Kommentar von Leon Hounshell, CTO bei Greenwave Systems
Eines der absoluten Buzzwords des Mobile World Congress (MWC) 2016 in Barcelona war 5G, der noch schnellere LTE-Mobilfunk-Nachfolger. Er kann tausende simultane Verbindungen unterstützen, was massive Sensoreinrichtungen im Internet of Things (IoT) ermöglicht. Nicht zuletzt deshalb fand sich beim diesjährigen MWC ein neuer Pavillon, der allein dem Thema IoT gewidmet war. Und das ist noch nicht alles.
Das Konferenzverzeichnis Lanyrd.com listet nur für den Rest des Jahres noch 126 internationale Veranstaltungen auf, die sich dem IoT widmen. Weitere 286 Events fokussieren die Verschmelzung von Big Data, Sensoren und Konnektivität in wachsenden Smart Cities, Fabriken, Wasserkreisläufen und Wolkenkratzern neben weiteren intelligenten und vernetzten Vorhaben.
Mittlerweile können Sie einfach einige Sensoren und APIs zusammenfügen, um nahezu jedes Objekt „smart“ werden zu lassen. Aber wo wird das hinführen? Werden diese Berge an miteinander schnatternden intelligenten Dingen die Menschheit befreien und auf ein neues Niveau heben, oder werden sie uns abhängig von Geräten machen und uns in Komplexität versinken lassen?
Das IoT verdoppelt den Wetteinsatz
Ankündigungen über neue Gadgets, neue Netzwerke und das nächste große „IoT-Ding“, die scheinbar in einer Endlosschleife kreisen, geben uns das Gefühl, dass wir nicht weiterkommen. Aber es gibt Gründe, um daran zu glauben, dass diese Technologie uns wirklich weiterbringt. Der Zusammenfluss von Unternehmenskooperationen bei der Entwicklung eines neuen Netzwerks, das tatsächlich das enorme Potenzial des IoT vereinfachen kann, ist die wirkliche Quelle des Rummels um 5G während des MWC. Mittels 5G könnten äußerst dezentrale Geräte und Anwendungen mit Niedrigleistung endlich ausführbar und konstant verbunden sein, was wiederum die Anwendbarkeit von IoT-Modellen exponentiell erweitert. Selbst Unternehmen, die nicht direkt mit dem IoT zu tun haben, wie z.B. Facebook, erkennen den bahnbrechenden Wert dieser Entwicklung und wollen am Geschehen teilhaben.
Und was tun wir, sobald alles miteinander vernetzt ist und eine Sintflut an Daten entsteht? In ihrem Keynote-Vortrag auf der diesjährigen CES sprach Ginni Rometty von IBM über einige der Möglichkeiten. Am Beispiel der Öffnung von APIs für IBM“s kognitives „Arbeitspferd“ Watson als Cloud-Plattform sprach Rometty über die Verbindung von großen Ökosystemen, um reichhaltige und kontextabhängige (oder unterstützte) Entscheidungsfindung mittels Rechenleistung und Analysen zu ermöglichen. Wir sind nun in das kognitive Zeitalter eingetreten, in dem Daten als geschätzte natürliche Ressource gelten. Daten, die zuvor reichlich vorhanden, aber unsichtbar waren, sind nun für die Massen verfügbar, wenn auch nur in Rohform. In einer Welt kontinuierlicher Inputs, Updates, Änderungen und Abhängigkeiten müssen wir in der Lage sein, dies alles quasi sofort mit Sinnhaftigkeit zu versehen – was erdrückend und unmöglich erscheinen mag.
Aber Watsons kognitives Modell zeigt, dass durch die Hinzunahme von starkem maschinellem „Denken“ in die Gleichung Handlungen weniger von der individuellen Intuition als vielmehr von den umfangreichen historischen Daten abhängen. Erinnern Sie sich an smarte Schuhe? Watson wird nun mit ihnen arbeiten, um dem Träger Coaching- und Fitnessratschläge geben zu können. Mit Watson können außerdem u.a. medizinische Geräte Diabetiker bei zu niedrigem Blutzucker warnen, Haushaltsgerätehersteller Konstruktionsmängel herausfinden und Roboter dabei unterstützt werden, menschenähnlichen Kundenservice zu bieten. Noch dazu hat Watson die Fähigkeit erlangt, nützliche zukünftige Services vorauszusagen, indem er Daten verwendeter Devices gesammelt und durch fortschrittliche Analysen gelernt hat.
Komplexität reduzieren, Daten meistern
Das Watson-Modell zeigt, dass es mittels offener API-Schnittstellen und zielgerichteter Anwendungen möglich ist, die raue Bestie, die das aufkeimende IoT bislang darstellt, zu formen. Und zwar in ein sich wandelndes Wunderwerk, das willkommen geheißen statt gefürchtet wird. Wenn alles digital wird – und 5G deutet darauf hin, dass es irgendwann so kommen wird -, wird die Fähigkeit, unsere miteinander verbundenen Systeme denken, lernen sowie die entstehenden Daten verstehen zu lassen, das Unterscheidungsmerkmal sein.
Ungeachtet des Hypes enthüllen CES und MWC keine IoT-Revolution, aber sie zeigen uns auf jeden Fall eine entschlossene Evolution, bei der sich Devices unaufhörlich mehr miteinander vernetzen, offener und intelligenter werden. Die Industrie entwickelt sich hin zu einer Landschaft, in der auf Daten zugegriffen werden kann, um sie für jeden Nutzer überall auf der Welt nutzbar zu machen. Die Komplexität des IoT wird auf Plattformen umgezogen, die in der Lage sind, Informationen zu sammeln, zu speichern, zu analysieren und darzulegen, die dazu genutzt werden können, einfach abrufbare, unkomplizierte und aussagekräftige Kundenservices und Anwendungen zu erstellen – eine vielversprechende Verheißung für das IoT.
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