Die Motive, warum häufig dennoch an Beziehungen festgehalten wird, sind sehr verschieden und sehr komplex. Ein genauerer und professioneller Blick auf die Situation lohnt sich.
In Paarbeziehungen kann es zu sehr schwierigen Situationen kommen. Dabei sind es nicht nur Alkohol, Untreue oder Eifersucht, die das Miteinander schwierig machen. Meistens sind es die unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen, oder das Gefühl nicht mehr gemeinsam das gleiche „wir“ vor Augen zu haben. Eine verfahrene Kommunikation und das Gefühl der Hilflosigkeit führt zur Eskalation: verbal, seelisch, körperlich oder auch zu der berühmten Pistole auf der Brust – die Drohung mit der Trennung. Das Leiden unter der Situation kann zu Gesundheitsproblemen mit psychosomatischem Hintergrund führen. Nach diesen Streits fühlen sich die Beteiligten oft traurig, leer und schwach, als sei man verkatert. Aufeinander zuzugehen wird immer schwieriger und schambehafteter. Dennoch wird häufig betont, dass die Liebe noch da und sehr groß sei. Dass so viel passe und es auch eine ganze andere Seite in der Beziehung oder beim Partner gäbe.
„Es kann durchaus sein, dass die Liebe trotz aller Schwierigkeiten noch da ist. Das heißt aber nicht, dass die Partnerschaft in dieser Form noch Sinn hat“, erläutert Ellen Schlichtermann, Coach und Supervisorin aus Kassel. „Aber vor allen Dingen heißt es nicht, dass wenn man in Paarbeziehungen Probleme hat, generell Probleme mit Beziehungen zu Menschen hat. Und es heißt nicht, dass man schwierig ist, weil sich die Beziehung schwierig gestaltet. Beziehungen zur Familie, im Beruf und im Freundeskreis können dennoch stabil und gesund sein. Das ist wichtig zu betrachten und zu reflektieren, um den Kern der Problematik zu erkennen.“
Viele Menschen in solchen Paarbeziehungen fühlen sich missverstanden, nicht angenommen in den eigenen Wünschen und sind sehr traurig darüber, weil es nicht klappt und sie es nicht besser hinbekommen. Die Wiederholungsschleife kann bis in die Verzweiflung führen. In einem solchen Fall muss eine Veränderung erfolgen um stressfreier und entspannter leben zu können.
Wenn man das Gefühl habe, dass die eigene Beziehung mehr belaste als dass sie gebe und dass man nicht zum ersten Mal in einer schwierigen Paarbeziehung stecke, solle man sich den Luxus der Beratung leisten. Um Klarheit zu schaffen, seine Freunde nicht zu überfordern und vor allem um gesund zu bleiben, empfiehlt die Kasseler Expertin.
„Durch eine neu gewonnene Klarheit, hat man die Möglichkeit seinen Handlungsspielraum zu erweitern. Man kann erkennen in welchen Mustern man selbst steckt, wie man dort rauskommt und was passiert, wenn man die Schleifen nicht mehr mit dreht. Bei aller Dramatik ist dies vor allem eine wertvolle Reise zu sich, mit einem Blick in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Und neu gestalten, heißt nicht automatisch Trennung!“, schließt Ellen Schlichtermann.
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Ellen Schlichtermann ist Diplom Sozialpädagogin mit einem Zusatzstudium als Personalreferentin sowie einer Ausbildung als systemische Supervisorin und Organisationsberaterin. Sie arbeitete in sozialen Einrichtungen, im öffentlichen Dienst, war selbständig in der Gastronomie und tätig als Leiterin im Bereich Personal und Personalentwicklung in Wirtschaftsunternehmen. Seit 2010 ist Frau Schlichtermann als Coach, Supervisorin und Organisationsberaterin selbstständig. Ihre Kunden sind Fach- und Führungskräfte aus dem Profit- und Non-Profit-Bereich.
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