Nachhaltigkeit rund um den Globus
Umweltbewusst leben, aber dennoch nicht auf den geliebten Urlaub verzichten – ein Balanceakt, der für viele Reisende immer wichtiger wird. Auch Tourismusregionen und -konzerne aus aller Welt haben bereits den Handlungsbedarf erkannt und setzten sich aktiv für den Umweltschutz ein. Bilden doch die Schönheit der Landschaft und die Artenvielfalt ihrer Tier- und Pflanzenwelt in vielen Regionen rund um den Globus die Grundlage der Tourismusindustrie. Neben einfa-chen, aber wirksamen Maßnahmen wie die Verbannung von Plastik in Freizeitparks und auf Kreuzfahrtschiffen gibt es auch sehr kreative Ansätze. So werden Touristen im australischen Vic-toria aktiv einbezogen, indem sie Müll sammeln oder Unkraut jäten, während sie Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum besuchen. In Ras Al Khaimah, dem nördlichsten der Vereinigten Emira-te, sorgt ein eigener Masterplan zum Thema Nachhaltigkeit für Gesprächsstoff und auch die Mil-lionenmetropole Hongkong überrascht mit nachhaltigen Umweltschutzprojekten inmitten grüner Natur.
Hongkong: Schutz für die Austern!
Hongkongs grünes Herz schlägt wenige Kilometer fernab der glitzernden Wolkenkratzer. Zwei Drittel der chinesischen Sonderverwaltungszone sind nahezu unbebaut. Ein mehrere Hunderte Kilometer lan-ges Netz von Wanderwegen durchzieht die hügelige Inselwelt. 40 Prozent davon stehen unter Natur-schutz und bieten Lebensraum für endemische Tier- und Pflanzenarten. Die Non-Profit-Organisation Nature Works Hong Kong motiviert Schüler, Studenten und Lehrer sich für den Umweltschutz im Alltag zu engagieren. Vorzeigeprojekt sind die Maßnahmen zur Rettung der Austernriffe in Lau Fau Shan, ganz im Norden von Hongkongs New Territories gelegen. Seit mehr als 700 Jahren gehören Austern zu Hongkongs wichtigsten natürlichen Rohstoffen. Sie bilden nicht nur die Grundlage vieler Seafood-Gerichte, sondern übernehmen auch eine bedeutende Rolle im sensiblen Ökosystem. Eine Auster kann bis zu 100 Liter Wasser täglich filtern und so die Wasserqualität positiv beeinflussen. Jahrelange Überfischung und Kalkabbau haben die Austernriffe rund um Hongkong jedoch fast aussterben las-sen. Auch zur Rettung der 700 Jahre alte Berufstradition der Hongkonger Austernfischer hat Nature Works mit Unterstützung von J.P. Morgan und lokalen Partnern begonnen, die Schalentierriffe in der Deep Bay zu revitalisieren.
Melbourne & Victoria: Besucher jäten Unkraut
Die einzigartige Natur mit ihrer endemischen Tierwelt zu erleben, steht auf der Wunschliste von Austra-lien-Urlaubern an erster Stelle. Diese langfristig zur erhalten ist deshalb für den Tourismussektor des Landes ein zentrales Anliegen. Das neueste Projekt sind die „Wildlife Wonders“ im Regenwald des Cape Otway Nationalparks an der berühmten Great Ocean Road im Bundesstaat Victoria. Die Besu-cher erwartet hier ab Oktober 2019 ein neuer Nature Walk, auf dem sie australische Tiere wie Koala, Kängurus und Nasenbeutler in ihrem Lebensraum kennenlernen können. 30 neue Jobs entstehen in einem angrenzenden Research Centre unweit der Zwölf Apostel Felsformation. Alle Einnahmen der neuen Attraktion fließen in den Artenschutz. Ins Leben gerufen haben das Projekt Lizzie Corke und Shayne Neil, die mit dem Conservation Ecology Centre bereits eine Rettungsstation für verletzte Tiere mit angeschlossener kleiner Lodge leiten. Gestaltet wird das 20 Hektar große Gelände von Brian Mas-sey, der einst für „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ ikonische Schauplätze wie das Dorf Hobbiton erdachte. Auch der Reiseveranstalter Echidna Walkabout aus Melbourne setzt auf sanfte Tierbegeg-nungen inmitten des natürlichen Lebensumfelds. Die Teilnehmer ihrer Touren helfen ganz nebenbei aktiv beim Artenschutz. Gründerin Janine Duffy und ihre Kollegen sammeln mit ihnen Müll oder alte Fischernetze ein, die Robben und andere Meerestiere bedrohen. Bei Ausflügen zu wildlebenden Koa-las wird Unkraut gejätet, das die einheimischen Eukalyptusbäume, die einzigen Nahrungsquelle der Beuteltiere, bedroht.
