Mitsuo Kuhne ist ein Grenzgänger der Poesie: Seine Gedichte pendeln zwischen den Kulturen, zwischen Realität und Fiktion. So schafft der in Nürnberg lebende Lyriker einen neuen Lebens- und Leseraum.
In seinem Debütband lotet der junge Dichter Mitsuo Kuhne Grenzen aus: Dabei geht es ihm nicht nur darum, diese zu überschreiten, sondern sie auch durchlässig zu machen in seinen Versen. Gegensätze und scheinbare Widersprüche durchziehen seine Gedichte: Kuhnes poetische Welt besteht aus „Unerhörtem und / Immer derselben / Alten Leier“. Diese Kontraste aufzulösen, in Gedankenketten oder Sprachspielen, gelingt dem Autor auf dem „Weg zur Freiheit“ ein ums andere Mal: „Dem Spektakel / Einen Streich / Und Squash / Gespielt“.
Kuhnes Argwohn gegenüber scharfen Trennlinien äußert sich auch in seinem Umgang mit Sprache und seiner Reflektion über das Schreiben. Dabei stellt der Dichter einerseits skeptisch die Wirksamkeit und den Wert der Sprache infrage: „Wörter sind / Zuallererst unsichtbar“. So wird er „eines Hohlraums / Gewahr in dem / Die Leere hallt“. Gleichzeitig erkennt er aber auch den Wert eines reichen Wortschatzes zur Selbstvergewisserung: „Was Du noch hast / Eine Handvoll Verse“.
Der Wunsch nach einem entgrenzten Dasein liegt sicher auch in Kuhnes kosmopolitischer Kindheit und Jugend begründet, die er in München, Tokyo und Manila verbrachte. Durch den „Uhrwald“ zum „Trachtenfest“: Für Kuhne sind solche Gedanken-Reisen kein Problem, denn: „Die Welt ist / Ein Flughafen“ und „Die Schuhe sind bereit / Zu gehen“. Das Fernweh bannt er einfach in Verse und gelangt zur melancholischen Erkenntnis: „Schlussendlich willst Du ja / Nur hier sein / Dich in dem verfallenen Haus / Das in Dir wohnt / Verriegeln.“
In Mitsuo Kuhnes Gedichten finden sich auch Spuren seiner Tätigkeit in der Musikbranche. So erkennt er im Fenster ein „Notenblatt für / Eine weltliche Symphonie“ oder lauscht dem „Mehrklang geplatzter / Träume und Bäume“. Dabei klingt auch immer wieder das Thema der Vergänglichkeit an. Doch auch hier gibt es für Kuhne keine Einbahnstraße, denn die Hoffnung bleibt: „Zerbrochenes / Fügen wir / Wieder // Und / Wieder / Zusammen“.
Begleitet wird Mitsuo Kuhnes feine, grenzüberschreitende Poesie von den ebenso zarten wie ausdrucksstarken Zeichnungen des jungen Münchner Illustrators Julian Opitz.
Leseprobe:
Neue Gewöhnlichkeit
Neuerdings ist
Alles wie gehabt
Bauernwein und
Irgendein
Regensturz
Im Hirn
Der im Wachs
Erkaltete Falter
Verheißt
Einen Umsturz
Den neusten
Coup
Der Autor:
Mitsuo Kuhne, geboren 1982 in Tübingen, hat seine Kindheit und Jugend in München, Tokyo und Manila verbracht. Nach einem geisteswissenschaftlichen Studium in Japan zog er 2006 nach Berlin, wo er nach intensiver Benn- und Beatnik-Lektüre anfing, sich für Lyrik zu begeistern und selber zu schreiben. Mitsuo Kuhne arbeitet als Musik- und Veranstaltungsmanager und wohnt derzeit mit Frau und Sohn in Nürnberg.
Das Buch:
Mitsuo Kuhne
An manchen Tagen schläft die Zeit
Gedichte
78 Seiten, Broschur
EUR 12,80 [D]
Deiningen 2016
ISBN 978-3-943599-39-8
Verlag Steinmeier
www.Poesie21.de
Die Buchreihe Poesie 21 präsentiert bemerkenswerte zeitgenössische Gedichtbände und lyrische Debüts in deutscher Sprache. Für Poesie 21 kooperiert DAS GEDICHT, Lektorats-Service / Anton G. Leitner Verlag seit 2006 eng mit Druckerei und Verlag Steinmeier GmbH & Co. KG, Deiningen.
Alle Titel der Reihe Poesie 21 werden von „DAS GEDICHT, Lektorats-Service“ unter der Obhut des Erfolgsherausgebers Anton G. Leitner sorgfältig lektoriert und komponiert.
Steinmeier besorgt als Meisterbetrieb und Vertragspartner der Autoren mit seiner hauseigenen Qualitätsdruckerei die Gesamtherstellung und den Verlag der Bände.
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