Technologien gewinnen auch in der Modeindustrie immer mehr an Bedeutung.
Web Anwendungen, oft von Hongkonger Unternehmern erstellt, helfen dabei, Verbindungen zwischen Käufern und Lieferanten zu verbessern sowie Lagerbestände der Händler in Echtzeit zu managen.
Die Modewebsite Viss etwa ermöglicht es Trendsettern, ihre Styling Ideen online zu teilen. Die Nutzer der Seite können Fotos von ihren Outfits hochladen, Kleidungsstücke via Tag vorstellen, Ideen gleichgesinnter Fashionistas entdecken und Stücke, die ihnen besonders gefallen, direkt via Webseite oder Homepage ordern. 2012 an den Start gegangen, verzeichnet die Homepage monatlich bis zu 18 Millionen Besucher und hat insgesamt 3.8 Millionen registrierte Nutzer weltweit. Die App von Viss hat es zudem in die Top 3 der beliebtesten Fashion Apps des Apple App Store in 14 asiatischen Ländern geschafft.
Trendsetter, die über die Webseite von Viss besonders aktiv Modemarken taggen und teilen, erhalten eine Provision. Je mehr Fotos sie hochladen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass andere Nutzer zum Kauf über Viss animiert werden.
CEO Ivy Wong wollte mit der App eine Lücke füllen. “Auf fast allen E-Commerce Seiten dominiert das Produktangebot, aber es mangelt an Bilderkennungs- und Empfehlungsfunktionen.” Sie ist davon überzeugt, dass die Seite den Modestil “demokratisiert” hat, denn bei der Entstehung von Trends und Kaufempfehlungen, habe dort jeder Mitsprachrecht. “Unsere Nutzer sind immer einen Schritt voraus und prognostizieren Trends, bevor sie Mainstream werden. Unser Ziel ist es daher, sie zu digitalen Unternehmern zu machen.”
Um die geographische Expansion und die weitere Entwicklung der Webseite und der App voranzutreiben, hat Viss finanzielle Unterstützung vom Technologieunternehmen Eight Plus Holding erhalten. “Zu Beginn war es sehr schwierig, einheimische Investoren von unserem Unternehmen zu überzeugen. Einige von ihnen zweifelten an der erfolgreichen Verbindung von Social Media und E-Commerce. Zu unserem Glück war Eight Plus sehr interessiert an dem Konzept,” erläutert Wong die Suche nach einem Investor. Heute hat Viss Partner in Singapur, Japan und Malaysia und weitet derzeit das Geschäft auf Taiwan und das chinesische Festland aus.
Auf der Basis des bisherigen Erfolgs möchte Viss neu entstehende Design Communities bei ihren ersten Schritten unterstützen. “Vielen jungen Designern fehlen die finanziellen Mittel, um einen eigenen Shop zu eröffnen. Wir wollen ein nachhaltiges Umfeld schaffen und den Designern eine Online Plattform bieten, auf der sie lokale und internationale Käufer treffen.”
Im ersten Quartal 2014 hat Viss den Break Even erreicht, profitabel soll es 2015 sein. Dann wird das Angebot auch Viss Baby und Viss Pets umfassen.
Die schnelle Fertigung von Modellen mit akkurater Passform unterstützt die App Techpacker. Saral Kochar, CEO und Mitbegründer, stellte die App im Januar auf der HKTDC Hong Kong Fashion Week vor. Sie umfasst unter anderem ein Werkzeug zur Entwurfsüberarbeitung, das Designern die Möglichkeit bietet, ihre Modelle direkt an das Produktionsunternehmen zu versenden. “Im nächsten Schritt wollen wir Vorlagen anbieten, um Designern mit wenig Erfahrung in der Produktion die Kommunikation zu erleichtern,” erklärt Kochar, der in der Vergangenheit als Produktionsmanager bei American Eagle tätig war.
Die Idee für die App hatte Kochar, als ihn Freunde aus Übersee auf der Suche nach Produzenten auf dem chinesischen Festland kontaktierten. “Ich habe viel Zeit damit verschwendet, ihre genauen Anforderungen zu verstehen. Wenn die Informationen unzureichend sind oder die Kommunikation nicht funktionierte, führte dies zu unnötigen Verspätungen oder fehlerhaften Mustern.”
Mit der Hilfe einer einfachen Excel Tabelle vereinfachte Kochal die Kommunikation zwischen Designern und Produzenten. “Darin sahen wir das größte Potenzial. Ergänzend dazu haben wir uns angesehen, wie Marken wie etwa Tommy Hilfiger und DKNY die Kommunikation zu ihren Herstellern aufbauen, um Zeit- und Qualitätsvorgaben einhalten zu können.”
Techpacker ist kostenlos, aber auf Grund eingeschränkter Ressourcen nicht für jeden verfügbar. “Wir sind sehr wählerisch bei der Auswahl der Modedesigner, um Techpacker weiterhin kostenlos anbieten können. Sozusagen als Gegenleistung arbeiten diese als BETA Tester mit uns zusammen.” Im Moment kooperiert Techpacker mit Designern von Armani Exchange, Ralph Lauren und Victoria’s Secret.
Kochar will mit seiner App eine Gemeinschaft von Produktionsbetrieben aufbauen, die aufstrebende Designer bei der Produktion kleiner Stückzahlen unterstützen Zudem soll die App um weitere Funktionen ergänzt werden, damit Käufer und Hersteller in den Bereichen Kalkulation, Tracking und Qualitätskontrolle zusammenarbeiten können.
Die Zielgruppe der Bolei Digital App sind Modehändler. Das Angebot für Einzelhändler soll die Lücke zwischen dem realen und virtuellen Shop füllen. Produkte werden mit einem Smart Label versehen und der Händler hat so einen Echtzeit-Überblick über den Warenbestand in allen Filialen. Das Verkaufspersonal kann via Tablet, nachvollziehen, in welchem Lager oder Standort sich ein bestimmtes Kleidungsstück in einer bestimmten Farbe befindet und es dem Kunden reservieren oder an eine Adresse seiner Wahl schicken. Da die Kosten für die Entwicklung solcher Technologien für manche Geschäfte unerschwinglich sind, entwickelt Bolei die Software und vermietet sie dann abhängig von Größe und Mitarbeiterzahl des Geschäfts.
Mitbegründer und Commercial Director Napoleon Biggs erläutert, dass Einzelhändler mittlerweile erkennen, dass eine Onlinepräsenz auch die Kundenfrequenz im Geschäft erhöht. “Auf E-Commerce Seiten kommt es häufig vor, dass sich Kunden noch vor dem Check-out gegen einen Einkauf entscheiden, etwa weil sie sich wegen der Größe nicht sicher sind. Mit unserer App addiert der Händler eine physische Komponente. Man kann den Artikel Online reservieren und am selben Tag im Laden abholen.”
Seit Januar arbeitet Bolei Digital mit der Pedder Group zusammen. “Mittlerweile gibt es in drei Hongkonger Geschäften Tablets mit unserer Software. Wir verbinden die Geschäfte, so dass, wenn es zum Beispiel einen bestimmt Schuh in dem Shop im IFC nicht gibt, der Warenbestand der Filiale im Ocean Terminal überprüft werden kann.”
Napoleon Biggs und Managing Director Charlie Bodycote, ehemals Leiter für den Bereich E-Commerce bei Lane Crawford, planen, den sogenannten Omni-Channel Ansatz auch international anzubieten und sind im Moment in Gesprächen mit Investoren.
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