Ras al Khaimah: Masterplan für nachhaltigen Tourismus
In Ras Al Khaimah, dem Nördlichsten der Vereinigten Arabischen Emirate, soll ein eigener, umfassen-der Plan für nachhaltigen Tourismus die Weichen für die Zukunft stellen. Für das gesamte Emirat sieht ein Abfall-Management-Programm vor, die vorhandenen Deponien bis 2021 um 75 Prozent zu reduzie-ren. 500 Tonnen Papier, Pappe und Plastik, die ohne die Verordnung entsorgt worden wären, wurden bereits innerhalb des ersten Jahres recycelt. Auch ein eigenes Amt für erneuerbare Energien hat Ende 2017 die Arbeit aufgenommen. Unterstützt wird das Emirat bei seinen Nachhaltigkeitsbestrebungen durch die UNWTO. Einen touristischen Schwerpunkt bilden die umweltgerechten Angebote für ein intensives Erleben des Bergmassives des Jebel Jais, der höchsten Erhebung der Vereinigten Arabi-schen Emirate. Bereits in Betrieb sind der Klettersteig Via Ferrata sowie ein Aussichtspark, der die natürlichen Schönheiten auch weniger Sportlichen zugänglich macht.
Dubai Parks and Resorts: Aus Frittierfett wird Bio-Diesel
Die Freizeitparks von Dubai Parks and Resorts setzen auf umweltfreundliche Achtsamkeit. Im Mo-tiongate Park wird altes Frittierfett in Bio-Diesel umgewandelt, und der Verbrauch von Papier wurde in diesem Jahr bereits um fast 90.000 Seiten reduziert, unter anderem durch einfache Anpassung der Standardeinstellungen wie das beidseitige Bedrucken. Gästebefrager und Qualitätsprüfer nutzen bei ihren Rundgängen Tablets statt Papier. Fast alle Fahrzeuge im Park werden mit Strom betrieben, so dass Emissionen im Park auf ein Minimum reduziert werden. Auch bei der in den Emiraten sehr wert-vollen Ressource Wasser wird gespart: Sensoren regeln die Spülmengen in den Toiletten, Pflanzen und Grünanlagen werden nach Möglichkeit gezielt und ohne Sprinkleranlagen bewässert. Rindenmulch hilft, Wasser länger zu speichern. Im kommenden Jahr soll mit diesen und weiteren Maßnahmen die ISO 14000 Umweltzertifizierung erreicht werden. Im Schwesterpark Legoland Dubai gehören Strohhal-me aus Plastik bereits der Vergangenheit an, während in Bollywood Parks Dubai unter anderem das Warmwasser bereits aus Solarenergie gewonnen wird.
Oceania Cruises: Sail and Sustain mit umweltfreundlichem Trinkwasser
Mit dem Umweltprogramm Sail & Sustain setzt sich die Reederei Oceania Cruises für den Erhalt der wertvollen natürlichen Lebensgrundlagen ein, die für den Unternehmens-Erfolg unerlässlich sind. Eine weitreichende Maßnahme ist die Kooperation mit Vero Water, einem umweltfreundlichen Wasserdestil-lations-System, das seit April 2019 auf allen Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz kommt. Das urheberrecht-lich geschützte Reinigungssystem mit Nano-Filtration und fünf separaten Filterschichten liefert fri-sches, gekühltes Trinkwasser. Dafür wurden Plastikflaschen von Bord verbannt und durch wiederver-wendbare, spülmaschinenfeste Glasflaschen ersetzt. Diese sollen den Verbrauch um mehrere Millio-nen Plastikflaschen im Jahr reduzieren, nicht nur an Bord, sondern auch in den Häfen. Denn alle Oceania-Gäste bekommen eine Flasche, die sie auch während der Landgänge nutzen können.
Sea World Parks & Entertainment: Dem Schutz der Meere verschrieben
In den zwölf Themenparks von Sea World Parks & Entertainment in den USA nimmt das Thema Um-welt- und Naturschutz einen besonderen Stellenwert ein. Mit der Verbannung von Plastik-Trinkhalmen und Einweg-Plastiktüten aus allen Parks kommt SeaWorld seinem Auftrag nach, sich insbesondere für den Schutz der Meere und seiner Bewohner einzusetzen. Auch investiert das Unternehmen in erneuer-bare Energien, wie die kürzlich eröffnete Solaranlage im Wasserpark Aquatica in San Diego in Kalifor-nien. 80 bis 90 Prozent der dort benötigten Kraft kann zukünftig aus Sonnenenergie gewonnen wer-den. Des Weiteren reduzierte SeaWorld zwischen 2014 und 2017 den Ausstoß von Treibhausgasen um neun Prozent. Im gleichen Zeitraum konnte das Recycling von Müll um über 50 Prozent gesteigert werden. Parallel intensiviert das Unternehmen seine Anstrengungen, Lebensmittel für die Parks aus nachhaltigem Anbau und artgerechter Tierhaltung zu beziehen. Hierzu zählen Eier freilaufender Hühner und Kaffee aus kontrolliert biologischem Anbau. Umgesetzt wurden ebenfalls Wassersparmaßnahmen wie das Auffangen von Regenwasser und die Wiederaufbereitung zum Klimatisieren von Gebäuden.
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