Hoch und heilig: Neues Jakobskreuz im Tiroler Pillerseetal

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Dem Himmel nah, dem Alltag fern: Kraftplätze in den Kitzbüheler Alpen – Wo Natur und Magie frische Kraft schaffen

FIEBERBRUNN/Pillerseetal. Bergspitzen gelten seit Jahrtausenden als Wohnsitz der Götter – und Orte voller Energie. Wer ihnen näher kommen will, muss hoch hinauf: Bildstöcke, Steinkreise, wilde Wasser, Bergkapellen und Kreuze locken zu bedeutungsvollen Kraftplätzen abseits des Alltags. Im Tiroler Pillerseetal kommt in diesem Sommer mit dem größten Jakobskreuz der Alpen eine spektakuläre Stätte hinzu.

Mindestens einmal im Jahr steigt Max Steinacher zur Winterstelleralm hoch über dem Tiroler Pillerseetal auf – „a ganz b´sonderes Platzl“ sagt der passionierte Wanderführer. „Zum Beten gehe ich in die Berge“ steht auf dem schlichten Holzkreuz oberhalb der saftigen Bergwiesen. Max sucht sich einen großen Felsbrocken im Steinkreis als Sitzplatz aus – und genießt die Kraft der Natur: Stille, Einsamkeit und einen schier endlosen Panoramablick bis zu den gewaltigen Dreitausendern am Horizont. Links und rechts blüht der blaue Enzian wie auf einer künstlich angelegten Plantage, die Almrosen stehen kurz vor dem Ausbrechen und das erste Edelweiß treibt es aus den kalkhaltigen Böden am Wallerberg. Der Steinkreis markiert nicht nur symbolisch: Gut zwei bis drei Gehstunden und 700 Meter über vom Ausgangspunkt von St. Ulrich am Pillersee entfernt sind Wanderer dem Himmel ganz nah – und dafür dem oft stressigen Alltag völlig fern. „Kraft und Zuversicht tanken“, nennt es Max.

Der „Kraftplatz“ an der Winterstelleralm ist nur einer von vielen mystischen Orten in den Kitzbüheler Alpen. Seit Jahrhunderten suchen Menschen auf den Bergspitzen zwischen Kaisergebirge und Steinbergen die Nähe zum Himmel – einige aus religiösen Gründen, andere glauben an spezielle Energieschwingungen, die sich positiv auf Geist und Gesundheit auswirken, viele schöpfen Kraft durch grandiose Eindrücke, wenn sie im Frühtau die ersten Sonnenstrahlen am Gipfelkreuz erleben. „Der Kopf wird frei“, bringt es Florian Phleps vom Tourismusverband Kitzbüheler Alpen auf einen gemeinsamen Nenner.

Zu den versteckten Geheimnissen im Pillerseetal gehört auch der Wildseeloder mit seinem sagenumwobenen Bergsee: Schneeweiß spiegeln sich die Kumuluswolken im tiefen Schwarzblau des Wassers, von dem bis heute niemand weiß, wo es wirklich herkommt. Nur das „Platsch“ der springenden Fische durchbricht hin und wieder die Stille der Natur. 30, 40, 50 Kilometer weit reicht der Blick über die Loferer Steinberge und das Kaisergebirge. „Faszinierend“, sagt Wanderführer Toni Widmann – und das, obwohl er dieses Naturerlebnis nahezu wöchentlich hat. Bald 125 Jahre schmiegt sich die „Wildseeloderhütte“ an diesem ganz besonderen Platz zwischen die Gipfel von „Henne“ (2078 Meter) und „Wildseeloder“ (2017 Meter) – und bietet Aufsteigern mit einfachen Nachtquartieren einen Ausstieg auf Zeit. Wer sich den Talaufstieg von Fieberbrunn aus (rund vier Stunden) um 800 Höhenmeter verkürzen möchte, fährt mit der Gondelbahn bis zum Lärchfilzkogel. Von dort geht es in knapp zwei Stunden über schmale Pfade, durch einen Wildbach und über eine kurze Felspassage mit traumhafter Fernsicht hoch auf die Hütte am See. Zwischen den beiden Bergspitzen treffen sich die Genießer – denn Leib und Seele bilden hier eine energetische Einheit: Wenn vor dem Panorama des tiefen wie geheimnisvollen Sees kühles Bier und frisch geräucherter Speck mit herzhaftem Bauernbrot auf einem einfachen Holzbrett serviert werden, macht das die meisten so zufrieden, wie anderswo ein Sterne-Menü auf königlichem Porzellan. Jedes Jahr Mitte Juli wird es am Wildalpsee besonders feierlich: Zur traditionellen Bergmesse treffen sich die Einheimischen in Tracht , die Pramauer Weisenbläser sorgen für ein unvergessliches Gottesdienst-Erlebnis.

