht. US-Forscher der Universität Princeton haben herausgefunden, dass Geld zwar glücklich macht – aber nur bis zu einem bestimmten Punkt: Die persönlich empfundene Lebensqualität steigt lediglich bis zu einem Jahresnettoeinkommen von rund 75.000 Dollar (zum Zeitpunkt der Studie 60.000 Euro; da die Zahlen in den Jahren 2008 und 2009 erhoben wurden, müssten die Werte heute wohl eher bei 85.000 Dollar/75.000 Euro liegen).

Wer mehr hat, empfindet demnach weder mehr Glück noch weniger Stress. Bis dahin aber macht jeder zusätzlich verdiente Dollar das Leben schöner. Die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben und das emotionale Wohlbefinden steige zunächst konstant an, schreiben die Autoren. „Aber es gibt keinen weiteren Fortschritt nach einem Jahreseinkommen von rund 75.000 Dollar.“ Auch nach dieser magischen Grenze, die einem monatlichen Nettoeinkommen von damals umgerechnet rund 5000 Euro (heute wohl knapp 6.300 Euro) für einen Haushalt entspricht, schätzten zwar viele Menschen bei einer Einkommenssteigerung ihr Leben besser ein als zuvor. Sie empfänden dann aber trotzdem weder mehr Glück noch hätten sie weniger Stress.

Umgekehrt bestätigt die Studie aber auch den Zusammenhang zwischen geringem Einkommen und Unglück. „Ein geringes Einkommen verschärft den emotionalen Schmerz, der Unglücke wie Scheidung, Krankheit oder Einsamkeit begleitet“, schreiben die Autoren, die Ökonomen Angus Deaton sowie der Wirtschaftsnobelpreisträger des Jahres 2002, Daniel Kahnemann, in der Studie.

„Vielleicht sind 75.000 Dollar auch eine Schwelle, über der es den Menschen nicht mehr möglich ist, das zu tun, was für das emotionale Wohlbefinden am meisten zählt: Zeit mit der Familie verbringen, Krankheit und Schmerz vermeiden oder die freie Zeit genießen“, schreiben die Forscher.

Diese Ergebnisse entsprechen auch der bekannten Maslowschen Bedürfnispyramide Der US-amerikanische Verhaltensforscher und Psychologe Abraham Maslow entwickelte die später nach ihm benannte Bedürfnispyramide. Er kategorisierte fünf Bedürfnisgruppen, die hierarchisch aufeinander aufbauen:

-Die Basis bilden Grundbedürfnisse, die den Menschen in erster Linie am Leben halten: Nahrung, Wasser, Sexualität, Schlaf, Kleidung,
-Darauf aufbauend entwickelt der Mensch das Bedürfnis nach Sicherheit. Er möchte die Dinge erhalten, die er erreicht hat: ein Dach über dem Kopf, Arbeit, ein sicheres Einkommen,
-Als nächstes folgen die sozialen Bedürfnisse, dazu zählen Partnerschaft, Freundschaften, die Zugehörigkeit zu anderen Menschen.
Diese ersten drei Stufen nennt Maslow Defizitbedürfnisse. Damit meint er, dass ihre Nicht-Befriedigung zu physischen oder psychischen Erkrankungen führen kann. Wer die Grundbedürfnisse nicht erfüllen kann, wird sich selten zu den glücklichen Menschen zählen können. Glück entsteht erst dann, wenn auch die Sicherheitsbedürfnisse und die sozialen Bedürfnisse erfüllt werden.

Nun folgen zwei weitere Bedürfnisgruppen, die als Wachstumsbedürfnisse bezeichnet werden. Im Gegensatz zu den vorher genannten Bedürfnissen können diese nie vollständig erfüllt werden und sind grenzenlos. Dazu gehören:
-Individualbedürfnisse wie Anerkennung, Ansehen, Macht, Erfolg und Freiheit.
-Die Spitze der Pyramide bildet die Selbstverwirklichung. In dieser Stufe möchte der Mensch seine Kreativität entfalten, sich weiterentwickeln, die eigenen Potenziale ausschöpfen, den Sinn der eigenen Existenz finden.
Die Darstellung der Bedürfnisse in Form einer Pyramide macht deutlich, dass sie aufeinander aufbauen. Erst wenn die einen Bedürfnisse befriedigt sind, entwickelt der Mensch neue Bedürfnisse. Ist also für das körperliche Wohlergehen gesorgt, möchte der Mensch Sicherheit. Ist Sicherheit gegeben, wächst der Wunsch nach der Verbindung mit anderen Menschen usw. Andersherum gesagt: Ein unglücklicher Mensch, der täglich um das Überleben kämpft, macht sich kaum Gedanken darüber, wie er seine Kreativität am besten ausleben kann.

Während die UNO jährlich den „Weltglücksbericht“ herausgibt, erscheint in Deutschland jährlich der „Glücksatlas“ Der Glückatlas ist eine Studie im Auftrag der Deutschen Post, durchgeführt zum elften Mal vom Institut für Demoskopie in Allensbach. Zwischen Januar und Juni 2021 – also in einer Phase mit einem Lockdown, aber auch mit Lockerungen und steigenden Impfzahlen – wurden mehr als 8.400 Bundesbürger ab 16 Jahren befragt. Die Befragten wurden darin unter anderem gebeten, ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala anzugeben. 0 stand für „überhaupt nicht zufrieden“, 10 für „völlig zufrieden“.

