Lebendige Mosaikkunst im öffentlichen Raum

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Chilenische Künstlerin Isidora Paz-Lopez verwandelt schmucklose Betonfassade der städtischen Felsentreppe Pirmasens in eine farbenfrohe Mosaiklandschaft. Über 50 Mosaikkünstler aus mehr als 20 Ländern unterstützen das Projekt

Lebendige Mosaikkunst im öffentlichen Raum
Impression des abgeschlossenen Mosaikprojekts in Puente Alto mit Isidora Paz-López (Bildquelle: Isidora Paz-López)

Im westpfälzischen Pirmasens entsteht aktuell ein Kunstprojekt der ganz besonderen Art. Die Rede ist von dem wohl größten Mosaik in Rheinland-Pfalz, das mit seinen farbenfrohen Motiven nicht nur aus der heimischen Fauna und Flora die schmucklose Felsentreppe in der innerstädtischen Schäferstraße zu einem echten Hingucker verwandeln wird. Für die Realisierung des deutschlandweit einzigartigen Projektes konnte das Stadtmarketing gemeinsam mit dem Pirmasens Marketing e. V. die im nahen Hinterweidenthal lebende Künstlerin Isidora Paz-Lopez verpflichten. Unterstützt wird die Chilenin vor Ort von mehr als 50 Mosaikkünstlern aus über 20 Ländern, die sich unentgeltlich an der Realisierung des 52 qm messenden Fliesenbildes beteiligen. Darüber hinaus schicken zahlreiche Künstler ihre Vogelmosaike per Post nach Pirmasens, wo sie in das Gesamtkunstwerk eingebunden werden. Die veranschlagten Kosten in Höhe von 50.000 Euro werden durch eine großzügige Zuwendung der Liselott-und-Klaus-Rheinberger-Stiftung gedeckt.

Ähnliches wie jetzt in Pirmasens hat Isidora Paz-Lopez bereits zuvor in der Hauptstadt von Chile realisiert. So zeigen heute die Mauern einer U-Bahn-Station in Puente Alto die farbenfrohe Silhouette eines pittoresken Gebirges.

Internationales Mosaik-Team
Als eine der großen Herausforderungen dieses Projekts beschreibt die Küsntlerin Isidora Paz-Lopez die Organisation des Teams: „Die Einbindung von Mosaikkünstlern aus anderen Ländern war unsere beste Option, aber mit unserem begrenzten Budget schwer zu bezahlen. Aber dank der großen Unterstützung der Mosaik-Community machen wir jetzt das Unmögliche möglich. Viele Künstler kommen her, um sich in das Projekt einzubringen, obwohl sie für ihre Kosten selbst aufkommen müssen – wunderbare Menschen, die sich der öffentlichen Kunst verschrieben haben und der Mission, diese Welt durch die Mosaiktechnik zu verschönern.“

Die Mosaikproduktion startete mit einem kleinen Team von fünf internationalen Mosaikkünstlern aus Chile, den USA und Polen. Im weiteren Verlauf werden sich weitere Künstler beteiligen aus Ländern wie Argentinien, Aruba, Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Israel, Italien, Niederlande, Rumänien, Schottland, der Schweiz, Serbien, Südafrika, der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Wales.

Bunte Vogelmotive mit hoher Vielfalt
Einige der in der Mosaiklandschaft zu sehenden Vögel werden aus dem heimischen Umfeld kommen und andere, wie man sie in ganz Europa oder auch Amerika findet. Den Anfang macht ein Dodo, eine als ausgestorben geltende Nachtvogelart. Ziel des Projekts ist es, nicht nur die Schönheit der Vögel zu zeigen, sondern auch die Bedeutung des Schutzes aller lebenden Arten auf unserem Planeten betonen.

Das Projekt wird unterstützt von Villeroy & Boch und Agrob Buchtal, zwei der führenden deutschen Keramikfliesenhersteller. „Die Fliesen bieten eine ganz erstaunliche Farbvielfalt“, freut sich Isidora Paz-Lopez. „Ich habe in den letzten Jahren in vielen Projekten und mit vielen verschiedenen Arten von Fliesen gearbeitet und kann sagen, dass uns für die Vogeltreppe mit großem Abstand die luxuriöseste Materialausstattung zur Verfügung steht.“