Dem Himmel besonders entgegen kommen Wanderer auch auf der gegenüberliegenden Buchsteinwand: Knapp unterhalb des Gipfels steht jetzt auf 1456 Metern das größte Jakobskreuz der Alpen – 30 Meter hoch,19 Meter breit und von innen begehbar. Pilger, Wanderer und Schaulustige können von fünf Aussichtsterrassen atemberaubende Fernblicke zu den weißgepuderten Gipfeln von Großglockner, Steinbergen und Kaisergebirge genießen. 152 Stufen und ein Lift führen zu Veranstaltungsräumen und Terrassen in den vier Armen. Das neue mit 23500 Quadratmetern Lärchenschindeln verkleidete Aussichtskreuz liegt am Rande einer von drei Linien des Tiroler Jakobsweges und soll zum Jakobstag Ende Juli feierlich eingeweiht werden. Auf den Gipfel führen vom Pillerseetal aus Wege unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade – und ein Vierer-Sessellift.

Wer auf der rund 17 Kilometer langen Jakobswegetappe von Waidring nach St. Johann in Tirol wandert, findet abseits des Pilgerpfades auch einen besonders wild-romantischen Kraftplatz: Die Hasslerschlucht. Sie gilt bis heute als eines der verstecktesten Naturjuwele der Kitzbüheler Alpen, obwohl sie bereits 1870 von einer deutschen Urlauberfamilie entdeckt wurde. Überwältigend ist der Kontrast zwischen der üppigen Farbenpracht der Blumen, Pflanzen und der schroffen Felsformationen. Am Ende der Schlucht stürzen zwei Wasserfälle von den Hängen des Fellhorns – und sorgen je nach Sonneneinstrahlung für unvergessliche Farbenspiele der Gischt. Für den Abstecher in die unberührte wilde Alpenwelt benötigen Wanderer vom Parkplatz Mühltal aus rund 30 Minuten.

Mit mehr als 400 Kilometer Wanderwegen für Einsteiger und schmalen Felspfaden für fortgeschrittene Alpinisten gehört das Pillerseetal zu den abwechslungsreichsten Tourengebieten Tirols. Wer das Abenteuer sucht, findet mit dem neuen „Marokka“ einen anspruchsvollen wie landschaftlich reizvollen Klettersteig am Vorgipfel zur „Henne“, Familien können an der Bergstation Streuböden im größten Niederseilgarten Österreichs balancieren oder im Jurassic Park auf der Steinplatte der Vergangenheit auf die Spur kommen.

Infos: Tourismusverband Kitzbüheler Alpen – Pillerseetal, Dorfplatz 1, A-6391 Fieberbrunn, Telefon: 0043 5354 56304, www.pillerseetal.at

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Zum Tourismusverband Pillerseetal gehören die Feriendörfer Fieberbrunn, Waidring, St. Ulrich am Pillersee, St. Jakob in Haus und Hochfilzen. Im Sommer ist die Region ein beliebtes Wanderparadies mit mehr als 400 Kilometern Wegen aller Schwierigkeitsgrade, im Winter bieten drei schneesichere Skigebiete Pisten und Loipen für die ganze Familie.

Tourismusverband Pillerseetal
Florian Phleps
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