BDL kritisiert die Effekte der Niedrigzinspolitik
Berlin, 10. August 2016 – Die Leasing-Wirtschaft konnte ihr Neugeschäft mit Aus-rüstungsgütern im ersten Halbjahr um starke elf Prozent im Vergleich zum Vorjah-reszeitraum steigern. “Nach einem phantastischen Start im ersten Quartal wuchs das Neugeschäft auch im zweiten Quartal um elf Prozent. Damit können wir mehr als zufrieden sein”, kommentiert Horst Fittler, Hauptgeschäftsführer des Bundes-verbandes Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL).
Dennoch blickt die Branche vorsichtig in die nächsten Monate. “Die Brexit-Entscheidung verunsichert die Unternehmen in Deutschland. Die Folgen sind angesichts einer global vernetzten Wirtschaft noch nicht absehbar”, erklärt Fittler. Ökonomen befürchten, dass aufgrund der Verunsicherung die Investitionsbereitschaft in Deutschland noch weiter nachlassen könnte. Dies sei bedenklich, zumal die geplanten Investitionen in erster Linie dem Ersatz dienen und Erweiterungsinvestitionen eine untergeordnete Rolle spielen. Aber auch die anhaltende Niedrigzinsphase macht der Leasing-Wirtschaft zu schaffen.
“Unsere Erfahrung zeigt, dass gerade in Zeiten von Verunsicherung Unternehmen ver-lässliche Investitionspartner brauchen und daher verstärkt Leasing nutzen”, begründet der BDL-Hauptgeschäftsführer die gute Neugeschäftsentwicklung. Denn die Unterneh-menslenker schätzen, dass sie mit Leasing ihre Kosten gleichmäßig und genau kalkulie-ren können. Zudem nutzen sie immer häufiger die ergänzend zur Finanzierung angebo-tenen Services. “Die Niedrigzinspolitik darf dies nicht gefährden, indem sie Neugeschäfte für Leasing-Unternehmen unrentabel macht”, erläutert der BDL-Hauptgeschäftsführer. Das Ziel, die Investitionsdynamik nachhaltig anzukurbeln wurde nicht erreicht, vielmehr sind Unternehmen und private Haushalte derzeit Nettosparer. Aufgrund der langanhaltend niedrigen Zinsen kommen jedoch auf die Leasing-Wirtschaft beträchtliche Belastungen bei der Ertrags- und Kostenentwicklung zu. “Je länger die Niedrigzinsphase andauert, desto mehr verkehren sich die gewünschten Wirkungen ins Gegenteil”, warnt Fittler. “Die deutsche Wirtschaft braucht stattdessen positive Impulse und Anreize für mehr Investitionen.”
Überdurchschnittliche Steigerung bei Fahrzeugen
Überdurchschnittlich entwickelte sich das Neugeschäft mit Fahrzeugen. Das stärkste Segment, das Pkw-Leasing, wuchs in den ersten sechs Monaten des Jahres um knapp dreizehn Prozent. Nach Stückzahl wurden elf Prozent mehr Fahrzeuge geleast als im Vorjahreszeitraum, damit wuchs das Leasing höher als die Neuzulassungen: Das Kraft-fahrtbundesamt meldete für das erste Halbjahr sieben Prozent neue Fahrzeug-Zulassungen. “Auch das Maschinen-Leasing verzeichnete ein ordentliches Plus von fast zwölf Prozent”, erklärt Fittler, “während die Aufträge der Anlagen- und Maschinenbauer in den ersten fünf Monaten nur um vier Prozent wuchsen.” Weiterhin rückläufig ist das IT-Leasing (- 2 Prozent), das als Seismograf für die konjunkturelle Entwicklung gilt. “In unsicheren Zeiten werden als erstes Investitionen in die IT gestrichen”, weiß Fittler. “Dass das Neugeschäft in diesem Segment seit einigen Quartalen stagniert oder zurückgeht, ist daher kein gutes Signal für die Konjunktur.”
Der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) vertritt als einziger Verband die Interessen der Leasing-Wirtschaft in Deutschland. Seine 170 Mitgliedsgesellschaften repräsentieren etwa 90 Prozent des Gesamtmarktvolumens. Die Struktur der Leasing-Branche ist vielschichtig. Den Markt teilen sich große, meist auch international tätige Gesellschaften und eine Vielzahl kleiner und mittelständischer Leasing-Unternehmen. Derzeit sind in Deutschland Wirtschaftsgüter im Wert von weit über 200 Mrd. Euro verleast. Mit einem Neugeschäftsvolumen von 60 Mrd. Euro 2015 ist die Branche der größte Investor in Deutschland. Leasing ist in fast allen Wirtschaftszweigen präsent. Der Kundenkreis reicht vom Einzelhändler über den Mittelständler bis zum internationalen Konzern.
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