Der Forscher Gerold Sedlmayr bewältigt Vergangenheit in Versen und legt „Schichten um Geschichten“ frei.
Gerold Sedlmayr ist Professor an der TU Dortmund am Institut für Anglistik und Amerikanistik. Als Kulturwissenschaftler treibt ihn unter anderem das Thema „Wahnsinn“ in Medizin, Politik und Literatur um, speziell in Großbritannien an der Wende zum 19. Jahrhundert. Als Dichter hingegen widmet sich der gebürtige Passauer eher der persönlichen Rückbesinnung: Seine Poesie richtet ihr Augenmerk oft auf Vergangenes, auf die eigenen Wurzeln – denn das Wissen um die familiäre Herkunft hilft bei der Selbstverortung in der Gegenwart. Sedlmayr ist also nicht nur als Forscher der Historie verpflichtet. Auch in seinen Gedichten legt er „Schichten um Geschichten“ frei. Diese poetische Rückschau mag melancholisch gefärbt sein, doch hilft sie dem Autor dabei, den Blick auf das Jetzt und Hier zu schärfen. Wie ausgestreute Brotkrumen führen die Spuren der „verlorenen Zeit“ zurück zum Dichter selbst.
Anlass zur Reflexion bieten ihm die gleichzeitige geographische Nähe und barbarische Ferne von solch geschichtsträchtigen Orten wie Weimar und Buchenwald. Auswüchse der heutigen Gesellschaft kommentiert Sedlmayr bisweilen mit pointiertem Wortwitz, wenn beispielsweise der „Dandy mit dem Handy“ öffentlich Vertragsverhandlungen führt: „Sei nice zu mir, ich hab da eine Offer.“ Eine geradezu kontemplative Einfühlsamkeit entfalten Sedlmayrs Verse, wenn er sich religiösen Themen widmet: „Du musst die Wärme des Holzes / gespürt haben / in der Dunkelheit der neunten Stunde“, heißt es im Gedicht „Passion.“
Gerold Sedlmayrs lyrisches Debüt „Wir sind hier nur zu Gast“ ist eine Einladung an alle Leser, ihre eigene Vergangenheit zu vergegenwärtigen und sich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu besinnen.
Leseprobe:
Memento Mori
Lange, glatte Haare.
Lachen in den Augen.
Hauchzarte Haut,
die sich fein
über die Stirn streckt.
Darunter, klar:
Kontur ihres Schädels: os frontale, Stirnbein.
Die Wölbungen,
in denen die Augäpfel liegen.
Als sie unbedarft die Zähne aufeinanderpresst,
erahne ich, wie ihr Unterkiefer
mit Bindegewebe
am Schläfenbein befestigt ist.
Fest und lose zugleich.
Der Autor:
Gerold Sedlmayr wurde 1973 in Passau geboren. Nach dem Lehramtsstudium in den Fächern Englisch und Geschichte promovierte er im Jahr 2004. Seine Habilitation folgte 2010. Seit 2013 ist er Professor am Institut für Anglistik und Amerikanistik der TU Dortmund. Beim Lyrikwettbewerb um den „Hochstadter Stier 2011“ belegte er den dritten Platz (Publikumspreis). Mit „Wir sind hier nur zu Gast“ legt Sedlmayr seinen ersten Gedichtband vor.
Das Buch:
Gerold Sedlmayr
Wir sind hier nur zu Gast
Gedichte
60 Seiten, Broschur
EUR 12,80 [D]
Nördlingen 2014
ISBN 978-3-939777-94-6
Verlag Steinmeier
www.Poesie21.de
Video Gerold Sedlmayr liest „Herbstbegegnung“ (Videoclip auf YouTube, Kanal dasgedichtclip): https://www.youtube.com/watch?v=h92PqfPG-iQ
Pressefoto Gerald Sedlmayr: http://www.aglv.com/pics/Pressefoto-Gerold-Sedlmayr_Foto-DAS-GEDICHT.jpg
Die Buchreihe Poesie 21 präsentiert bemerkenswerte zeitgenössische Gedichtbände und lyrische Debüts in deutscher Sprache. Für Poesie 21 kooperiert DAS GEDICHT, Lektorats-Service / Anton G. Leitner Verlag seit 2006 eng mit Druckerei und Verlag Steinmeier GmbH & Co. KG, Deiningen.
Alle Titel der Reihe Poesie 21 werden von „DAS GEDICHT, Lektorats-Service“ unter der Obhut des Erfolgsherausgebers Anton G. Leitner sorgfältig lektoriert und komponiert.
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