E-Commerce-Geschäfte kann man eigentlich von jedem Ort aus betreiben, aber viele Internet-Unternehmer aus aller Welt starten in Hongkong.
Darunter auch Joshua J. Steimle. Steimle ist der Gründer von MWI, einem digitalen Marketingunternehmen fokussiert auf die Optimierung von Suchmaschinen, Content Marketing und Online Public Relations. Ursprünglich gründete er sein Geschäft in Salt Lake City, Utah, USA, bevor er 2013 nach Hongkong umzog, um deutlich zu expandieren.
„Eine Reihe von Faktoren brachten uns nach Asien“, berichtet Steimle „nicht alle hatten mit dem Geschäft zu tun. So wollte ich unter anderem meiner Familie eine Auslandserfahrung bieten.“ Aber die geschäftlichen Gründe allein seien überzeugend gewesen. Asien habe über doppelt so viele Internetnutzer wie die USA Einwohner. „In den USA wird der Wettbewerb im digitalen Marketing immer stärker. In Asien habe ich dagegen einen enormen Markt gesehen, der diesbezüglich unterversorgt ist. In Utah haben wir 300 Wettbewerber, hier in Hongkong höchstens 20.“ Obwohl man das Geschäft weitgehend online abwickeln könne, wollten sich die Kunden auch persönlich von den Mitarbeitern überzeugen.
Bei der Auswahl seines Standortes in Asien ging Steimle nach dem Ausschlussverfahren vor, am Ende stand die Entscheidung für Hongkong. „Mein Geschäft war bereits eingetragen, bevor ich selbst einen Fuß in die Metropole gesetzt hatte. Hierher musste ich nur kommen, um ein Konto zu eröffnen. Dies war einfach. Ansonsten hat ein Serviceunternehmen alles Nötige günstig für mich übernommen. Heute, wo ich die Prozesse kenne, bin ich überzeugt, ich hätte es auch selbst geschafft.“ An Hongkong schätze er neben dem wirtschaftsfreundlichen Umfeld besonders das Miteinander so vieler Kulturen und Nationalitäten. „Ich erzähle anderen oft, dass Hongkong zu viele Chancen bietet. So musste ich meine Aktivitäten anfangs zurückfahren, weil es zu schnell zu viel wurde“, erläutert Steimle. „Wir sind noch in einem frühen Stadium, aber es läuft gut und wir gewinnen jeden Monat neue Kunden.“ Networking sei einfach in Hongkong, so der Unternehmensgründer. „Jede Woche verteile ich ein Paket Visitenkarten und wenn ich zu einer Veranstaltung oder einem Meeting gehe, komme ich mit 50 bis 60 Karten anderer Geschäftsleute zurück. Ich kenne keinen anderen Ort in der Welt, wo dies die Norm ist, aber hier passiert es mir ständig.“
Jay Wich, der in Amerika geborene Gründer von J.J. Threads, verkauft maßgeschneiderte Bekleidung online. Er schätzt an Hongkong das handwerkliche Know-how und die hervorragende Businesskleidung, die von den lokalen Schneidern angeboten wird. Während traditionelle Hemden im Überfluss vorhanden waren, fehlte es an legeren Optionen, die die hohen Standards erfüllten. Wich experimentierte mit einigen Hemdenproduzenten mit neuen und ungewöhnlichen Stoffen und erhielt viele Komplimente für die Designs. Daraus entstand die Geschäftsidee für J.J. Threads. „Als Online-Unternehmen können wir weltweit Kunden erreichen, ohne Kosten für Verkaufsräume tragen zu müssen. Wenn wir entsprechend wachsen, sind solche Läden in den größeren Märkten aber durchaus geplant.“
Das Unternehmen hat heute über 5.000 Kunden weltweit, darunter 60 Prozent Wiederholungskäufer. Kunden können auf der Webseite von J.J. Threads Stoffe bekannter Hersteller wie Thomas Mason, Monti, Albini und Liberty of London aussuchen und mit dem Online-Tool ihr eigenes Design kreieren. „Nach Maß gefertigte Hemden sind der erste Schritt für Männer, um ihren eigenen Stil zu entwickeln“, ist Wich überzeugt. Neben einem kleinen Team von Mitarbeitern in Hongkong, die für die Produktion verantwortlich sind, verfügt das Unternehmen über Marketing-Mitarbeiter in verschiedenen Städten in den USA. Zum Ende dieses Jahres plant J.J. Threads eine Erweiterung des Angebots mit Blusen für Frauen.
Die Online E-Commerce-Plattform Amtify wurde ebenfalls 2013 gegründet. Nach Aussage des Gründers, Richard S Cheung, soll sie einfache Lösungen für Händler in Asien anbieten, die weltweit Kunden haben und online arbeiten möchten, ohne eine eigene Website, Kundenservice und Marketing zu installieren. Dies könne auch der einfachste und schnellste Weg für Händler in China werden, um ihre Waren international zu vermarkten. 80 Prozent der Amtify-Besteller sind derzeit aus den USA: „Über unsere Plattform erhalten sie leichten Zugang zu Tausenden Qualitätsprodukten unserer Lieferanten aus Asien und bekannter Marken“, erläutert Cheung. Die Lage Hongkongs ist nach Aussage des Gründers ideal, um sich einfach mit einer hohen Zahl von Händlern auf dem Festland zu verbinden, die ihr Geschäft online und ohne Restriktionen ausbauen wollen. Beim Start seines Online-Geschäfts seien auch die Internet-Geschwindigkeit und der Zugang, etwa zu allen großen Social-Media-Seiten, wichtig gewesen. „Hongkong bietet einen hochwertigen und kostengünstigen 4G Internet Service mit einer Geschwindigkeit, die alle erforderlichen Anwendungen im Internet und Mobil unterstützt“, so Cheung. Seit dem Start im Mai 2013 hat Amtify rund 1.000 Unternehmen gewonnen, die ihre Produkte dort verkaufen.
Dan Andrews, der sich selbst einen digitalen Vollzeit-Nomaden nennt, hat in Hongkong Tropical MBA mitgegründet. Die Plattform soll anderen Gründern helfen, ein profitables und ortsunabhängiges Geschäft aufzubauen. Warum er sein Unternehmen in Hongkong startete, stellt er auf seiner Webseite unter dem Titel „5 Gründe warum Ihr Internet-Business in Hongkong sein sollte – selbst wenn Sie in den USA sind“ vor.
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