Verzicht ist keine verantwortungsvolle Lösung
sup.- Wenn es denn so einfach wäre: Immer mehr Konsumenten in Deutschland glauben, sie würden umweltbewusst handeln, weil sie bevorzugt zu Lebensmitteln mit dem Hinweis „ohne Palmöl“ greifen. Das ist aber leider nur Augenwischerei. Denn anstelle von Palmöl kommen in diesen Produkten dann andere Pflanzenöle zum Einsatz wie z. B. Soja-, Raps- oder Sonnenblumenöl. Deren Image ist zwar längst nicht so angeschlagen wie das von Palmöl, rein sachlich betrachtet ist der Anbau dieser Alternativöle für die Umwelt jedoch nicht weniger problematisch, sondern sogar eher mehr. Dafür gibt es einen schlichten Grund, der in den populistischen Diskussionen rund um das ungeliebte Palmöl selten Erwähnung findet, namhaften Umweltschutzorganisationen jedoch sehr wohl bekannt ist: „Würde man Palmöl durch einen Mix aus Raps-, Sonnenblumen-, Kokos- und Sojaöl ersetzen, so würde Deutschland das 5-fache an Fläche benötigen“, so die ernüchternde Erkenntnis des WWF Deutschland in seiner Analyse „Berechnungen zu einer palmölfreieren Welt“.
Wegen der hohen Ertrag-pro-Fläche-Bilanz von Ölpalmen weisen deshalb auch die Deutsche Umwelthilfe sowie das Südwind Institut für Ökonomie und Ökumene in der so genannten „Legauer Erklärung“ darauf hin, dass Palmöl durchaus einen sinnvollen Beitrag zur heutigen und zukünftigen Ernährung und Rohstoffversorgung leistet. Entscheidend forciert werden müssten aber die öko-sozialen Kriterien bei Anbau, Verarbeitung und Verwendung. Dieses Ziel verfolgt seit Jahren die Multi-Stakeholder-Initiative „Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“ (RSPO), der mittlerweile weltweit ca. 3.300 Mitglieder angehören. Eine vergleichbare Organisation zur Förderung von ökologischen Anbaumethoden und fairen Handelsbedingungen gibt es für alternative fettliefernde Nutzpflanzen bislang nicht. Die Bilanz der RSPO-Aktivitäten: Im Jahr 2016 wurden zwölf Mio. Tonnen nachhaltig zertifiziertes Palmöl produziert, was ungefähr 21 Prozent der weltweiten Palmölproduktion entspricht. Während es in Europa, insbesondere in Deutschland seitens der Hersteller, allen voran denen aus der Lebensmittelindustrie, eine sehr hohe Nachfrage nach zertifiziertem Palmöl gibt, ist das Engagement von Ländern wie China, Indien und Pakistan, den größten Konsumenten von Palmöl, in dieser Hinsicht gleich null. Der Umwelt zuliebe kann Verbrauchern in Deutschland deshalb nur empfohlen werden, statt nach Produkten „ohne Palmöl“ Ausschau zu halten, Ware zu bevorzugen, bei der zertifiziertes Palmöl zum Einsatz kommt.
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Redaktion Andreas Uebbing
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