Die vorösterliche Fastenzeit wird rund um den Lago Maggiore eingeläutet – und das gleich doppelt. Mit traditionellen Masken und mit einer Vielzahl verführerischer Leckereien wird die Zeit bis zum Karn
Der Lago Maggiore lockt auch zum Karneval mit Genuss, der auf dem Gaumen zergeht. Eine Reihe von herzhaften und ursprünglichen Gerichten, die Kraft spenden und wärmen, während man in Feierlaune den zahlreichen Umzügen beiwohnt – und natürlich mit süßen Leckereien. Und davon gibt es viele, so wie es überhaupt am Lago Maggiore zahlreiche Besonderheiten während der fünften Jahreszeit gibt.
Zum einen gibt es die Karnevalstermine gleich doppelt: In den meisten Orten beginnen die Feierlichkeiten am 20. Februar, dem giovedì grasso, dem Donnerstag vor Fasnacht, mit der Übergabe der Stadtschlüssel an das Königspaar, und enden am Fastnachtsdienstag, dem 25. Februar. In Verbania regieren Re Ciod und Regina Stecchetta, König Nagel und seine magere Königin. Es gibt am 20. Februar einen großen Umzug und am 21. sorgt die Gemeinde dafür, dass aus großen Töpfen auf dem Platz Polenta verteilt wird, wahlweise mit Trippa, herzhaften Kutteln, oder mit Salamini.
In einigen Orten, wie z.B. in Cannobio, direkt an der Schweizer Grenze gelegen, wird der Karneval nach ambrosischem Ritus – und das bedeutet: zeitverschoben – gefeiert. Er beginnt am Faschingsdienstag, dem martedì grasso, und dauert bis zum 29. Februar. Für Feierbegeisterte und Leckermäuler eine gute Gelegenheit, das Schlemmern in die Länge zu ziehen. Wer diese Zeit am Lago Maggiore und Umgebung verbringen darf, kommt unter den vielen gehaltvollen Gebäcksorten der Saison an zwei traditionellen Prachtleckereien nicht vorbei: den tortelli di Carnevale und den chiacchiere.
Bei den tortelli di Carnevale handelt es sich um lockere Krapfen, die ihren Ursprung in den Gebieten des ambrosischen Ritus haben, aber überall am See genossen werden. Die Bällchen aus Mehl, Butter und reichlich Eiern werden in Öl frittiert und schließlich, kross und warm, mit Puderzucker bestäubt. Der Teig zergeht leicht auf der Zunge, und ob es nun an ihrer verspielten Form liegt oder daran, dass sie so fluffig sind – ganz heiß begehrt und beliebt sind sie besonders bei den kleinsten Karnevalsprinzen und Prinzessinnen. Und vielleicht liegt es auch daran, dass sie manchmal auch mit leckerer Creme gefüllt sind.
Die chiacchiere gehören zu den ganz großen Klassikern des Karnevalsgebäcks, eine Köstlichkeit, die im doppelten Wortsinn in ganz Italien in aller Munde ist. Dünne Teigstreifen aus Mehl, Butter, Eiern und einem guten Schuss Grappa werden zu ihrer Herstellung kurz frittiert. Mit Puderzucker bestäubt und frisch verzehrt gehören sie zum beliebtesten knusprigen Vergnügen zum Karneval.
Eine weitere Besonderheit des Karnevals am Lago Maggiore sind die Masken. Die seit dem 18. Jh. aus der Commedia dell’Arte bekannte Figur des Gianduja ist im gesamten Piemont und auch am Lago Maggiore äußerst populär und taucht als Maske, als Kostüm und in unzähligen Dekorationen auf. Der Gianduja ist ein stets gut gelaunter, gutmütiger Mann, gekleidet in der Mode des 18. Jh. Braune Flanellhose, rote Strümpfe, eine gelbe Weste, sowie ein dreieckiger Hut unter dem eine Perücke mit Zopf hervorschaut, zeichnen ihn aus. Ein besonnener, großzügiger Gesell, liebt er einen guten Tropfen und einen reich gedeckten Tisch, ebenso wie gute Gesellschaft und seine Frau, Giacometta, die mit gesundem Menschenverstand noch die schwierigste Situation zu lösen vermag. Und weil Gianduja ein fürchterlich zerstreuter Mensch ist, eignet er sich für jeden Spaß und für jeden Karnevalsscherz.
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