Farbenfrohe Mosaikkunst in unserer Stadt
„Der Kontakt entstand schon im Frühjahr 2016 rein privat über eine Mitarbeiterin aus dem Stadtmarketing“, erinnert sich Rolf Schlicher, Leiter Stadtmarketing der Stadt Pirmasens und Geschäftsführer des Pirmasens Marketing e. V. „Schon recht schnell stand die erste Projektidee im Raum, die farbenfrohe Mosaikkunst in unsere Stadt zu tragen und aus Ecken, über die man bislang lieber wegsehen mag, Sehenswürdigkeiten im besten Sinne werden zu lassen.“ Michael Schieler, Beigeordneter der Stadt Pirmasens, ergänzt: „Wir sind froh und dankbar, dass die Liselott-und-Klaus-Rheinberger-Stiftung mit einer Zuwendung die Kosten in Höhe von 50.000 Euro trägt. Die Stadt übernimmt zwar im Vorfeld noch Beton- und Geländersanierungen an der Treppenanlage, aber diese Arbeiten wären ohnehin notwendig gewesen“, so der Bau- und Finanzdezernent.

„Schon seit Jahrtausenden haben Menschen Mosaike entworfen, daher findet man sie heute auch auf der ganzen Welt. Weitaus seltener ist der Ansatz, im urbanen Bereich großflächige Kunstwerke an Bauten anzubringen und das auch noch als Gesamtwerk einer großen Zahl internationaler Künstler“, erklärt Dr. Bernhard Matheis, Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens. „In Pirmasens entsteht jetzt zudem zwar das größte Mosaik in Rheinland-Pfalz, aber nicht das erste in unserer Stadt. Zu denken ist etwa das pittoreske Mosaikfries aus der Kaiserzeit, das als Schmuckband unser Kulturzentrum Forum ALTE POST ziert und erst 2005 anhand archivierter Auftragsbücher wiederhergestellt wurde – übrigens gleichfalls mit Mitteln der Liselott-und-Klaus-Rheinberger-Stiftung.“

Hintergrund zur topologischen Besonderheit der Stadt
Wie das alte Rom auf sieben Hügeln erbaut, ist das Pirmasenser Stadtbild geprägt von zahlreichen Treppen, deren Steigung und Stufenwerk nicht nur die Besucher, sondern auch manch Einheimischen aus der Puste bringen. Zwei große Felsenwände durchziehen die Stadt von Norden nach Süden. Insgesamt 137 Treppen und Treppenanlagen mit über 3.000 Stufen sind im Stadtarchiv verzeichnet. Zu den bekanntesten Funktionsbauwerken zählt die aufwändig gestaltete Schloßtreppe mit integrierter Brunnenanlage. Die heutige Felsentreppe wurde 1908 gebaut und löste den in Serpentinen angelegten Felsenbergpfad ab. Das Funktionsbauwerk verbindet über 131 Stufen die Schäfer- mit der Bahnhofstraße. Bevor das großflächige Mosaik montiert werden kann, wird der Treppenturm an der Schäferstraße – eine der meistfrequentierten Achsen in Pirmasens – noch durch eine Betonsanierung ertüchtigt und das Treppengeländer saniert. Diese Arbeiten wären ohnehin notwendig gewesen.

Ergänzendes zur Stadt Pirmasens
Erste urkundliche Erwähnung fand Pirmasens um 850 als „pirminiseusna“, angelehnt an den Klostergründer Pirminius. Der als Stadtgründer geltende Landgraf Ludwig IX. errichtete im heutigen Pirmasens die Garnison für ein Grenadierregiment, es folgten 1763 die Stadtrechte. Am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds gelegen und grenznah zu Frankreich ist das rund 42.000 Einwohner zählende, rheinland-pfälzische Pirmasens wie Rom auf sieben Hügeln erbaut. In ihrer Blütezeit galt die Stadt als Zentrum der deutschen Schuhindustrie und ist in dieser Branche heute noch wichtiger Dreh- und Angelpunkt; davon zeugen unter anderem der Sitz der Deutschen Schuhfachschule, des International Shoe Competence Centers (ISC) oder der Standort der ältesten Schuhfabrik Europas. Zu den tragenden Wirtschaftsbereichen zählen unter anderem chemische Industrie, Kunststofffertigung, Fördertechnik-Anlagen und Maschinenbau. Pirmasens positioniert sich heute als Einkaufsstadt mit touristischem Anspruch und gut ausgestattetem Messegelände. Seit 1965 wird eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Poissy gepflegt. Weitere Informationen sind unter http://www.pirmasens.de erhältlich.

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