Die Corona-Pandemie hat die Lebenszufriedenheit der Deutschen der Umfrage zufolge auf einen historischen Tiefstand gedrückt. Im neuen „Glücksatlas“ wird das deutsche „Glücksniveau“ im Jahr 2021 nur noch mit 6,58 Punkten angegeben. Das ist noch weniger als im Jahr zuvor (6,74 Punkte) – und der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebung 1984. Der bisherige Tiefstwert war 2004 erreicht worden (6,65 Punkte), in Zeiten hoher Arbeitslosenzahlen.

2019, also vor Corona, hatten die Deutschen ihre Lebenszufriedenheit im Schnitt noch mit 7,14 Punkten angegeben. Das war damals Rekordniveau. Die deutsche Zufriedenheit und die Pandemie sind der Untersuchung zufolge verknüpft. In der Studie heißt es: Je höher die Infektionszahlen und je strikter die Maßnahmen, desto niedriger das Glücksniveau.

Der diesjährige „Glücksatlas“ zeigt auch:
-Die Zufriedenheit nahm in Corona-Zeiten bei der Freizeitgestaltung deutlich ab. Sie stürzte auf 5,0 Punkte – vor der Pandemie lag sie noch bei 7,21 Punkten.
-In den Berufsgruppen gab es auch unter Corona-Bedingungen Unterschiede: Die Glücklichsten in der Pandemie blieben Beamte mit 7,02 Punkten.
-Männer sind zufriedener als Frauen: Frauen waren mit 6,56 Punkten in der Corona-Krise unzufriedener mit ihrem Leben als Männer (6,72 Punkte).
-Die Zufriedenheit des Familienlebens sank ebenfalls: Wiederholte Schließungen an Schulen und Kindertagesstätten stellten für Familien eine Belastung dar, so die Autoren. So ist es um 0,8 Punkte gesunken.

Auffällig ist, dass sich West- und Ostdeutschland in Sachen Glück – oder, je nach Betrachtung: Unglück – angleichen. Für den Westen gibt der „Glücksatlas“ eine Lebenszufriedenheit von 6,61 Punkten an, für den Osten 6,51 Punkte. Während das für Westdeutsche ein Allzeittief sei, bedeute es für Ostdeutsche einen Rückfall nur auf das Niveau von 2008.

Die glücklichsten Deutschen verortet der „Glücksatlas“ 2021 sowohl in einem west- als auch in einem ostdeutschen Bundesland: in Schleswig-Holstein und in Sachsen-Anhalt (beide 6,78 Punkte), gefolgt von Bayern auf Platz 3 (6,77 Punkte). Schleswig-Holstein gilt traditionell als Hort der Glücklichen und war schon zuvor Spitzenreiter, Sachsen-Anhalt klettert weit nach oben – vor der Pandemie lag es noch auf Platz 13.

Trotz „Glücksatlas“ oder „Weltglücksbericht“: Jede und jeder von uns wird Glück in sehr unter-schiedlichen Situationen und sehr individuell erleben. Glück kann im Kleinen liegen, wie beim Duft einer Rose, einem Spaziergang in schöner Natur, dem Genuss von Musik oder einem Sonnenuntergang am Meer; Glück kann durch den ersten Kuss, eine Heirat oder neue Partnerschaft oder die Geburt von Kindern erwachsen; Glück kann auch ein Lottogewinn, eine bestandene Prüfung oder eine sportliche Leistung sein. Glück sind aber vor allem gute soziale Beziehungen in der Familie und mit Freunden.

Was sagten schon die Harvard-Forscher: „Gute Beziehungen machen uns glücklicher und gesünder. Punkt.“

Claussen geht in seinem neuen Buch „Im Wandel der Zeit“ in acht Kapiteln auf Fragen ein wie „Was lernen wir aus der Corona-Pandemie?“ oder „Was bestimmt unsere Zukunft?“. Weitere Kapitel sind „Welche Lebensphasen durchlaufen wir?“, „Wie werden Menschen weise?“, Was bedeutet Wissenschaft für unser Leben?“ oder „Wie entwickelt sich die Kluft zwischen Arm und Reich?“. Auch stellt er die Fragen „Scheitert der Klimaschutz an unserer Bequemlichkeit?“ und im letzten Kapitel „Was macht uns glücklich?“.

Das neue Buch „Im Wandel der Zeit“ ist präzise, klar und gut verständlich geschrieben. Die einzelnen Kapitel sind jeweils wissenschaftlich untermauert und gründlich durchdacht. Das im Hamburger Tredition-Verlag im Februar 2022 erschienene 170-seitige Buch ist sehr empfehlenswert für alle, die eine Orientierung zu wichtigen Fragen unseres Lebens und unserer Gesellschaft suchen.

Von Dr. Thies Claussen sind die Bücher „Im Wandel der Zeit. Wo stehen wir? Wohin gehen wir?“ (2022), „Denkanstöße – Acht Fragen unserer Zeit“ (2021), „Unsere Zukunft nach Corona“ (2020), „Ludwig Erhard. Wegbereiter unseres Wohlstands“ (2019), „Zukunft beginnt heute“ (2018) und „Unsere Zukunft“ (2017) erschienen.
Der Autor war Ministerialdirigent im Bayerischen Wirtschaftsministerium und zuletzt Vizechef der LfA Förderbank Bayern.

Kontakt
Buchautor Dr. Thies Claussen
Thies Claussen
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